Mit Liedern im Stil von Nordic Ritual Folk verarbeitet Piri Betschart den Suizid seines Vaters. Bild: PD
Mit Liedern im Stil von Nordic Ritual Folk verarbeitet Piri Betschart den Suizid seines Vaters. Bild: PD

Musik

Piri Betschart: Konzept-Album mit Nordisch Folk im Muotathaler Dialekt

Infinitas-Drummer Piri Betschart verarbeitet in einem Soloprojekt den Verlust seines Vaters.

Der Muotathaler Musiker Piri Betschart (Drummer bei Infinitas) hat seinen ganz eigenen Weg gefunden, den Suizid seines Vaters und dass er ihn auffand, zu verarbeiten. Während eines zehntägigen Dunkel-Retreats erwuchs in ihm die Idee für das Soloprojekt «Chalbärä». Die Zeit in völliger Dunkelheit und ohne Technologie inspirierte den 37-Jährigen, dieses einschneidende Ereignis in verschiedenen Nordic-Ritual-Folk-Songs zu verarbeiten. «Einfach nur ich allein und die Dunkelheit. Da hat man jede Menge Zeit zum Studieren, und man wird sehr feinfühlig», erzählt Piri Betschart. «Ich habe in dieser Zeit viele Eingebungen erleben dürfen.» Diese spezielle Erfahrung habe ihm aber nicht nur geholfen, wieder in die Gänge zu kommen, sondern ihm kamen Song-, Text- und Themenideen, aber auch Logo, Albumcover und Videoclips für das Projekt «Chalbärä» habe er vor seinem inneren Auge deutlich gesehen. «Ich habe mir viele Notizen gemacht», führt er weiter aus und fügt lachend hinzu, «ja, genau, im Dunkeln, und ich kann sie sogar noch lesen.»

 

Über 1000 Streams auf Spotify

In diesem Konzept-Album verbindet Betschart nordisch-schamanische Folk-Klänge mit urigem Muotathaler Dialekt, woraus Musik entstanden ist, die rau, erdig und gefühlsgeladen ist. Der erste Song «Äschä stübt mee» handle von den tiefgreifenden Auswirkungen einer verstorbenen Seele, deren Überreste zu Asche geworden sind. «Der Text befasst sich mit der paradoxen Vorstellung, dass die Erinnerung an eine verstorbene geliebte Person mehr Emotionen und Aufruhr auslösen kann als ihre weitere Existenz », erklärt Piri Betschart. Schon einen Monat nach dem Erscheinen Mitte Juni habe «Äsche stübt mee» über 1000 Streams alleine auf Spotify erreicht, freut sich der Musiker. Am 7. August erscheint bereits die zweite Single «Gäll Dädi Gäll». Dieser tiefgründige Song reflektiere die Suche nach Anerkennung und die oft getragenen Masken, um diese zu erreichen, erklärt der Muotathaler: «Der Song betont, dass wahre Akzeptanz in der Authentizität liegt, und er inspiriert dazu, die Masken fallen zu lassen.» Insgesamt sollen noch acht bis zehn Singles erscheinen, die am Schluss ein Konzept-Album ergeben. «Einige sind schon bereit und fertig, andere gammeln seit fünf Monaten herum, und ich kann sie noch nicht abschliessen, da der letzte Funken noch fehlt», erzählt der Musiker.

 

«Chalbärä» triffts gleich dreifach

Vorerst sei «Chalbärä» ein reines Soloprojekt, er schliesse aber nicht aus, die Songs nach Abschluss des Albums zusammen mit anderen Musikern live zu spielen. Das Dialektwort «chalbärä» habe drei Bedeutungen, die alle perfekt auf seinen Prozess zutreffen würden, erklärt Piri Betschart. Einerseits bezieht er die ursprüngliche Bedeutung von «chalbärä» – wenn eine Kuh ein Kalb gebärt – im Sinne einer Neugeburt auf sein eigenes Leben: «Nach dem Dunkel-Retreat fühlte ich mich wirklich etwas wie frisch geboren.» Andererseits sei aber auch «herumchalbern», also Blödsinn machen, treffend. Nach dem schweren Verlust seines Vaters habe er irgendwann gemerkt, wie wichtig es sei, das innere Kind herauszulassen, herumzuchalbern. «I chalbäräti nu» hingegen stehe für «Mach doch nicht so ein Theater!» oder «Lass mal den Fünfer gerade sein!». Ihm sei nämlich auch bewusst geworden, dass Jammern nichts bringe. «Ändere etwas, oder finde dich damit ab», so der Muotathaler.

 

Bote der Urschweiz / Nadine Annen

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

23.07.2024

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