Kunst & Design
Kunst in Bewegung: Gegensätze, die sich ergänzen
Passend zum Weltfrauentag eröffnete am Freitagabend im Vereins- und Kulturhaus Bahnhof in Bäch eine Doppelausstellung ihre Türen. Marlise Buck und Vivi Linnemann präsentierten ihre Werke, die auf den ersten Blick grundverschieden erscheinen, bei genauerem Hinschauen aber spannungsreiche Dialoge eingehen.
Zusammen mit Al Meier von der Kulturkommission Freienbach verbrachten die beiden Künstlerinnen einen ganzen Tag damit, die Ausstellung zu gestalten und bis ins kleinste Detail zu arrangieren. Linnemanns schwebend-leichte Acrylglasplastiken wurden etwa kurzerhand mit Löffeln an der Seitenwand des Gangs befestigt, um ihre Wirkung im Lichtspiel ideal zur Geltung zu bringen. Marlise Buck wiederum nutzte nicht nur ihre fertigen Kompositionen, sondern platzierte zusätzlich einzelne Teebeutel – als sichtbare Hinweise auf ihre ungewöhnliche künstlerische Methode.
Ausgeklügelte Farbwelten aus Tee
Die Freienbacher Künstlerin Marlise Buck stellt erstmals eine grössere Auswahl ihrer Werke aus, bei denen Tee die zentrale Rolle spielt. Inspiriert wurde sie von einer Reise durch Südafrika, wo sie die kräftigen Farbtöne verschiedener Teesorten entdeckte und anfing, mit deren Farbstoffen auf Papier zu experimentieren. In ihren Arrangements löst sich die natürliche Kolorierung der Teebeutel in Wasser auf, fliesst ineinander und bildet sanfte Übergänge. Zu Beginn arbeitete Buck streng strukturiert und geometrisch. «Anfangs muss-te bei mir alles zusammenhängend und geordnet sein», sagt Buck, «aber heute lasse ich bewusst Zufälle zu, da genau darin die eigentliche Schönheit liegt». Die Farbflächen ergänzt sie intuitiv mit fein gesetzten Linien und Strukturen aus Fäden sowie zeichnerischen Akzenten. Auf diese Weise entspringen subtile Bildwelten, in denen schemenhaft Pflanzen, Insekten oder andere Lebewesen wahrnehmbar werden. Auch ihre Kleinplastiken aus Ton spiegeln diese organische Formensprache und bewusst zugelassene Unperfektheit wider. Sie zeigen abstrahierte Frauenfiguren mit eigenem Charakter, die sich durch Authentizität und eine kraftvolle, lebendige Präsenz auszeichnen.
Emotionen in Acrylglas
Bei der dänischen Künstlerin Vivi Linnemann, die seit kurzem wieder in Zürich lebt, steht nicht das Material aus der Natur, sondern die Wirkung von Helligkeit, Form und Transparenz im Zentrum. Ihre Installationen aus farbigem Acrylglas verändern sich stetig, je nachdem wie das Licht einfällt oder von welcher Position aus man sie betrachtet. Ihre Schöpfungen entstehen instinktiv und aus persönlichen Emotionen heraus. Linnemann verarbeitet darin wichtige Lebensthemen wie Beziehungen, Nähe und Distanz sowie Herausforderungen. Ein Beispiel dafür ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Empty-Nest-Syndrom, das sie spürte, als ihre Tochter erwachsen wurde und ihren eigenen Weg ging. «Ich konnte durch meine Kunst ausdrücken, wie schwer es war, loszulassen – aber auch, wie schön es sein kann zu erkennen, dass Nähe trotz Distanz bleibt», erzählt Linnemann. So wirken ihre Acrylplastiken leicht, schwebend und zugleich emotional tiefgründig. Je nach Blickwinkel kann man Figuren, Tiere oder fantastische Fabelwesen ausmachen. «Meine Plastiken leben mit dem Raum. Sie verändern sich ständig und lassen dem Betrachter viel Spielraum, eigene Interpretationen zu finden.»
Lebhafter Austausch
Al Meier hob in seiner Einführung hervor, wie spannend sich diese zwei so unterschiedlichen künstlerischen Positionen ergänzen: «Hier die eigentümliche und raffinierte Welt von Marlise Buck, dort die leuchtend-transparenten, ständig veränderlichen Skulpturen von Vivi Linnemann – das schafft ein aussergewöhnlich reizvolles Zwiegespräch. » Beim anschliessenden Apéro nutzten viele Besucher die Gelegenheit für einen intensiven Austausch mit den Künstlerinnen. «Ich hätte nie gedacht, dass man mit Teebeuteln solch poetische Bilder erstellen kann», sagte eine Besucherin. Ein anderer meinte über Linnemanns Objekte: «Jede Bewegung, jede Drehung erzeugt etwas Neues – man kann immer wieder hinsehen und nimmt doch etwas anderes wahr.» Die Ausstellung «…fliessend in Bewegung » ist noch bis am 16. März im Vereins- und Kulturhaus Bahnhof in Bäch zu bestaunen. Ein Besuch lohnt sich für alle, die Kunst gerne mit offenen Augen erleben möchten.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Micha Brandstetter
Autor
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