Das Projektteam überreicht Beat Keller die druckfrische neue Dorfchronik (v. l.): Roger Züger, Peter Arbenz, Markus Sutter und Nik Meier.  Bild Rafael Muñoz
Das Projektteam überreicht Beat Keller die druckfrische neue Dorfchronik (v. l.): Roger Züger, Peter Arbenz, Markus Sutter und Nik Meier. Bild Rafael Muñoz

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Literatur

«Nur wer die Vergangenheit versteht, kann richtige Entscheidungen treffen»

Die Buchtaufe der neuen Dorfchronik «Altendorf 2000-2022» geriet unversehens zum grossen Happening. Im voll besetzten Dorfgaden präsentierten der Gemeindepräsident von Altendorf und das Projektteam stolz das neue Werk.

Heimatliebe ist einer jener Begriffe des deutschen Wortschatzes, für den es in vielen anderen Sprachen keine so griffige Bezeichnung gibt. Die Heimatliebe erkläre wohl, dass die Altendörfler Gemeindepräsidenten diese Aufgabe stets so viele Jahre lang ausübten, sag-te Beat Keller, im Amt seit 2014, vorgestern Abend. «Wir wollen unsere Wurzeln nicht verlassen», bekräftigte er bei der Buchtaufe der neuen Chronik im Dorfgaden in Altendorf, weshalb er «mächtig stolz auf das Buch und das Projektteam» sei.

 

Weit über 1000 Arbeitsstunden und 160 Korrekturrunden

Das Projektteam, das sind alt Säckelmeister und Initiator der neuesten Chronik, Markus Suter, der Autor Peter Arbenz, der Kommunikationsprofi Roger Züger und der ehemalige Präsident des Verkehrsvereins Altendorf und gelernte Buchdrucker Nik Meier, der die Aufsicht über die grafische Gestaltung des Buches übernahm. Ein schlagkräftiges Quartett, das weit über 1000 Arbeitsstunden in die Archivrecherche, die Texte, die Bildsuche, das Lektorat sowie in zahllose Sitzungen und die Kommunikation mit Agentur, Fotografin, Gemeinde und Theiler Druck gesteckt hat. Das Ergebnis: der 452 Seiten starke Band «Altendorf 2000-2022». Stolz überreichten sie Beat Keller das erste Exemplar anlässlich der Buchtaufe am Mittwochabend. «Nur wer die Vergangenheit versteht, kann die richtigen Entscheidungen treffen», sagte dieser erfreut und versicherte, es werde ein Werk sein, das stets in der Stube liegen und durchgeblättert werde. Ursprünglich war gar keine Buchvernissage geplant, verriet Roger Züger, der durch die Veranstaltung führte. Sie hätten die Chronik bei der Dorfchilbi präsentieren wollen, dann jedoch den Termin nicht geschafft. Einer eigenen Veranstaltung seien sie skeptisch gegenübergestanden. Interessiert doch vielleicht niemanden. Reichen 50 Stühle? Zur riesigen Freude des Projektteams strömten rund 230 Personen, unter ihnen Landammann Michael Stähli, in den Dorfgaden, der bereits kurz nach der Türöffnung aus allen Nähten zu platzen drohte.

 

Jeden Zettel aufgehoben

Nach den einleitenden Worten von Beat Keller wurde der Autor des Vorbilds für das neueste Buchprojekt auf die Bühne gebeten. Eugen Diethelm, alt Gemeindepräsident und Verfasser der zweiten Chronik «Altendorf 1972-1999», wusste nicht nur die eine oder andere Anekdote zu erzählen. Er verriet auch, wie er im Zeitalter vor der Internetrecherche seinen Fundus pflegte. Jedes Dokument, jede Notiz, die ihm wichtig vorgekommen seien, habe er in ein Kuvert gesteckt. Aber auch Peter Arbenz genoss die physische Recherche im Archiv. Für die ersten fünf Jahre habe er Hunderte alte Ausgaben des March-Anzeigers in der Redaktion in Lachen gewälzt. Eine Arbeit, die ihm Freude bereitet habe, trotz der stets lauernden Gefahr, sich von Sport- oder internationalen Meldungen jener Zeit ablenken zu lassen.

 

Chronik, Zeitzeugen, Fokusthemen

Bereits im Buch von Eugen Diethelm habe es Markus Suter fasziniert, dass viele Zeitzeugen zu Wort kommen. Viele der Menschen, mit denen er damals gesprochen habe, seien heute nicht mehr unter uns, erklärte der alt Gemeindepräsident. «Zeitzeugen sind für eine Chronik wertvoll», sagte er. So reifte der Wunsch, auch in der neuen Chronik den Zeitzeugen einen prominenten Platz einzuräumen, erklärte Suter. Grossformatige Ganzkörperporträts, fotografiert von Carole Arbenz, begleiten die Leser beim Stöbern durch die zwei Jahrzehnte Altendörfler Geschichte. Ergänzt durch eigenhändig verfasste schriftliche Selbstporträts, sei es in Form eines Rückblicks auf die Kindheit in Altendorf oder einer charakteristischen Anekdote. Der dritte Bereich neben der Chronik und den Zeitzeugen ist eine Betrachtung von acht Fokusthemen, von Altendorfs häufigsten Familiennamen über Statistiken bis hin zu einem Stammtischgespräch mit drei Gemeindepräsidenten. Die drei Komplexe sind fliessend ineinander verwoben und bieten ein abwechslungsreiches Leseund Sehvergnügen, zu dem sich eine weitere sinnliche Komponente gesellt. Nik Meier legte Wert darauf, ein Werk zu schaffen, das gut riecht und sich gut anfühlt. Dies können die Leser mit eigenen Händen erfahren, wenn sie über den Buchdeckel streichen oder sich die Wirkung der verschiedenen Papiersorten entfaltet.

 

Ballspiel zum Abschluss

Gegen Ende des Podiumsgesprächs warf Roger Züger dem Gemeindepräsidenten noch einen Ball zu. Auffällig unauffällig hatte er immer wieder die Frage eingestreut, wer wohl die nächsten Freiwilligen sein könnten für eine Chronik der nächsten, vielleicht 25 Jahre? Beat Keller nahm den Ball auf. Er versprach, sich schon in den nächsten Gemeinderatssitzungen für ein neues Projekt einzusetzen. Sehr wahrscheinlich aus Heimatliebe. Die Chronik ist auf der Gemeindeverwaltung Altendorf sowie im Spiel- und Läselade Lachen erhältlich.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Rafael Muñoz

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Literatur

Publiziert am

13.12.2024

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