Bühne

Musik

Kein Zucker mehr, dafür recht viel Paprika

Das Theater Arth spielt eine entstaubte «Gräfin Mariza» witzig, mit vielen Überraschungen und sehr überzeugend.

Vor zehn Jahren ist die Operettenbühne Arth mit zwei Absichten angetreten: die zuckertriefenden Inszenierungen zu «entsüssen», die Handlungen zu entstauben, trotzdem den Charakter der Operetten zu erhalten und gleichzeitig auch noch die Jugend mitzunehmen. Jetzt ist die letzte Spielsaison von Theaterpräsident Sandro Forni angelaufen, und jeder kann feststellen: Es ist erneut gelungen.

«Gräfin Mariza» legt nach den Erfolgen der letzten Jahre noch einen drauf. Der schwülstig-adlige Hintergrund ist so gut wie verschwunden. Mariza als reichste Frau Ungarns könnte ebenso gut eine erfolgreiche Unternehmerin sein, und all die weiteren Rollen haben starken Alltagscharakter.

Witzige Wortspiele und Anspielungen

Wesentlich ist dies der Bearbeitung durch Regisseurin Elja-Duša Kedveš zu verdanken. Sie hat die Musik nicht angetastet, aber die Handlung und die Dialoge zeitgenössisch angepasst. Immer wieder tauchen Wortwitz und Pointen auf, die offene Lacher auslösen. Es gelingt Kedveš, trotz dieser Aktualisierung den Charme der Operette zu erhalten. Es kommt kein wienerisch-zuckriger Schmäh mehr vor, aber recht viel Paprika und Czardas. Im Bühnenbild dominiert sogar eine übergrosse rote Paprikaschote.

Das Bühnenbild von Claudia Tolusso nimmt die neue Spielanlage gekonnt auf. Es wird auf vier Ebenen gespielt. Eigentlich sind es drei Akte, die aber in sieben oder mehr Bilder aufgelöst werden. Diese fliessen dank aufwendiger Lichttechnik und Projektionen derart sanft ineinander über, dass der Zuschauer sich verblüfft plötzlich in einer neuen Szene findet. Die Bühnentechnik lässt sogar Kraniche und Bienen fliegen. Auch wird nicht an Requisiten gespart. Faszinierend sind die rund 200 Kostüme von Ruth Mächler – ein Feuerwerk von Farben und Ideen.

Tragend über die ganze Dauer ist natürlich die Musik von Emmerich Kálmán, mit vielen bekannten Melodien. Dirigent Beat Blättler und die Regie sind ein eingeschworenes Team, das sich da gegenseitig perfekt versteht und nicht einschränkt.

Tassilo mit fantastischer Stimme

Auch wenn darauf geachtet wurde, die Handlung möglichst breit aufzuteilen: Es sind doch zwei Hauptrollen, die herausragen. Mit seiner kräftigen Tenorstimme, nahe am Bariton, dominiert Simon Witzig als Tassilo die Bühne, auch schauspielerisch überzeugend. Mélanie Adami als Gräfin Mariza gibt mit einem prägnanten Sopran die umworbene und verliebte Schlossherrin überzeugend stark. Madeleine Merz als Wahrsagerin verblüfft mit einem schwierigen Koloratursopran, Rahel Bünter als wirblige Lisa mit einer feinen Stimme. Und dann das Theaterblut Jonathan Prelicz: Als Zsupan spielt er absolut begeisternd und akzentbetont sozusagen den Schauspieler im Schauspiel.

Andreas Büchler als Populescu und Marius Meier als Tschekko sorgen perfekt für die komödiantischen Rollen. Gaby Keller als Tante Bozena und Thomas Prelicz als Claus Thaler treten im Schlussbild als erlösende Figuren für alle Verwirrungen auf – während Ga­briel Martinez als Geiger Zafar immer mit seinen Melodien da ist, oft unbemerkt und doch präsent. Diese Protagonisten werden durch den starken Chor, die Komparsen und ein Ballett mitgetragen.

Also: Charakter und Qualität von «Gräfin Mariza» sind erhalten geblieben, aber entstaubt und modernisiert. Die Handlung enthält Sehnsucht, Verwirrungen, Romantik, Komik, ungarischen Charme, Verliebtheit, einen Schuss Erotik und grandiose Musik mit tollen Stimmen.

 

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne
  • Musik

Publiziert am

27.01.2025

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