Desmond Hudson (von links), Ivan Geisser und Dragan Gavric: Die heimische 89 Productions GmbH sichert sich die Rechte am Film über Ben Ferencz. Bild: Petra Imsand
Desmond Hudson (von links), Ivan Geisser und Dragan Gavric: Die heimische 89 Productions GmbH sichert sich die Rechte am Film über Ben Ferencz. Bild: Petra Imsand

Film

«Wenn wir diesen Mann richtig in Szene setzen, wird das ein grosser Film»

Die 89 Productions GmbH mit Sitz in Brunnen produziert einen Film über das Leben des Jahrhundertzeugen Ben Ferencz – den Mann, der SS-Generäle jagte.

«Das wird ganz grosses Kino.» Für einmal trifft diese Redensart wortwörtlich ins Schwarze. Der Enthusiasmus bei Ivan Geisser, Desmond Hudson und Dragan Gavric ist förmlich spürbar. Grund dafür: Ihre 89 Productions GmbH hat sich gemeinsam mit der deutschen Produktionsfirma Dropkick Pictures – von und mit Produzent Guido Broscheit – die Verfilmungsrechte am Buch «Jahrhundertzeuge Ben Ferencz» von Philipp Gut gesichert. Es porträtiert den Chefankläger der Nürnberger Prozesse. «Dadurch, dass wir neben den Buchrechten auch die Rechte der Familie von Ben Ferencz erhalten haben, ist dieses Projekt bei uns auf der Prioritätenliste an die erste Stelle gerückt», so Geisser im Interview mit dem «Boten». Angefangen hat es mit dem Engagement und der Idee von Michael Rüedi von der Orisono GmbH. Erst letzte Woche hat der Sohn von Ben Ferencz per E-Mail bestätigt, dass die Familie das Okay und die Unterstützung für den Film gibt. «Wenn es uns gelingt, diesen Mann richtig in Szene zu setzen, wird das ein ganz grosser Film werden», ist der Brunner Filmproduzent überzeugt. «Wir wollen keinen 08/15-Film machen mit verschiedenen Kriegsszenen. Es geht ganz klar um Ben Ferencz, was er gesehen hat und was er bewirken konnte.»

 

«Die Errungenschaften von Ben Ferencz sind heute wichtiger denn je», ist Dragan Gavric überzeugt. «Was er geleistet hat, ist beeindruckend und inspirierend.» Ferenczs Worte «Gerechtigkeit ist nicht Luxus, sie ist notwendig» gilt als zentrale Message des Films.

 

Grandiose Plattform in Cannes

Die erste Bühne, um neben dem bereits bestehenden deutschen Co-Produktionspartner Dropkick Pictures weitere potenzielle Co-Produzenten und Partner für das Projekt mit ins Boot zu holen, bietet sich die kommenden Tage in Cannes. Der Filmmarkt des Internationalen Filmfestivals gilt mit 14 000 Teilnehmenden aus über 140 Ländern als bedeutendster der Welt. Die Schweiz tritt am Marché du Film 2024 als Gastland auf, und Ivan Geisser wird als einer von fünf Schweizer Produzenten prominent ins Rampenlicht gestellt. Gerade mit dem Ziel vor Augen, nicht nur Schweizer Filme machen zu wollen, ein idealer Auftritt. «Wir wollen internationale Koproduktionen realisieren und Produktionen in die Schweiz holen», führt Geisser im Interview aus. Eine solche Plattform ist diesbezüglich Gold wert. Am sogenannten Producers Network, einer Plattform, welche jedes Jahr über 400 Produzentinnen und Produzenten aus der ganzen Welt willkommen heisst, geht es vor allem darum, das berufliche Netzwerk zu erweitern, Koproduktionsmöglichkeiten zu entdecken und dadurch nicht zuletzt Filmprojekte vom Konzept zur Realität werden zu lassen. «Es geht zu und her wie auf einem Bazar», sagt Dragan Gavric. Auch in diesem Jahr lockt das Internationale Filmfestival namhafte Regisseure und Stars an. So stellen unter anderem Kevin Costner, Francis Ford Coppola und «Poor Things»-Regisseur Yorgos Lanthimos neue Werke vor. Zeit, sich diese anzusehen, bleibt für die Crew der 89 Productions GmbH nicht. «Produzentinnen und Produzenten schauen sich an den Filmfestivals keine Filme an», betont Gavric. Und trotzdem: «Auch wenn es für uns Arbeit ist, das Vergnügen kommt nicht zu kurz.» 

 

Ben Ferencz: Der Mann, der SS-Generäle jagte

Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte der Jurist Ben Ferencz einen Ordner mit minutiös aufbereiteten SS-Ereignismeldungen – eine Chronik des Massenmords. Der daraus folgende Einsatzgruppenprozess in Nürnberg, in dem Ben Ferencz mit gerade einmal 27 als Chefankläger auftrat, gilt als grösster Mordprozess der Geschichte. Auch später prägte er wichtige Etappen der Zeitgeschichte an vorderster Front, so unter anderem auch den Aufbau des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.

 

Bote der Urschweiz / Petra Imsand

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

13.05.2024

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