Film
Ex-Junkie in seine Vergangenheit begleitet
Ein Brunner hat eine bewegende Webdoku über die offene Zürcher Drogenszene der 80er- und 90er-Jahre gedreht. Die Diplomarbeit soll jetzt international vermarktet werden.
Ein Jugendlicher aus schwierigen Verhältnissen findet sein vermeintliches Glück in den Drogen. Zuerst Hasch, dann Heroin, ab und zu auch Koks lassen ihn die Geborgenheit spüren, die ihm zu Hause fehlte. Sein junges Leben spielte sich am Zürcher Platzspitz und später am Letten ab, wo der Müll und die gebrauchten Spritzen mehrere Zentimeter hoch zwischen den Gleisen lagen, der Tod ein ständiger Anwesender war und sich alles nur um die Beschaffung und den Konsum vonDrogen drehte. Erzählt wird die Geschichte von der Person, die das hautnah erlebt hat und sich nur schwer und nach mehreren Rückfällen endgültig von den Drogen trennen konnte. Die bewegende Webdokumentation «Highweh» hat etwas Beklemmendes. Die Bilder lassen einen immer wieder schaudern, sodass man am liebsten wegklicken will. Aber dennoch packt einen die Geschichte vom Ex-Junkie Reto S. Erzählt wird sie als Webdoku vom Brunner Marlo Limacher: «Highweh» ist seine Diplomarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste (ZhdK), wo er gerade den Bachelor in der Studienvertiefung «Cast / Audiovisuelle Medien» abgeschlossen hat.
«Drehtage waren oft sehr lustig»
Für ihn sei es spannend zu sehen, wie die Leute auf den Film reagieren. Als Filmer sehe er ihn nämlich mit ganz anderen Augen, erzählt Limacher. «Wenn ich die Bilder sehe, erinnere ich mich eher an die Drehtage, wo wir es hinter der Kamera oft auch sehr lustig hatten», erklärt er. Aus einer Fülle an Informationen und Material musste er eine Auswahl treffen und daraus einen Film konstruieren. Da sei es recht schwierig, abzuschätzen, wie das Endprodukt bei den Zuschauern ankommt.
Viele suchen Glück in den Drogen
Das Thema Drogen und die Schweizer Drogenszene interessiert Limacher schon seit längerer Zeit. Schonwährend seiner Schulzeit habe er sich immer wieder damit befasst: «In meiner Faszination für die Substanzen, die einen Menschen so stark verändern können und in denen so viele ihr Glück suchen, habe ich schon früher viel darüber gelesen und zahlreiche Dokus geschaut», erzählt der Filmemacher. Limacher will mit dem Film aufklären. Obwohl S. darin auch von diesem wohlig warmen Gefühl erzählt, welches die Drogen bei ihm jeweils auslösten, ist Limacher überzeugt, dass die Drogen nicht schöngeredet werden: «Der Film soll aufzeigen, dass die Droge einem eine Welt vorgaukelt, die so nicht existiert.» Dass der Film Prävention leisten kann, war auch der Beweggrund für S., so tiefe Einblicke in sein Leben zu gewähren. Gefunden hat Limacher Reto S. über einen Pastor. Dies sei kein Zufall, erklärt Limacher: Viele Menschen mit Problemen, wie sie Reto hatte, würden im Glauben die Wertschätzung und Annahme erfahren, die sie brauchen. S., der heute in der Jugendarbeit tätig ist und sich für Suchtprävention einsetzt, sei sofort für ein Treffen bereit gewesen. «Er will mit seiner schlimmen Geschichte Positives bewirken», so Limacher.
«Musste mich fast übergeben»
Obwohl bei Limacher der Film an sich eher positive Gefühle auslöst, haben auch ihn die Bilder alles andere als kalt gelassen. Vor allem die intensive Recherche und die Sichtung des Archivmaterials vom SRF sei nicht immer einfach gewesen. «Zum Teil habe ich es nicht mehr ausgehalten und musste mich fast übergeben. Dann musste ich einfach raus, eine Runde joggen gehen», so der 24-Jährige. Dafür konnte er seine Angst vor Spritzen überwinden, fügt Limacher lächelnd hinzu. Während andere Studenten ihre Abschlussarbeit nach der Abgabe und Präsentation im Schrank versorgen, geht es für Limacher jetzt erst richtig los. Er konnte den Ringier Verlag für sein Projekt gewinnen. Dieser will den Film nun mit englischen Untertiteln versehen und in verschiedenen Ländern vermarkten.
Film nochmals optimieren
Zuvor will Limacher den Film aber noch einmal überarbeiten. Er sei zwar insgesamt recht zufrieden mit dem Produkt: «Kleine Stücke darin kann man aber immer noch optimieren», erklärt der Perfektionist. Er musste den Film nämlich in nur drei Monaten fertigstellen. «Normalerweise nimmt
Autor
Bote der Urschweiz
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