Ausschnitt aus der Ausstellung Sakrale Sackbilder im Museum Fram: «Ohr Auge Mund». Fotos: Franziska Schwitter
Ausschnitt aus der Ausstellung Sakrale Sackbilder im Museum Fram: «Ohr Auge Mund». Fotos: Franziska Schwitter

Kunst & Design

Sackstark und zugleich schlicht

Nur noch wenige Tage im Museum Fram, Einsiedeln, zu sehen: Sakrale Sackbilder Das Museum Fram zeigt zurzeit Bilder des eben verstorbenen Immensee-Missionars und ehemaligen Präfekten und Lehrers Pablo Meier. Der Künstler nennt sie sakrale Sackbilder. Doch was streng kirchlich tönt, kommt modern, universell daher und besticht durch Farbe, Form und Auslassung.

Rund vierzig ausrangierte Kaffeesäcke sind in der aktuellen Fram-Ausstellung zu sehen. Bilder auf Kaffeesäcken, welche der Immenseer Künstler Pablo Meier in den letzten zwanzig Jahren geschaffen hat. Darauf sind abstarkte, sehr dekorative Symbole, Formen mit Guache und Farbpigmenten gemalt, welche der Künstler aus religiöser und philosophischer Motivation gestaltet hat.

Der Kaffeesack als Symbol der Ungerechtigkeit


Dass sein Alterswerk in den letzten zwanzig Jahren dieses Sujet fand, liegt an Pablo Meiers eigenen Erfahrungen als Missionar im heutigen Simbabwe, Peru und Kolumbien. Dort lebte er mit den einfachsten Kaffeebauern und erlebte hautnah, wie sie ausgebeutet werden – wie sie schuften, aber nie auf einen grünen Zweig kommen können. Ihnen wollte er mit seinen Sackbildern eine Stimme geben, sie unterstützen, neue Gerechtigkeit schaffen. Auf gebrauchten Wegwerfsäcken Malen als Protest gegen die Unmenschlichkeit. Weil er dies auch selber in Bildern darstellte, wurde er im damaligen Rhodesien zur Persona non grata und musste wegen angeblicher «communistic infiltration» das Land und sein Einsatzgebiet verlassen.

Bilder sagen mehr als Tausend Worte


Pablo Meier, der die Kunstgewerbeschule Luzern besuchte, in New York Pädagogik und Psychologie studierte, dieses Wissen als Gymnasiallehrer in Immensee weitergab und jahrelang auch als Internatsleiter tätig war, hatte als Seelsorger bald eine Einsicht: Mit Bildern kann ich Menschen viel besser mitteilen, was ich ausdrucken möchte als in einer Predigt. Deshalb kam er bei seinen Kircheneinsätzen regelmässig mit Sackbildern und versuchte auf diese Weise, christliches Gedankengut an Frau, Mann und Kind zu bringen.

Verwandte entdeckten die Fülle seiner Werke


Dass sein Alterswerk nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird, ist seinem familiären Umfeld zu verdanken. Eine Nichte und ein Neffe entdeckten die künstlerische Bedeutung seines Alterswerks: Zeno Schneider, selber Künstler und ehemaliger Arzt in Einsiedeln und Prisca Bruggisser, Musiktherapeutin, Kölliken, beschlossen, währende den Aufführungen der neusten Ausgabe des Einsiedler Welttheaters 2020 im Museum Fram diese Werke auszustellen. Leider kam Corona dazwischen und nun – sechs Wochen vor der jetzigen geplanten Vernissage – ist Pablo Meier 87-jährig verstorben. Die «Spurensuche nach dem Geheimnis » (Untertitel der Ausstellung) ist nun noch bis am kommenden Sonntag im Museum Fram (ab Mittwoch, jeweils von 14 bis 19 Uhr) zu sehen. Dabei kann man dem Künstler selber begegnen: im Filmporträt, das die Ausstellungsmacher 2019 in Auftrag gegeben haben. Für Interessierte ist diese Begegnung auf Youtube unter «Sacrale Sackbilder – Pablo Meier» abrufbar. Darin sagt Pablo Meier den Satz, den sein Werk auszeichnet: «Sakral bedeutet nicht fromm – sondern letzte Innerlichkeit. Das was dich und mich absolut angeht und uns in die Mitte des Lebens bringt.»

Einsiedler Anzeiger / mitg.

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

05.10.2021

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