Das Haus an der Lauigasse 19 in Steinen ist als national wertvolles Baudenkmal eingestuft worden. Bild: Andreas Seeholzer
Das Haus an der Lauigasse 19 in Steinen ist als national wertvolles Baudenkmal eingestuft worden. Bild: Andreas Seeholzer

Dies & Das

Käseglocke für 450 000 Franken

Für ein denkmalgeschütztes Haus in Steinen ist eine schweizweit einmalige Vereinbarung getroffen worden. Über die Details wird noch eisern geschwiegen.

Ob es ein denkmalpflegerischer Glücksfall ist, bleibt dem Betrachter überlassen. Klar ist: Für das Haus an der Lauigasse 19 in Steinen sei eine «Sonderlösung» gefunden worden, wie es auf Anfrage beim Amt für Kultur in Schwyz heisst. Die Eigentümerschaft wollte das Haus 2014 abreissen lassen. 2015 ergaben Untersuche des verwendeten Bauholzes ein Fälldatum im Jahr 1305. Der Regierungsrat des Kantons Schwyz gab das Haus 2017 zum Abbruch frei. 2018 erliess das Eidgenössische Departement des Inneren (EDI) mit einer superprovisorischen Verfügung ein Veränderungs- und Abbruchverbot. Über vier Jahre wurde verhandelt, und nun wurde eine Lösung gefunden: Über das Haus aus der Zeit um 1300 wird für 450 000 Franken eine Käseglocke gehängt. Heisst: Das Haus soll für die kommenden 50 Jahre erhalten bleiben, aber nicht genutzt werden. Dies ist einem derzeit in der Gemeinde Steinen aufliegenden Baugesuch zu entnehmen.

BAK will zu gegebener Zeit informieren


Das Bundesamt für Kultur (BAK) werde zu gegebener Zeit via Medienmitteilung informieren, mehr ist dazu aus Bern nicht zu erfahren. Auch die Schwyzer Denkmalpflegerin Monika Twerenbold hält sich bedeckt, sagt aber, dass die Schwyzer Regierung das Haus unter Schutz gestellt habe, indem das Haus in das Kantonale Schutzinventar (KSI) aufgenommen worden sei. Details zum Haus sind im Inventar aber noch nicht zu finden (siehe Box). Laut dem Baugesuch hat das Bundesamt für Kultur die Bauherrschaft übernommen. Im marginal gehaltenen Gesuch findet sich nebst den aufgeführten Kosten von 450 000 Franken kein eigentlicher Baubeschrieb.

Brandschutz als Quelle


Einzig im Brandschutznachweis finden sich einige Informationen: Darin heisst es, dass das Haus seit 40 Jahren nicht mehr bewohnt sei und es jetzt saniert werde, «damit es für die Nachwelt erhalten bleibt». Und weiter: «Das Haus ist so zu sanieren, dass es für die nächsten 50 Jahre stehen bleibt. Hierbei ist darauf zu achten, dass so wenig wie möglich von der wertvollen Gebäudesubstanz verloren geht. Um die Statik nicht unnötig durch äusserliche Einflüsse wie durch das Eindringen von Wasser zu belasten, muss das Gebäude so gut wie möglich dicht sein.» Grundsätzlich stehe das Haus leer, heisst es im Brandschutznachweis weiter. Trotzdem könne es vorkommen, dass das Haus für gewisse Untersuchungen künftig geöffnet werden müsse. Damit es zu keinen Personenunfällen komme, müsse die Sicherheit beim Betreten des Hauses gewährleistet sein. «Absturzsicherungen in Form von Geländer müssen erstellt und Decken, welche statisch nicht halten, müssen ausgebessert werden.» Das Haus soll nach der Renovation nicht bewohnt werden: «Es werden weder Küche, Nasszelle, Heizung noch sonstige sanitäre Anlagen eingebaut. Auch wird das Haus nicht gedämmt, weder von aussen noch von innen.» Die Eigentümerschaft, die nicht mit Namen genannt werden will, bestätigt, dass mit dem Bundesamt für Kultur eine Vereinbarung getroffen worden sei, «mit der beide Seiten leben können». Das Haus soll künftig nicht als Museum genutzt werden, heisst es seitens Eigentümerschaft weiter, könne aber interessierten Kreisen unter Voranmeldung zugänglich gemacht werden. Über die Abgeltung für das Nichtbenutzen sei Stillschweigen vereinbart worden. Für Bauten, die als national schützenswerte Baudenkmäler eingestuft worden sind, übernimmt der Kanton 25 Prozent der subventionsberechtigten baulichen Massnahmen, der Bund 75 Prozent.



Das Haus mit Holz von 1305


Der Blockbau Lauigasse 19 in Steinen gehöre zu den ältesten in der Schweiz erhaltenen mittelalterlichen Wohnhäusern in Holzbautechnik. Dies heisst es auf Anfrage bei der Schwyzer Staatskanzlei. Das Haus besitze die typischen Merkmale der spätmittelalterlichen Holzbauten der Innerschweiz. Die Untersuchung der Baute habe gezeigt, dass die Bausubstanz aus dem frühen 14. Jahrhundert in beträchtlichem Mass bis hinauf zur Dachkonstruktion erhalten sei. «Damit liegt hier ein seltenes Beispiel eines 700-jährigen hölzernen Wohnhauses vor.» Eigenwert, Stellenwert und historischer Wert des Wohnhauses seien als sehr hoch einzustufen. Bereits die Begehung durch die Bauernhausforschung 1985 habe wichtige Hinweise zum beträchtlichen Alter der Liegenschaft gegeben. Die im Jahr 2015 durchgeführten Untersuchungen ergaben für das verwendete Bauholz ein Fälldatum im Jahr 1305. Die für die Konstruktion gefällten Nadelbäume waren alle über hundertjährig und waren in dichten Wäldern auf 1000 bis 1200 Metern über Meer gewachsen – sie stammen also aus höheren Lagen, als das auf rund 500 Meter über Meer liegende Wohnhaus. Die Ausbauphasen konnten dem 16., dem 19. und dem 20. Jahrhundert zugewiesen werden. Die in den frischen Verputz des im Nordwesten ergänzten Kellerraums gestrichene Jahreszahl 1547 bestätigt die am Bau erkennbaren Veränderungen. In denselben Zeithorizont gehören Teile der Innenausstattung, so das in der grossen Stube erhaltene Täfer und ein in die Wand eingeschnittener Kasten. Dem 19. Jahrhundert sind die Fenster in ihrer heutigen Form und Grösse sowie die Erneuerung der Beheizung mit einem Kachelofen zuzuordnen. Die jüngsten Anbauten und Veränderungen im Osten entsprechen einer Umformung der Laube und bilden im Wesentlichen eine Erweiterung des inneren Nutzraums. Das Wohnhaus wird seit 40 bis 50 Jahren nicht mehr kontinuierlich zu Wohnzwecken genutzt, sondern dient vorwiegend als Lagerraum und wurde zeitweise auch als Brennraum zur Obstverwertung verwendet. Dementsprechend fanden seither kaum mehr nennenswerte bauliche Veränderungen statt.


Bote der Urschweiz / Andreas Seeholzer

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

01.07.2023

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