Mit Leidenschaft und Dynamik gestaltete der Projektchor Höfe eine stimmungsvolle Weihnachtsreise. Geschichten und Lieder gaben dem Abend eine einzigartige Tiefgründigkeit. Bild Micha Brandstetter
Mit Leidenschaft und Dynamik gestaltete der Projektchor Höfe eine stimmungsvolle Weihnachtsreise. Geschichten und Lieder gaben dem Abend eine einzigartige Tiefgründigkeit. Bild Micha Brandstetter

Musik

Die Gemeinschaft als Kern von Weihnachten

Beim traditionellen Adventskonzert «Die Nacht vor der Nacht» begeisterte der Projektchor Höfe das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche in Wollerau mit einem besonderen Programm.

Der Projektchor Höfe, der einmal mehr bewies, dass er längst weit über das Niveau eines gewöhnlichen Laienensembles hinausgewachsen ist, präsentierte an diesem Abend eine eindrucksvolle Auswahl aus den schönsten Stücken der vergangenen zwölf Jahre. Diese Retrospektivausgabe der Konzertreihe, die bereits zum 13. Mal stattfand, ver-band die Höhepunkte aus über einem Jahrzehnt mit neuen Werken, die frische Impulse verliehen. In einer Zeit voller Unsicherheiten und Herausforderungen wurde die reformierte Kirche in Wilen einmal mehr zu einem Ort der inneren Einkehr und des gemeinsamen Erlebens. Der warme Kerzenschein, der den Saal in zartes Licht tauchte, unterstrich die feierliche Atmosphäre. «Gerade bei einer solchen Weltlage brauchen wir Räume, an denen wir zusammenfinden und uns gegenseitig stärken können », erklärte der musikalische Leiter und Pianist Alexander Seidel gegenüber unserer Zeitung. Melodien, die verbinden Die «Weihnachtshymne» von Felix Mendelssohn-Bartholdy machte den Auftakt und setzte den festlichen Ton für die folgenden Darbietungen. Vincent Flückiger an der Laute, Sebastian Bausch am Cembalo und Henri Burckart an der Orgel umrahmten die Stücke mit ihren historischen Instrumenten und verliehen ihnen eine besondere klangliche Tiefe und Authentizität. Stücke wie «Jul, jul, strålande jul» entführten das Publikum mit ihrer klaren Melodie in nordische Winterlandschaften, während das englische «O Little Town of Bethlehem» eine anheimelnde Stimmung entfaltete. Besondere Momente entstanden, als die Künstler die Gäste aufforderten in «O du fröhliche» und «Stille Nacht, Heilige Nacht» einzustimmen. So vereinten sich die Klänge von Laien und Profis zu einem friedvollen Ganzen und brachten die Botschaft des Abends auf den Punkt: Zusammenhalt, der durch Musik greifbar wurde. «Es sind diese Augenblicke, in denen Harmonien uns zeigen, dass wir alle miteinander verbunden sind», so Seidel.

 

Geschichten und Lieder, die bewegen

Ergänzt wurde das Programm durch Lesungen von Formationsmitglied Ruth Jakob, die das Publikum nachdenklich und inspiriert zurückliessen. Besonders die Geschichte des Weihnachtsfriedens aus dem Ersten Weltkrieg, als gegnerische Soldaten an der Front gemeinsam Weihnachtslieder anstimmten und für kurze Zeit die Schrecken der Schlacht ausblenden konnten, zeigte, wie Musik eine Brücke zwischen Menschen schlagen kann. Eine humorvolle Anekdote über ein chaotisches Krippenspiel erinnerte da-ran, dass ein Miteinander nicht Perfektion erfordert, sondern von Hingabe und Herzlichkeit lebt. Die Formation beeindruckte nicht nur durch ihre Gesamtleistung, sondern auch durch die solistischen Akzente einzelner Interpreten. Stücke wie das sanfte «Maria durch ein Dornwald ging» oder das Tessiner Volkslied «Dormi, dormi, bel bambin» wurden zu bewegenden Höhepunkten. «Ich komme selbst aus einfachen Verhältnissen in Ostdeutschland und habe früh gelernt, wie wichtig Zusammenhalt ist», erklärte Seidel. «Musik schafft einen Raum, in dem wir einander begegnen und etwas Grösseres als uns selbst erleben können.»

 

Menschlichkeit im Fokus

Den Schlusspunkt bildete heuer nicht wie gehabt Camille Saint-Saëns’«Tollite Hostias», sondern Alexander Seidel hatte sich mit Gustav Holsts «In the Bleak Midwinter» für eine besinnlichere Variante entschieden. Die reduzierte Tonfolge und die leisen Stimmen des Ensembles schufen eine Atmosphäre der Nachdenklichkeit. Entlassen wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer nach tosendem Applaus mit dem allseits beliebten und eingängigen «We Wish You a Merry Christmas» als Zugabe. Dass der geplante Glühweinausschank aufgrund des dichten Flockentreibens ausfallen musste, tat dem seelenerwärmenden Gemeinschaftserlebnis keinen Abbruch.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Micha Brandstetter

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

27.12.2024

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