Pascal Nater (links) und seine «Frau» alias Diego Valsecchi zitierten öfter aus den allgemeinen Geschäftsbedingungen des Abends. Bild: Guido Bürgler
Pascal Nater (links) und seine «Frau» alias Diego Valsecchi zitierten öfter aus den allgemeinen Geschäftsbedingungen des Abends. Bild: Guido Bürgler

Bühne

«Es gibt mindestens 50 Schattierungen von Grau»

«Macht Liebe!» hiess das Programm der Satiriker Valsecchi und Nater auf der Kleinbühne Chupferturm in Schwyz. Das Publikum war begeistert.

Rund 50 Personen erlebten am Samstagabend im «Chupferturm» in Schwyz einen höchst vergnüglichen Abend. Das heisst, es konnte oft herzhaft gelacht werden, doch nicht selten blieb einem das Lachen im Halse stecken. Denn die Satiriker Diego Valsecchi und Pascal Nater verschonten in ihrem vierten Programm «Macht Liebe!» niemanden mit Kritik, auch sich selbst nicht. Wie ein Maulwurf förderten sie für alle gut sichtbar Dinge zutage, die man vielleicht lieber im Dunkeln gelassen hätte (Auswüchse des Kapitalismus, Überalterung, Kinderarbeit usw). Zu Beginn erklärte man dem Publikum die AGB des Abends: «Mit dem Kauf des Eintrittsbilletts habt ihr unseren allgemeinen Geschäftsbedingungen zugestimmt», hiess es von der Bühne herab. Von «A» wie «Applaus» bis zu «Z» wie «Zugabe» war alles geregelt, auch der Vermerk, dass das Publikum die Pause selbstständig zu gestalten habe. Ein grosses Thema war der Gleichstellungsartikel aus dem Jahr 1981; und dass dieser auch fast 40 Jahre später noch immer nicht vollständig umgesetzt sei, wurde kritisiert. Schon einem Baby werde – je nach Geschlecht – prophezeit, was dereinst aus ihm werden wird. Aber ein Baby – zirka so gross wie ein Brot – kenne noch keine Kategorien. Es sei im Prinzip ein schreiendes «Pfünderli». «Es ist halt immer noch sehr bequem, schwarz und weiss zu denken, dabei gibt es doch mindestens 50 Schattierungen von Grau», meinte Valsecchi in Anlehnung an einen Bestseller. Das Publikum amüsierte sich aber nicht nur prächtig an den feinsinnigen Gedankenspielen und Wortschöpfungen der beiden Kabarettisten, sondern es genoss auch die zahlreichen, sehr schön klingenden zweistimmigen Songs und Lieder. Pianist Pascal Nater untermalte mit seiner Musik die jeweilige Stimmung auf der Bühne sehr trefflich, ja er lief förmlich zu Höchstleistungen auf, stürzte schliesslich sogar von seinem Stuhl. Als er einmal in ein längeres melancholisches «Moll-Loch» gefallen war, führte ihn seine «Frau» behutsam auf die fröhliche «Dur-Stimmung » zurück. Interessant waren auch zwei Stimmen aus dem Off, die immer wieder ins Geschehen eingriffen. Nach langem Applaus und zwei amüsanten Zugaben verabschiedete sich die Zwei-Mann-Kabarett-Band von der Bühne. «Die beiden werden sicher nach Schwyz zurückkommen», hiess es vonseiten der Kleinbühne Chupferturm.

Bote der Urschweiz / Guido Bürgler

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

02.03.2020

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