Bühne
Mit ausgezeichneten Spielleuten
Die Premiere des Theaters Alpthal war ausverkauft. Eine vielversprechende Spielsaison nahm ihren Anfang am letzten Samstag.
Soll man es wagen, heute noch Gotthelf-Stücke zu spielen? Ist es nicht schwierig, nach Franz Schnyders opulenten Filmen den Stoff von Albert Bitzius theatergerecht auf die Bühne zu bringen? Die Alpthaler Spielleute wagten in ihrer Mehrzweckhalle den Versuch, nachdem sie unter der Regie von Otti Marty 1997 mit «Ueli der Chnächt» eine glanzvolle Saison erleben durften.
Begrüssung
Liebevoll bat die Präsidentin der Theatergesellschaft bei ihrer Begrüssung den Urheber der Theatertradition im hintern Tal der Alp auf die Bühne. Wie fast zu erwarten, konnte es dieser eingefuchste und verdienstvolle Theatermann nicht lassen, der Aufforderung kostümiert zu folgen. Seine Verkleidung war anlehnend an den Autor des angekündigten Stückes, den Lützelflüh-Pfarrer Albert Bitzius, gewählt. Er trat im kirchlichen Pfarrersrock auf. Zudem sollte es sich zeigen, dass seine Figur, in der Rolle des Erzählers dem Publikum Gelegenheit bot, im äusserst ernsten Stück etwas Luft zu holen. Fast ähnlich wirkte der Einschub des Lieds «Vreneli ab em Guggisberg», vom Kirchenchor Alpthal gefühlvoll gesungen.
Zur Aufführung
Das Stück vorzustellen, wäre Wasser in die Alp getragen. Zum einen gehört es doch mittlerweile zur Allgemeinbildung und zum andern wurde im EA vom 28. Februar das Thema angesprochen. Die fünfzehn sicher wirkenden Protagonisten wussten der bewährten Regie von Otti Marty gekonnt zu folgen. Zur Aufführung «Ueli der Chnächt» vor fünfzehn Jahren war an dieser Stelle zu lesen: Die Regie verfiel nicht der Versuchung, das Stück in eine einengende, altertümlich anmutende Bauernstube zu stellen. Diesem Ausrüstungsstil folgte die Spielleitung auch dieses Jahr. Ein Tisch, ein paar Stühle und diskret hingestellte Landwirtschaftsgeräte reichten aus um vor passend drapierten Vorhang-Stücken die Szenerie ablaufen zu lassen. Die Kleider, von der Bernischen Gesellschaft für das Volkstheater ausgeliehen, vermochten das Verständnis des Stückes zu stützen. Solcherart wirkte die «Predigt» des Emmentaler Pfarrers noch ausgeprägter, auch wenn das ganze im heimeligen Alpeler-Dialekt ablief. N ach der Vorlage des Autors war das Stück in sehr ernstem, ja zeitweise bedrückenden Ton gehalten. Nur unterbrochen von der hausbacken daherkommenden Magd, Bernadette Ochsner bringt diese Figur gekonnt auf die Bretter, oder der laut ihr geglaubtes Recht heischenden Nachkommenschaft des Glunggenbauern.
Premiere gelungen mit wirkenden Figuren
Mit der Figur und dem Wirken des Glunggenbauern, Nick Steiner weiss wirklich passend in diese Rolle zu schlüpfen, führt uns der Autor die Auswirkung der Gier drastisch vor. Dass Vreneli sorgenvoll beobachten muss, wie Ueli in das Fahrwasser dieser Sucht gerät, weiss Sandra Steiner sehr glaubwürdig und eindrucksvoll zu gestalten. Pius Marty zeigt uns einen Ueli, der von falschen Vorstellungen ausgehend in psychische Not gerät. Der Text kommt von ihm überzeugend daher. Bei der Aufführung war da und dort zu beobachten, dass im Versuch, dem Spiel Spannung zu verleihen, dieses etwas starr wirkte. Hilfreich könnte dabei ein wenig mehr Bewegung, ein Schritt in Gedanken hierhin, ein Schritt, Hoffnungslosigkeit andeutend, dahin, für den raumnützenden Ablauf sein. Über alles gesehen erlebten aber die Premierenbesucher in den voll besetzten Stuhlreihen eine eindrückliche Aufführung. Es muss für den Regisseur eine Freude sein, mit einer solch talentierten Truppe zu arbeiten. Wer wieder einmal ein Stück, das etwas zur Besinnung anregt, erleben will, sollte einen Besuch bei den ausgezeichnet agierenden Spielleuten vom Alpthal machen.
Einsiedler Anzeiger
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- Bühne
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