Dies & Das
Noch 1960 galt Schwyz als Armenhaus
Ein Rundgang durch die 12000-jährige Geschichte des Kantons – erzählt an 13 Objekten – offenbart interessante und überraschende Fakten.
Auf Einladung der Volkshochschule Schwyz hat Annina Michel am Dienstagabend durch die Sonderausstellung «Schwyz. Geschichte eines Kantons» im Bundesbriefmuseum geführt. Mit 13 ausgewählten Objekten schlängelt sich die Spur durch einen Zeitraum von 12 000 Jahren – beginnend mit dem aufsehenerregenden Fund im Flözerbändli eingangs Bisistal, wo ein Hirschgeweih mit regelmässigen Einkerbungen gefunden wurde, was die Anwesenheit von Menschen in der Mittelsteinzeit belegt. Das waren noch nomadisierende Jäger auf ihrem «Sommerausflug» in die hiesigen Berge. «Erste permanente Siedlungen lassen sich in Hurden und Freienbach vor etwa 6000 Jahren nachweisen, etwas später auch in Immensee», erklärte die Leiterin des Bundesbriefmuseums. Ein weiteres Objekt ist eine Münze aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, «was zeigt, dass das Gebiet des heutigen Kantons Schwyz Teil des Wirtschaftsnetzes des römischen Reiches war».
Ab 600 wird das Christentum zur prägenden Kraft
Um 600 setzt die epochale Prägung des Christentums ein, dargestellt an einer Gürtelgarnitur, gefunden unterhalb einer Kirche in Tuggen, wo allerdings noch vorchristliche Traditionen beim Begräbnis hineinspielen – ein fliessender Übergang also. «Neben weltlichen und kirchlichen Führungskräften bildet sich in Schwyz im 13. Jahrhundert eine Staatskultur mit politischer Handlungsfähigkeit heraus», erzählte Annina Michel anhand des ältesten erhaltenen Siegels mit dem Bildnis des heiligen Martin. Im gleichen Zeitraum wird der Export von Vieh und von Söldnern zu einem tragenden Wirtschaftsfaktor. Im 14. Jahrhundert erweitert Schwyz sein Territorium durch Eroberungen, Kauf oder die Aufnahme von Gebieten in sein Landrecht. Dazu gehören die Landschaften March, Einsiedeln, Küssnacht, Pfäffikon und Wollerau – ebenso wie die gemeinsame Verwaltung von Untertanengebieten durch die eidgenössischen Stände. Ein weiterer prägender Schritt war die Entscheidung von Schwyz, in der Reformationszeit beim katholischen Glauben zu bleiben – verdeutlicht an einer prächtigen Monstranz, einer Leihgabe des Klosters Einsiedeln, welche bei der Engelsweihe am 13. und 14. September immer noch in Gebrauch ist.
Schwyz verschwindet vorübergehend auf der Landkarte
Mit dem französischen Einmarsch um 1800 verschwindet Schwyz vorübergehend von der Karte. Die herrschenden Geschlechter können sich nicht damit abfinden, dass nun alle Bürger gleich sind – was zwischen 1831 und 1833 in der kurzfristigen Ablösung der äusseren Bezirke gipfelt. Schwyz ist in der Folge nicht bereit, Kompetenzen an den einsetzenden Bundesstaat abzutreten und stellt sich gegen die Marginalisierung des katholischen Glaubens. Die Folge ist der Sonderbundskrieg 1847. Danach haben die Liberalen das Sagen. Erst mit dem klugen Schachzug, die 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft 1891 in Schwyz abzuhalten, entspannt sich die Situation. «Schwyz erhält eine Wertschätzung, welche die Geringschätzung der Jahrzehnte zuvor vergessen lässt», erklärt Annina Michel. Ebenfalls im 19. Jahrhundert setzt mit der Baumwoll- und der Seidenindustrie die Industrialisierung in unserer Region ein. Doch noch 1960 war Schwyz ein armer Kanton. Die Kantonalbank bezeichnete ihn in ihrem Jahresbericht von 1971 als «Entwicklungskanton» und zweifelte, ob der Kanton Schwyz je an die wirtschaftliche Dynamik der Schweiz anknüpfen können würde.
Ein unscheinbarer Bauhelm verdeutlich die Wende
Doch das sollte sich mit der Tiefsteuerpolitik und dem Bau der Nationalstrasse N3, welche die äusseren Bezirke an den Grossraum Zürich anbindet, ändern. Sinnbild dafür ist der ausgestellte Helm des damaligen Baustellenleiters. «Heute ist Schwyz ein wirtschaftlich prosperierender Kanton, der globale Unternehmen und reiche Privatpersonen anzieht», schlussfolgerte Michel. Ein interessanter Ausflug in die jahrtausendealte Geschichte unseres Kantons, erzählt anhand von wenigen Objekten. Die Ausstellung wird dank des regen Interesses und der Leihgaben bis im April 2025 verlängert.
Bote der Urschweiz / Franz Steinegger
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Bote der Urschweiz
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