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Das Steinhaus Tuggen hat Besuch bekommen
Anlässlich der Schwyzer Denkmaltage präsentierte sich das Steinhaus Tuggen am Samstag einmal anders. Es gab einen Einblick in die Handwerkskünste, welche die Restauration überhaupt möglich machten.
So belebt war das Tuggner Steinhaus wohl schon lange nicht mehr: Dutzende Neugierige zog es am Samstag anlässlich der Schwyzer Denkmaltage in den fast 600 Jahre alten herrschaftlichen Bau am Gallusplatz. Und sie bekamen etwas geboten. Das Diesjährige Motto lautete: «Architekturgeschichten ». Und dieses Motto setzten die Veranstalter gleich auf verschiedenen Ebenen um. Zum einen gab Rolf Hinder, Stiftungsratspräsident der Stiftung Steinhaus Tuggen einen Einblick in die geografische und historische Verortung des Baus – vermutlich eine Sust, ein Warenumschlagplatz, direkt am Ufer des mittlerweile vollständig verlandeten Tuggner Sees. Der Spatenstich erfolgte höchstwahrscheinlich noch während des Alten Zürichkriegs (1440 – 1450).
Das Haus als Handelsplatz
Restauratorin Sylvia Fontana von Fontana & Fontana mit Sitz in Rapperswil- Jona bot dann einen Einblick in die Wandmalereien von 1538 im sogenannten Rosensaal – ihre Restaurierung und Konservierung. Und sie lüftete das Geheimnis der dargestellten Rose, des Schiffs und der schwerttragenden Figur, die kaum mehr zu erkennen ist. Zwar stehe die Rose auch für Verschwiegenheit. «Doch sie war seinerzeit auch das Wappen des Schwyzer Schiffsmeisters Hans Dettling». In der Tat scheint das Steinhaus zentral für den Handel auf dem Wasserweg gewesen zu sein. Und es stand vermutlich unter der Ägide der drei Schiffsmeister Hans Dettling, Hans Ustery aus Zürich und Casper Landold aus Glarus. Sie alle schwerttragende Edelleute.
Geschichte der Restaurierung
Weiter ging es von der Geschichte des Hauses, des Handels und seiner einstigen Protagonisten zur Historie seiner Restaurierung. Hier war allerlei Detektivarbeit und handwerkliches Können gefragt. «Wie mögen wohl die Fenster damals ausgesehen haben?» Eine der vielen Fragen, die sich Architekt Jean-Jacques Auf der Maur, der mit Toni Schnellmann und Sandro Camenzind die Arbeiten am Steinhaus betreut, gestellt hat. Er wurde in bebilderten historischen Quellen fündig.
Demonstration vor Ort
Und Kunstglaser Samuel Dörig von der Kunstglaserei und Glasmalerei Mathies AG in St. Gallen zeigte auch gleich, wie solche Butzenscheiben nach Art des 15.Jahrhunderts angefertigt und eingepasst werden. Die einzelnen Glasrundlinge werden jeweils mundgeblasen und in Bleiruten gefasst. Daneben widmete sich Daniel Zürcher von der Zürcher Schreinerei AG in Gonten der Fertigung historischer Fensterrahmen – ohne Schrauben, nur mittels Schlitz und Zapfen. Von den Herausforderungen bei der Restaurierung berichteten auch Daniel Schuler, Geschäftsführer der Bauunternehmung D.Schuler AG in Altendorf, und Mathias Gemperli von der Geschäftsleitung der Arpagaus Holzbau in Galgenen. Ihnen oblag es unter anderem, einen rund 400 Jahre alten Bauschaden zu beheben. Das Gebäude hatte sich in einem Bereich rund 35 Zentimeter abgesenkt und einige Balken hingen durch. Zudem mussten sie einen neuen Dachstuhl im historischen Stil aufrichten. Dafür legten sie einiges an Kreativität und handwerklichem Geschick in die Waagschale. Offensichtlich ist es ihnen gelungen. Rund 13 000 Arbeitsstunden investierten sie dafür.
Eine wirklich neue Treppe
Während Mitarbeiter der Walter Ghenzi AG aus Uznach Handarbeit an Sandstein demonstrierten und sich die Besuchenden selbst als Steinmetze versuchen konnten, präsentierte Oliver Häberling aus Uerzlikon die anstehenden Metallarbeiten an der neuen Treppe im Eingangsbereich und eines geplanten Tors auf der Gallusplatz-Seite des Steinhauses. Die Treppe ist ein Novum, sie existierte bislang nicht und ist dem Brandschutz geschuldet. Sie wird mit Metall verkleidet, im Stil einer Ritterrüstung. Dafür wählte Häberling Aluminium als korrosionsbeständigen Werkstoff – vor Ort zeigte er, wie er die Aluminiumbleche miteinander verbindet und wie sie zu ihrer «ritterrüstungsmässigen » Struktur kommen. Natürlich in Handarbeit. Derweil durften die Kinder im Dachstock das Steinhaus spielerisch entdecken, unter anderem mit einer Schnellbildkamera – unter der Leitung von Gila Kolb und Lea Weniger von der Pädagogischen Hochschule Schwyz.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Franziska Kohler
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