Dies & Das
Auf den schwindenden Spuren der Märchler Mundart
Das traditionelle Märchlerdeutsch ist mittlerweile fast verschwunden – die jüngere Generation hat ihre Sprechweise der Agglomeration Zürich angeglichen. Wir haben mit einer Expertin darüber gesprochen und uns selbst auf die Suche nach Märchler Ausdrücken gemacht.
Butzi» und «Zigerbrüt» kennt man vielleicht noch von der Fasnacht her – doch was ist mit «Bäle» (Fensterläden) und «chröile» (kratzen)? Die March spricht schon länger kaum mehr Märchlerdeutsch. Dies zeigte sich nicht erst in den Spracherhebungen für den neusten «Dialäkt-Atlas der Schweiz», der 2025 herauskam und den Sprachstand der Schweiz von 1950 bis heute aufzeigt. Dem mag die Lachner Dialekt-Expertin Elvira Jäger zustimmen. Die mittlerweile pensionierte Germanistin, Lehrerin und Journalistin hatte sich dereinst in ihrer Lizenziatsarbeit mit der Märchler Mundart befasst und wirkte unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin am «Sprachatlas der deutschen Schweiz», dem Vorgänger des «Dialäkt-Atlas», mit.
Markantes schwindet
«Am ehesten hört man den Märchler Dialekt noch im Wägital», erklärt sie. Auch die ältere Generation habe ihn sich noch ein Stück weit bewahrt – oftmals seien es aber nur Überbleibsel. Die jüngere oder zugewanderte Generation hingegen hat ihren Dialekt der Agglomeration Zürich angeglichen. Und zwar nicht erst seit Neuestem. Bereits 2007 stellte sie im Rahmen einer kleinen Feldforschung an Sekundarschulen der Region fest, dass die typische Zerdehnung der mittelhochdeutschen Langvokale «aa», «ee» oder «oo» zu «ou» oder «ey» kaum mehr eine Rolle spielt. Oder einfacher gesagt: Nur noch ganz wenige sagen «Oubig», «Leyrer» oder «Broud», stattdessen heisst es nun «Aabig», «Lehrer» und «Brot». Dasselbe geschah in Bezug auf den «Hiatus». Sprich, wo es früher noch «bue» oder «schniie» hiess, heisst es heute mehrheitlich «baue» und «schneie». Einzig in Buttikon hätten sich bei rund der Hälfte der befragten Jugendlichen noch einige Elemente der traditionellen typisch märchlerischen Sprechweise erhalten. Also sprechen nun künftig alle im Grossen und Ganzen «Tsüritütsch», wie die Höfnerinnen und Höfner? «Es gibt eine klare Tendenz», sagt Elvira Jäger. Das zeige sich nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Wortschatz. Ein Beispiel: Wo früher noch «Zuckerchügeli» gebräuchlich war, sagt man heute «Zältli».
Einfluss des Hochdeutschen
Doch auch der Zürcher Dialekt befindet sich im Wandel – wie alle Dialekte in der Schweiz. Dies zeigen die neusten Erhebungen zum «Dialäkt-Atlas». Das Hochdeutsche dringt immer stärker in die Schweizer Dialekt-Landschaft ein, vor allem bei jungen Leuten. Der traditionelle «Summervogel» wird nach und nach zum «Schmätterling», die «Söiblueme» respektive «Ankebluem» oder «Butterblueme» zum «Löwezah», die «Schoss» zur «Schürze», der «Bölle» zur «Zwieble» und der «Härdöpfel» sogar zur «Kartoffel» – wobei sich Letzteres noch nicht flächendeckend durchgesetzt hat. Wird es also Zeit, für die Schweizer Dialekte die Totenglocken zu läuten? So weit ist es wohl noch nicht. Klar ist: Früher gebräuchliche Ausdrücke verändern sich, werden durch neue ersetzt oder verändern ihre Bedeutung. «Goofe» war zum Beispiel einmal ein übliches Wort für «Kinder», heute gilt es als abwertend. Ganz verloren gehen die Dialekte vermutlich nicht – doch sie verwischen sich immer mehr.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Franziska Kohler
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