mmm: 06 – Blog Martina Mächler - 1

Literatur

mmm: 06 – Blog Martina Mächler

Noch letzte Nacht hatte ich selbst die Fähigkeit mich in einen Käfer zu verwandeln. Ich hatte orange Fühler und auf meinem sonst tiefschwarzen Rücken erstreckten sich quer zwei zick-zack-förmige gelb-orange Bänder, die mich umarmten.

Es ist warm und mit meinen Füssen gehen bereits unzählige Stunden raschelnder Blätter und duftverströmender Blüten mit, welche die Anspannung in meiner rechten Schulter beinahe vergessen lassen, die sich durch gelegentliches Achselzucken nicht mehr lösen. Bienen und Hummeln fliegen um rosarote und gelbliche Blüten, deren Stängel von Ameisen ummantelt sind und beschützt scheinen. Gemeinsam mit den Gräsern und schon verblühten, vertrockneten Blätter und Blütenstielen bewegen sie sich sachte in unförmigen Kreisbewegungen. Auf einem grossen Stein gepflanzt ruhe ich mich aus und wiedergebe das vorhin wahrgenommene Summen in einer leicht erhöhten Stimmlage um im brummenden Ton einzustimmen, den ich von meiner Linken kommend wahrnehme.

Noch letzte Nacht hatte ich selbst die Fähigkeit mich in einen Käfer zu verwandeln. Ich hatte orange Fühler und auf meinem sonst tiefschwarzen Rücken erstreckten sich quer zwei zick-zack-förmige gelb-orange Bänder, die mich umarmten. Ein lokal bekannter DJ konnte sich ich in einen blau-grün schimmernden Käfer verwandeln und sich brummend fortbewegen. Gemeinsam flogen wir mit anderen Käfern in Richtung Höhe zu den Holzbalken, die den offenen Unterstand stabilisierten. Wir knallten mit Wucht gegen die Balken, die wie Wände schienen, und flogen weiter und knallten gegen weitere Wände, die ohnehin vom Bass in Schwingungen versetzt waren. Wir flogen weiter, um irgendwann auf einem weitläufigen offenen Feld in unseren menschlichen Formen zu landen. Wir standen da um uns zwischen den hüfthohen Gräsern, welche uns wellenförmig an-ebbten zu streiten. Warum es ging ist mir unklar, aber die Fokussierung und Bewegungen des Blicks, sowie rasche Handbewegungen lassen auf eine Situation an der Party schliessen, die beim Unterstand stattfand.

Augen, die in andere Augen blickten und Füsse, die tanzenden Füssen folgten und deren Bewegungen annahmen, meinte der Mensch mit kurzen Haaren. Hände, die sich berührten und Finger, die sich ausstreckten und zurückzogen und zu einer Geste fanden, die mit offenem Brustkorb empfangen wurden, der sich zusammenzog und einen zusammengefallenen Oberkörper und einen gesenkten Kopf hinterliessen. Wir flogen auseinander. Mich begleiteten kleinere Insekten, welche in Nähe meiner Fühlerkeulen Platz nahmen und sich festhielten. Sie wollten die nächste Mahlzeit mit mir zu teilen, die es noch zu finden galt.

Die wärmenden Sonnenstrahlen fallen indirekt, aber finden ihren Weg durch die Bewölkung. Was aus dem geöffneten Fenster eines gelben Pick-Up Trucks langsam anrollt, resoniert bei einer Gruppe von Menschen, die zu dritt sich zugewandt auf einem flachen Stein liegen und per Kopfhörer unterschiedliche Dinge zu hören scheinen. Sie werden zum Chor, der laut mitsingt: “i wanna dance with some body, i wanna feel the heat with some body, yeah i wanna dance with some body, some body…”, bis die stehende Kolone und das offenstehende Fenster wieder in Bewegung kommen und Stille einkehrt, so viel Stille eine mittelmässig befahrene Strasse zulässt.

 

 

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SchwyzKulturPlus

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  • Literatur

Publiziert am

19.07.2021

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