Musik
Neuer Post-Hardcore von alten Bekannten
Mathias Marty (Lahar), Tobi Zehnder (Lyvten) und Nico Reichlin (Modest Wealth) machen mit Bagage gemeinsame Sache.
Lächelnd sitzen sie auf dem Sofa des Proberaums von Seven Years Gone im Goldauer Aeschi. «Es hat sich alles so gut zusammengefügt», sagen Mathias Marty (ehemals Lahar) und Tobi Zehnder (ehemals Lyvten). Der Küssnachter Gitarrist und der Ibächler Schlagzeuger kennen sich seit Jahren, haben bereits miteinander bei Das Empire Musik gemacht. Das Schaffen der Hardcoreband wurde 2014 beendet, die Freundschaft der beiden Musiker blieb. Tobi Zehnder war während der letzten Jahre mit Lyvten unterwegs, während Mathias Marty sich derweil alleine in seinen vier Wänden mit Musik beschäftigte. «Es gibt für mich kein Leben ohne Musik, es ist ein Bedürfnis, Songs zu schreiben», sagt er. Wenn seine beiden Kinder schliefen, habe er stundenlang an seinem Bürotisch über neuen Songs gebrütet, an Riffs gefeilt, Sounds überarbeitet. Entstanden sind dabei rund 25 Songideen, die er in seinem eigens eingerichteten Studio zu Hause aufnahm. «Während ich noch stets mit Lyvten als Schlagzeuger unterwegs war, hat mir Mathias immer wieder mal Songs zugespielt», sagt Tobi Zehnder, «mir gefiel sein Songwriting von Beginn an.» Deswegen teilte er Mathias Marty auch immer wieder mit, dass diese Musik zu schade sei, um sie einfach zu Hause zu horten. «Du musst raus damit», hat Tobi Zehnder gesagt und heimlich gehofft, dass Mathias Marty keinen anderen Schlagzeuger anfragt, um eine Band zu gründen. Gleichzeitig hat sich Mathias Marty keinen anderen Kandidaten fürs Schlagzeug als Tobi Zehnder vorstellen können. Auch er hat insgeheim gehofft, dass Tobi eines Tages Zeit für seine Musik finden würde.
Es war denn wie eine Fügung, als das Ende von Lyvten bekannt wurde. «Tobi hat mich angerufen, dass Lyv-ten ihr Banddasein beendet», meint Mathias Marty. Da war klar: Die beiden Musiker wollen einen gemeinsamen musikalischen Weg gehen. Bagage wurde ins Leben gerufen. Durch einen gemeinsamen Konzertbesuch lernte man Nico Reichlin näher kennen. Dieser war vor geraumer Zeit als Musikerduo Modest Wealth eher im ruhigeren Folk-Pop unterwegs. Er war sofort Feuer und Flamme, als man ihn zur Probe ins Aeschi nach Goldau einlud, um den Bass zu übernehmen. «Wir haben uns von Anfang an verstanden – in musikalischer Hinsicht wie auch hinsichtlich unserer Lebensphilosophien», meint Marty.
«Mit Nico haben wir einen talentierten Texter an Bord»
Durch Nico Reichlins Einzug in die Band konnten die Songs fertiggestellt werden. «Ich habe mich immer schwergetan mit dem Schreiben von Songtexten», meint Marty. «Mit Nico haben wir einen talentierten Texter an Bord.» Die allermeisten Songtexte und Gesangsmelodien stammen aus der Feder von Nico Reichlin. Stilistisch ist man mit Metal, Punk, Hardcore unterwegs. Wenn die Band es benennen müsste, würde sie es Post-Hardcore nennen. Die erste Single «Curious» wird heute Freitag veröffentlicht, sie ist eher dem härteren Bereich zugeordnet. Beim Reinhören in die Songs im Proberaum wird klar: Diese Band ist enorm vielseitig. Es gibt Punkparts, ruhigere Emo-Klänge, rabiate, wütende Screams, die dann wiederum in eine eingängigen, beinahe poppig-angehauchte Refrain-Gesangsmelodie übergehen können. Die Message des Songs «Curious» benennt Nico Reichlin als «sehr klar». In den allermeisten Songs arbeitet der Musiker mehr mit Metaphern. Er verpackt Grundideen, verstrickt sie in Widersprüchen. Er spielt gerne mit Wortfetzen, Gedanken. «Ich finde es interessant, dass ich einen Song anders interpretieren kann, als jeder andere Hörer oder jede andere Hörerin», sagt Reichlin.
Erstes Konzert im Gaswerk
Am 1. Februar spielt die Band ihr erstes Konzert im Rahmen von «Krach im Werk» im Gaswerk in Seewen gemeinsam mit der deutschen Band Das Blühende Leben. Die Band freut sich riesig auf das Konzert. Anschliessend wird man auf die Suche nach weiteren Konzertmöglichkeiten gehen. Allerdings ist die Band ohne grosse Ambitionen unterwegs. «Wir leben nicht in der Illusion, dass die Welt auf uns gewartet hat», lächelt Mathias Marty. Er vergleicht sein musikalisches Schaffen mit dem Hobby Fussball. «Wenn ich es liebe, Fussball zu spielen, gehe ich mit Freude wöchentlich ins Training. Wenn ich dann noch ab und zu einen Match spielen darf, erfüllt mich das. So sehe ich das mit unserer Band: Das Wichtigste ist, dass wir gemeinsam Musik machen können, und dies in einer Welt, die täglich traurige Schlagzeilen hervorbringt. Wir sind privilegiert.»
Bote der Urschweiz / Nicole Auf der Maur
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Bote der Urschweiz
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