Musik
«Das ist mein Corona-Baby»
Etwas komplett Neues hat Erwin Füchslin ermöglicht: Welthits auf Alphörnern zu spielen.
«Ohne Corona-Lockdown wäre dieses Projekt bestimmt auf lange Zeit hinaus ein Traum geblieben », lautet die Antwort des Einsiedler Trompeters Erwin Füchslin auf die Frage, wie die aussergewöhnliche CD «Alphorn 2.0» entstanden sei. «Ich hätte sonst wohl nie die Zeit gehabt, mich während Wochen so intensiv in diese Arbeit zu vertiefen », ergänzt der sympathische 55-Jährige. Herausgekommen ist denn auch etwas in musikalischer Hinsicht noch nie Dagewesenes, und auch für die vier Musiker, die ansonsten mit Posaunen und Trompeten unterwegs sind, ist der Tonträger etwas ganz Spezielles.
Monatelang getüftelt
Mit Geduld und Akribie hat Erwin Füchslin getüftelt, wie er weltbekannte Hits wie beispielsweise «Smoke On The Water», «Tiger Rag», «When The Saints Go Marching In» oder «Hey, Pippi Langstrumpf» in Naturtöne für vier Alphornstimmen umwandeln kann. Auch mehrstimmiger Gesang, kombiniert mit Alphorn, sowie der Schweizer Ohrwurm «Ewigi Liebi» und das alte Volkslied «Lueget vo Berg und Tal» wurden vom Einsiedler Musiker für das traditionelle hölzerne Blasinstrument mit dem langen Rohr und dem abschliessenden Schallbecher, speziell und modern arrangiert. Dieses wurde übrigens in der Schweiz erstmals 1527 in einem Rechnungsbuch des Klosters St. Urban schriftlich erwähnt und ursprünglich vorwiegend von Hirten benutzt. Die grosse Herausforderung bestand vor allem darin, mit den weltbekannten Melodien zu experimentieren und sie fürs Alphorn anzupassen, da dieses an die Töne der Naturtonreihe gebunden ist, weil es ja einerseits keine Möglichkeit gibt, seine Rohrlänge flexibel zu verändern und es andererseits weder Klappen, Züge, Ventile noch Blaslöcher besitzt. Um ein möglichst grosses Spektrum an musikalischen Stilen für das vorwiegend in den Alpen vorkommende Naturhorn zu zeigen, fand auch die klassische Wilhelm-Tell-Ouvertüre von Gioacchino Rossini Aufnahme auf dem Tonträger. Und nicht zuletzt ist Erwin Füchslins Eigenkomposition «Alphorn Dreams» unter den 13 Stücken zu finden.
Erwin Füchslin darf stolz sein
Es ist genau dieses Stück, das am 9. April in der Potzmusig-Sendung auf SRF 1 ab 18.40 Uhr zu hören ist. Aufgenommen wurde es bereits vor einigen Wochen an schönster Lage im Freien in der Roblosen in Egg. Die heute professionelle Formation hat der Trompeten- und Flügelhornspieler Erwin Füchslin durch persönliche Kontakte auf die Beine gestellt. Der Jüngste im Quartett, Kevin Schmid aus Lachen, war sein Musikschüler, und der Urner Posaunist Patrik Stadler war mit ihm in der Rekrutenschule der Militärmusik. Mit dem Posaunisten Rolf Willauer aus Wann ist der Einsiedler gar einen langen musikalischen Weg gegangen, wurden sie doch beide 1995 als Gründungsmitglieder der Swiss Army Big Band unter der damaligen Leitung von Pepe Lienhard ausgewählt. Ebenso spielten die zwei zusammen bei der Stefan Berger Band und durften als Höhepunkt bei allen Rennen der alpinen Skiweltmeisterschaften 2003 in St. Moritz auftreten. Lochus findet überall Anklang Das Lochus Alphornquartett feiert übrigens heuer bereits sein 30-jähriges Bestehen, und sein Name hat schon bei vielen Auftritten für Rätsel gesorgt. Entstanden ist dieser anlässlich einer Südamerika-Reise des Einsiedler Jodelclubs Waldstatt-Echo, bei welchem drei Alphörner zur Begleitung gesucht wurden. Mit dabei und langjähriger Wegbegleiter war damals auch der Grosser Walter (Chnuspi) Kälin. Bei einer spätabendlichen Runde ist dann dieser Name entstanden und er bedeutet so viel wie «zum Loch us … klingt».
Musikalische Marktlücke
Dass das professionelle Alphornquartett eine eigentliche musikalische Marktlücke entdeckt und mit seiner Musik ein hohes Niveau erreicht hat, zeigt sich daran, dass die spezifische Szene grosses Interesse an den Noten der verschiedenen Stücke hätte, diese Unikate aber momentan von Erwin Füchslin noch nicht herausgegeben werden. Ebenso ist neben SRF 1 bereits ein deutscher Fernsehsender auf Lochus aufmerksam geworden. Und auch an die verschiedensten Anlässe werden die vier Profimusiker mit ihrem Schweizer Nationalinstrument eingeladen.
Einsiedler Anzeiger / Marlies Mathis
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Einsiedler Anzeiger
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