Diese Einsiedler Delegation nahm den Anerkennungspreis entgegen mit der Unterstützung von Regierungsrat Xaver Schuler (2.v.r.).  Foto: zvg
Diese Einsiedler Delegation nahm den Anerkennungspreis entgegen mit der Unterstützung von Regierungsrat Xaver Schuler (2.v.r.). Foto: zvg

Bühne

Dies & Das

100-jährige Theatertradition mit Zukunft – Welttheater erhält Anerkennungspreis

Am Donnerstagabend überreichte die Albert Koechlin Stiftung im Hotel Schweizerhof in Luzern die vier Anerkennungspreise des Jahres 2024. Unter den Preisträgern war auch die Welttheatergesellschaft Einsiedeln.

Eine stattliche Delegation reiste aus dem Klosterdorf und dem Kanton Schwyz in die Leuchtenstadt, um der Preisverleihung beizuwohnen. Selbstverständlich nahm der Vorstand, angeführt von Präsident Hanspeter James Kälin, in corpere teil. Die Welttheaterfamilie wurde ergänzt durch die Produktionsleiterin Claudia Capecchi, Spielbüroleiterein Romy Shaqiri, Livio Andreina mit Annamaria Glaudemans von der künstlerischen Leitung der Spielsaison 2024. Ebenfalls Teil der Einsiedler Delegation war Bezirksammann Hanspeter Egli und Kultur-Bezirksrätin Leta Bolli. Der Vorsteher des Klosters Einsiedeln, Abt Urban Federer, liess es sich nicht nehmen und wohnte der Preisverleihung ebenfalls bei. Der Kanton Schwyz wurde von Regierungsrat Xaver Schuler und dem kantonalen Kulturbeauftragten Franz Xaver Risi vertreten.

 

108 Preisträger

Die Verleihung startete mit einem musikalischen Intro von Maria und Fränggi Gehrig. Das musikalische Geschwister-Duo vermochte mit ihren melancholischen Melodien die Anwesenden ein bisschen in Trance zu versetzen. Nach diesem Musikauftakt der Andermatter Geschwister ergriff der Stiftungsratspräsident der Albert Koechlin Stiftung AKS Peter Kasper im altehrwürdigen Zeugheersaal des Hotels Schweizerhof in Luzern das Wort. Neben vielen ehemaligen Preisträgern waren auch verschiedene aktuelle und ehemalige Würdenträger anzutreffen. Diese begrüsste er in globo. Einzig Abt Urban wurde vom Präsidenten extra erwähnt. Es sei dies die nun 26. Verleihung des Anerkennungspreises, welche im Sinne der Stiftung (Für Mensch und Lebensraum) durchgeführt werde. Am Ende der Übergabe werde somit der 108. Preisträger, die Welttheatergesellschaft Einsiedeln, ausgezeichnet. Was alle Preisträger gemeinsam haben: der Mensch stehe im Zentrum. Zur effektiven Preisverleihung übergab Peter Kasper das Wort an Sabine Dahinden Carrel. Die SRF Moderatorin begrüsste in ihrer sympathischen Art im schönen Saal das wohl schönste Publikum. Derart geschmeichelt war ihr so ein erster Applaus sicher. Mittels einer kurzen Anmoderation leitete sie jeweils auf einen kleinen Film hin. Diese Filme zeigten jeweils die verschiedenen Preisträger und ihr Wirkungsumfeld. Jeder Preisträger durfte sich zudem einem kurzen Interview stellen, bevor die Preise durch Stiftungsrätin Josefine Affentranger und Geschäftsführerin Marianne Schnarwiler übergeben wurden.

 

Das Beste zum Schluss

Und ganz zum Schluss war die Reihe an Hanspeter James Kälin, also dem Einsiedler Welt-theater, den Anerkennungspreis in der Höhe von 70’000 Franken entgegenzunehmen. Etwas unglücklich war, dass die Preise nach dem Ende der Spielsaison bekannt gegeben wurde. Somit war ein Filmen der eigentlichen Tätigkeit nicht mehr möglich. Doch die Lösung war nah. Der Präsident entführte die TV-Frau kurzerhand in den 100-jährigen Fundus des Welttheaters. Ergänzt wurden die Aufnahmen aus den Filmaufnahmen von Franz Kälin der Spielperiode 2024. In der anschliessenden Fragerunde stellte sich auch Präsident Kälin den Fragen von Dahinden. Die erste Frage war, ob das Welttheater ein soziales Auffangnetz sei. «Wenn man in Einsiedeln ist und das Welttheater ist angesagt, kennt jede und jeder jemanden, der da mitmacht », begann er seine Antwort. Weiter führte er aus: «Am Welttheatertag im September vor der Saison wird geschaut, was jede Person mitbringt für die angehende Spielsaison. Und gemäss diesem Können wird er oder sie dann auch eingesetzt. Das Mitmachen steht allen offen.» Dahinden fragte dann nach, er habe ja auch mal gesagt, es sei ein Leuchtturmprojekt. Lachend antwortete er: «Wo gibt es den sonst so etwas?» Die Mitmachenden verpflichten sich für rund neun Monate, in etwa die Dauer einer Schwangerschaft, und verzichten auf einiges. Seien dies Ferien oder andere Freizeitaktivitäten. «Und das leuchtet doch ziemlich?» schloss er seine Antwort. Angesprochen auf die mögliche Kritik, dass das Theater nicht gefallen könnte, kam wie aus der Pistole geschossen: «Gut ist, wenn man davon redet.» Dahinden hakte nach und fragte nach dem Mut, welcher der Vorstand Ende der 90er Jahre bewies, zeitgenössische Autoren mit dem Schreiben eines neuen Stückes zu beauftragen. «Ein neues Konzept war im 2000 mutig, aber nichts zu verändern hätte mehr Mut gebraucht. Hätten wir an der romantischen Übersetzung festgehalten, dann gäbe es das Einsiedler Welttheater wohl heute nicht mehr» gab er zu bedenken. Weiter sagte er: «Die Grundidee von Calderon; wie komme ich auf die Welt, welches ist meine Rolle, wie lebe ich und wir trete ich ab, das war im Barock wie auch heute zeitgemäss. Darum war der Entscheid: an der Grundidee festhalten, aber zeitgenössisch umsetzen. Der Erfolg gibt uns recht und das Welttheater wird wohl noch 100 weitere Jahre bestehen.» Als amüsantes Müsterchen aus dem «jamesschen» Welttheaterleben, gab der Präsident die Geschichte des nervösen Geissböckleins aus dem Jahr 2007 zum Besten. Bei einer Aufführung war dieses so nervös, dass es alles fahren liess und den Mönch darstellenden Kälin mit einer besonderen Duftnote überzog. Die Lacher und das Mitgefühl des Publikums waren ihm ob der speziellen Geschichte sicher. 

 

Dankesworte und Abschluss

In seinen Dankesworten wies Hanspeter James Kälin daraufhin, dass diese Preis nicht an den Vorstand gehe. Der Vorstand leiste zwar eine riesige Arbeit, denke das Ganze an, die Umsetzung müsse aber das Spielvolk mit der künstlerischen Leitung machen. «Ich konnte aber nicht alle 500 Personen mitbringen», wand er ein. Was ihm wieder einige Lacher einbrachte. Weiter führte er aus «Das schöne ist, dass die Theatertradition in Einsiedeln lebt und aufrecht erhalten wird. Und dies hat die Albert Koechlin Stiftung erkannt», führte er weiter aus. Weiter sagte er «Der Preis in der Höhe ist ein Ansporn für uns Einsiedler diese Tradition weiterzuführen und ich danke im Namen aller 500 des Spielvolks für die Anerkennung.» Nun war es an Sabine Dahinden Carrel, nochmals auf einen musikalischen Leckerbissen hinzuweisen. Mit den Welttheaterworten im Urner Dialekt «All das ist doch scheen», leitete sie zum Stück «Rastlos» von Maria und Fränggi Gehrig über. Die Abschlussworte lagen dann wieder bei Peter Kasper. Er dankte dem zahlreich erschienenen Publikum und lud zum gemütlichen Teil, einem Apéro riche, in den Nebensaal ein.

 

Einsiedler Anzeiger / René Hensler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

14.01.2025

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