Literatur
mmm: 05 – Blog Martina Mächler
Mein Blick wandert den Wegen entlang, die sich um einen grauen von Buckeln übersäten Berg schlängeln, von welchem nur ein Mittelteil sichtbar ist. Ich bleibe im unteren Teil der Malerei stecken wo ein Schaf auf einer von wenigen kleinen begrünten Flächen grast. Die Wiese scheint einem abgeflachten Felsvorsprung zu entspringen, sie leuchtet in einem grellen Farbton. Die buckeligen Vorsprünge selbst erinnern an Griffe in Kletterhallen, nur in weniger bunt und für Hände, die grösser als meine sein müssten. Das Schaf steht am Rande der grünen Fläche, gleich neben der Tiefe, die sich unbestimmt auftut.
Versuche ich das Schaf vom Rande der grünen Fläche über die ebenen, kantig abgeschlossenen Wege zu begleiten, lande ich auf der mir nicht sichtbaren Seite des Gesteins und hoffe auf einen Höhlengang, welcher direkt zur Hütte führen würde, die auf einem grünen Vorsprung, nicht unweit zu sehen ist. Oder auf etwas Schatten oder einen langsam plätschernden Wasserfall, um etwas Durst zu stillen und die Wiesenflächen zu bewässern. Es könnte aber auch ein zickzack-förmiger Aufstieg aus dem Bild, zu den anderen Flächen oder gar einer weiteren Alphütte führen, in welcher man womöglich jemanden antreffen könnte. Worüber könnte gesprochen werden?
Die Struktur der grünen und grauen Flächen und deren Poren? Oder sind es gar glatte Oberflächen? Wie fühlen sie sich an? Oder könnten wir darüber sprechen, wie dicht Wünsche und Ängste miteinander verwoben sind? Ob es möglich ist diese zu entwirren? Diese zu benennen? Oder darüber wie sich die Höhe und die Tiefe auswirkt? Warum der Ausblick, in die weite Ferne gerichtet, sich angenehm und beruhigend anfühlen kann, und je näher der Blick zu den eigenen Füssen geworfen wird Furcht und Beklemmung auslösen kann, die im ganzen Körper spürbar ist?
Spürbar vor allem auf dem Brustkasten, als ein Zusatzgewicht, das drückt, verlangsamt und müde machen kann. Ich würde vom Aufwachen aus einem Traum, den ich kürzlich hatte, erzählen, in welchem ich mit drei Menschen auf meinem Bett schlafe, wobei plötzlich eines der fragilen schwarzen Bettbeine auf meiner Seite wegbricht, aber sehr langsam, so dass die Bewegung wohl besser mit schmelzen beschrieben würde, einer hektischen Wellenbewegung. Ich erinnere mich an die Erleichterung, die mit dem Anfassen des rauen sandgestrahlten Bettrahmens eintrat, um zu bestätigen, dass ich horizontal lag, sich mein Körper spürbar erstreckte, ich aber allein war. Der Alb und auch die Menschen verflüchtigt.
Oder würde ein kurzes Winken oder Nicken schon genug sagen?
Ausgangspunkt des Textes ist Anne Guttormsen Fraser’s Malerei «Albtraum Traumalp 3».
Autor
SchwyzKulturPlus
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