Passend zum Thema Raumplanung, war die Bibliothek Werner Oechslin am Donnerstagabend stark verdichtet. Bild: Andreas Seeholzer
Passend zum Thema Raumplanung, war die Bibliothek Werner Oechslin am Donnerstagabend stark verdichtet. Bild: Andreas Seeholzer

Dies & Das

Frühe Vernetzung ist notwendig

An der mit rund 80 Personen überraschend gut besuchten Podiumsdiskussion zur Raumplanung vom Donnerstagabend in der Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln wurde die Wichtigkeit des frühzeitigen Gesprächs unter den Playern betont.

Mit dem Titel «Die Wahrnehmung des öffentlichen Raums: Nutzen und Grenzen der Raumplanung im Kanton Schwyz» wurde für den Anlass geworben. Die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin organisierte diesen qualitativ und quantitativ hervorragend besuchten Anlass in Zusammenarbeit mit dem Architekturforum Schwyz, der Denkmalpflege Kanton Schwyz, der Kulturkommission Kanton Schwyz sowie dem Schwyzer Heimatschutz und ist Teil einer Veranstaltungsreihe zum Thema «Raum-Espace» der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Problematik wurde in einer ersten Runde mit fünf Kurzstatements aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und anschliessend im Gespräch mit dem äusserst aktiv mitwirkenden Publikum erörtert. Die Veranstaltung soll der Startschuss sein für weitere solch offene Diskussionsforen in den nächsten Jahren.


Hoch erfreut über Resonanz


Werner Oechslin zeigte sich hoch erfreut über die vielen Besucherinnen und Besucher. Der Bibliotheksraum war beinahe zu klein für diesen Andrang. «Das ist ein gutes Zeichen», wertete er dieses Interesse. «Es wäre gut, wenn wir in dieser Angelegenheit regelmässig etwas durchführen könnten», gab er seine Zukunftsabsichten preis. «Wir wollen am heutigen Abend nicht referieren, sondern das Gespräch unter all den Akteuren fördern», gab er die Stossrichtung bekannt. Mit dem Buch «Augen auf» begann er seine inhaltlichen Ausführungen. Es gebe bei den Menschen zwei Verhaltensweisen. «Die einen schauen die Pläne an, die anderen die Häuser.» «Augen auf» sei sein erstes Postulat. «Wahrnehmung ist wichtig», war sein Credo. Anja Buschow Oechslin zeigte mit Diabildern unter anderem den ältesten Plan von Einsiedeln, den «Sidlerplan» von Pater Wolfgang Sidler aus dem Jahre 1868. Ende des 19. Jahrhunderts sei es in Einsiedeln um Verdichtung und Aufstockung gegangen. Mit Blick auf heute machte sie Einfamilienhausquartiere und Blockquartiere aus, die in sich selber aber abgeschlossen seien. Ganz schlecht weg kamen in ihrer Beurteilung die Lärmschutzwände an der Wasenmattstrasse oder der Kreisel in Wollerau, der das Dorf kaputt gemacht habe.


«Befinden uns in einem Dschungel»


Pascal Marx referierte als Mitarbeiter der Denkmalpflege über das Thema Raum und das Bundesinventar ISOS und gab Einblicke in seine Arbeitsweise. Isabelle Schwander erläuterte als Präsidentin des Schwyzer Heimatschutzes die rechtlichen Grundlagen. «Seit genau 50 Jahren gibt es den Raumplanungsartikel in der Bundesverfassung», vermeldete sie und führte insgesamt aus über die aktuelle Situation: «Wir befinden uns in einem Dschungel. Gespräche unter den Akteuren sind sehr wichtig.»


«Ein Interessengerangel»


Architekt Lucas Steiner ortete bei der Gestaltung des öffentlichen Raums ein Interessengerangel. Der öffentliche Raum dürfe nicht zu einem Randproblem verkommen. «Ich plädiere generell für höhere Ansprüche», führte er aus. Die Themen «Raumplanung» und «öffentlicher Raum» seien umfangreich und komplex. Sie seien immer irgendwo aktuell, wie zum Beispiel gerade in Gersau, wo über den öffentlichen Zugang zum Seeufer debattiert werde. Es handle sich beim öffentlichen Raum um einen sehr weit gefassten Begriff. «Die einen sehen darin alles, was nicht ausdrücklich privat ist, die anderen sehen den Raum, der für alle öffentlich zugänglich ist, für andere ist es der Erholungs-, Freizeit- und Erlebnisraum.» Der öffentliche Raum sei von grosser Bedeutung für das tägliche Leben und für das gesellschaftliche Zusammenleben. «Ein attraktiver, funktionierender öffentlicher Raum ist der Ort, wo Menschen sich gerne aufhalten, wo sie miteinander in Kontakt treten können und wo sie sich sicher fühlen», so Steiner.


«Gar gegensätzliche Interessen»


In unserer pluralistischen Gesellschaft sei der öffentliche Raum zunehmend ein Raum, wo nicht nur viele verschiedene, sondern zum Teil sogar gegensätzliche Interessen aufeinanderstiessen. Im öffentlichen Raum könne häufig nur noch reagiert werden, wo eigentlich agiert werden sollte. In der Diskussion wurden verschiedene Aspekte angesprochen. In den politischen Gremien seien häufig viele Mitglieder, die an den Themen kein oder ein deutlich zu geringes Interesse hätten. Wie weit der Verkehr die Gestaltung des öffentlichen Raums bestimme. Wie viel Demokratie es brauche oder eben nicht. Wer eigentlich bei Bauten und raumplanerischen Angelegenheiten entscheide oder entscheiden soll. Solche und ähnliche Fragen wurden in die Waagschale geworfen. Diskussionsleiter Franz-Xaver Risi zog ein wichtiges Fazit: «Wichtig ist für die Zukunft, dass die verschiedensten Akteure früher miteinander reden.» Man darf gespannt sein, wie die angeregten Gespräche und Inputs weiterverfolgt werden. Wie sagte es doch Werner Oechslin klipp und klar. «Wir müssen Öffentlichkeit herstellen.»


Einsiedler Anzeiger / Konrad Schuler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

03.09.2019

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