Musik
Ein Festival mit Weltklasse und Überraschungen
Neben viel Musik war am Schoeck-Festival auch die Verbindung von Othmar Schoeck zum nationalsozialistischen Deutschland ein Thema.
Das Schoeck-Festival, das in Brunnen in der Villa Schoeck stattfand, hat mittlerweile einen Fixplatz im Kulturherbst erobert. Unter der künstlerischen Leitung von Alvaro Schoeck und Chris Walton gelingt es seit der ersten Auflage 2016, mit eigentlichen Highlights und überraschenden Events nicht nur die Musik von Komponist Othmar Schoeck ins Zentrum zu rücken, sondern sich dieser auch auf vielfältigste Weise anzunähern. Vergangene Events sind bereits legendär in der Erinnerung, und auch das diesjährige Programm wird noch über Jahre Gesprächsstoff bieten. Das Mondrian- Ensemble gilt als Formation von Weltformat für moderne klassische Musik. Normalerweise treten die vier Frauen in Konzerthäusern in Wien, Klagenfurt, Basel oder Zürich auf und füllen dort die Säle. Für das Schoeck-Festival machten sie eine Ausnahme und liessen sich auf ein Experiment ein, das vollauf gelungen ist. Vor rund 100 Leuten spielte das Ensemble am Samstagabend in der Werkhalle von Dettling Holzbau in Brunnen und begeisterte von A bis Z. Unglaublich, was für Klänge und Töne die Musikerinnen ihren Instrumenten entlockten. Dabei kamen die Zuhörenden sogar in den Genuss der Uraufführung einer Komposition des erst 22-jährigen Felix Nussbaumer. Die Meinungen waren klar: Es gibt nicht nur «Weltklasse in Zürich». Es gibt auch «Weltklasse in Brunnen». Nussbaumers Musik und die Werke seines Lehrers Dieter Ammann prägten den Abend und setzten einen Kontrapunkt zum Liedzyklus «Gaselen» (op. 38) von Othmar Schoeck, den Studierende der Hochschule Luzern mit Bariton Balduin Schneeberger vortrugen. Gestartet wurde das Festival am Freitag mit einem aktuellen Podium zum Thema «Kunst und Politik im 20. Jahrhundert». Ausgehend von der Kontroverse um die Sammlung Bührle in Zürich, diskutierten die Musikwissenschaftlerin Inga Mai Groote, Historiker und Autor Erich Keller und der US-Musikjournalist Alex Ross, der von New York online zugeschaltet wurde, auch über die Vergangenheit von Othmar Schoeck. Seit der Uraufführung der Oper «Das Schloss Dürande» 1943 in Berlin hängt über Othmar Schoeck der Vorwurf der Nähe zum damaligen Nazi- Deutschland. Darunter dürfte auch seine Karriere gelitten haben. Erst in jüngster Zeit wird wieder unverkrampfter über das Thema und sein Werk geredet. So auch in Brunnen. Schoecks Nachfahren wehren sich nicht gegen Nachforschungen, im Gegenteil, sie regen die Debatte sogar mit grosser Offenheit an.
«Othmar Schoeck ist kein Nazi»
Die Runde war sich einig. Trotz aller Kritik, bei Schoeck hätten nicht zuletzt Karriere- der pekuniäre Gründe zu der Arbeit in Deutschland geführt: «Schoeck war kein Nationalsozialist», so Keller. Kein Neonazi werde sich je auf Schoeck berufen. Trotzdem sei es gut, dass nun versucht werde, die Libretti, die nicht von ihm verfassten Texte, zu «entgiften ». Neben der liebevoll gestalteten Ausstellung zur Freundschaft von Schoeck mit seinem Librettisten und Freund Armin Rüeger dürfte auch die von Lutz Grossmann mit seinem Ensemble aufgeführte Performance «Oh du Narr» lange nachhallen. Ausgehend von den Artefakten im Atelier Schoeck, regte die Truppe mit Spiel und Musik an, über das Festhalten an Dingen zu reflektieren.
Bote der Urschweiz / Jürg Auf der Maur
Autor
Bote der Urschweiz
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- Musik
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