Bühne
Von der Frauenquote beim Rütlischwur
«Wilhelm Tell» zu dritt auf einer kleinen Theaterbühne aufzuführen – geht das? Eine Antwort darauf gaben drei Schauspieler mit dem Stück «tell Tell».
Plötzlich und unvermittelt beginnt es. Zwei Frauen und ein Mann diskutieren auf der Bühne, wie man den Tell zu dritt und mit einem Baby als Anhängsel inszenieren kann. Ihre Lösung dafür ist so eigenwillig wie kreativ: Mittels Filmeinspielungen wurde das Schillersche Drama an Originalschauplätzen (Rütli, Hohle Gasse) und mit Originaltext dargestellt. Neben den Videos fungierte dieTheaterbühne als zweite Ebene, die im Laufe des Stücks unter anderem zur Reflexionsfläche für verschiedene Themen wurde. Gründe dafür, hier auch Angelegenheiten der Frauenemanzipation zu thematisieren, gab es genug, da es eben nicht leicht ist, im Babystress und mit «blutenden Nippeln» den Tell zu mimen. Neben der gendergerechten Anpassung der Sprache des Stücks wurde so beispielsweise auch die Einführung einer Frauenquote beim Rütlischwur gefordert.
Schief sitzende Schnäuzer
Das Wie des Gemacht-Sein der Inszenierung wurde auf beiden Ebenen gnadenlos offengelegt. Diese Zurschaustellung führte dabei zu freiwillig unfreiwilligen Szenen, die an Absurdität und Komik kaum zu überbieten waren. So fanden sich in den Videos nicht nur schief sitzende Schnäuzer, sondern auch ein krakelndes Baby, welches den Dialog der Szene zur Nebensache machen liess. Diese Bewegung einer sich ständig zerstörenden Illusionsbildung wurde aber zugleich durch fiktive Fachtermini der Dramaturgie («dramatische Tarnkappe», «dramatische Zeitlupe»), mit welchen dem Publikum die Konstruktion des Geschehens auf der Bühne und in den Videos (vermeintlich) erklärt wurde, unterminiert. Dies führte während des Stücks paradoxerweise dazu, dass sich ein Schein des Entscheinens konstituierte. Zusammenfassend blieb am Ende der Darstellung der drei Laienschauspieler (mit professioneller Intensität und Präsenz: Anne Lindenberg, Natalie Buda, Daniel Leers) nur ein Fazit: Bitte mehr davon
Bote der Urschweiz (Christoph Arioli)
Autor
Bote der Urschweiz
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- Bühne
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