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Musik
«Am Anfang war die Musik»
Eine Ausstellung im Museum Fram präsentiert Notenwerke aus einer der grössten Musikbibliotheken Europas.
Am Freitagabend wurde die Ausstellung «Ein himmlisch Werk» mit Werken aus der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln eröffnet. An der Vernissage sprach Abt Urban Federer, wie das Wort dank Musik erklingen mag. Ein Höhepunkt erfolgte ganz zum Schluss der Vernissage, die am Freitag vor hundert Besuchern im Museum Fram über die Bühne ging: Die Jodlerin Nadja Räss sang «Am Himmel stoht es Sternli z’Nacht» von Artur Beul und wurde hierbei von Stiftskapellmeister Lukas Meister begleitet. In dieser spontanen Performance sangen denn die Gäste der Vernissage beim Refrain herzhaft mit. Der Einsiedler Komponist Artur Beul ist neben vielen Komponisten klassischer und geistlicher Musik in der Ausstellung «Ein himmlisch Werk» vertreten. In einer Vitrine wird der erwähnte Schlager in der Handschrift des Komponisten gezeigt. Vier Komponisten, deren Notenwerke in der Musikbibliothek Einsiedeln zu finden sind, standen ganz im Fokus der Vernissage. Sieben Musiker spielten Werke von Johann Baptist Vanhal (1739 bis 1813), Robert Lucas Pearsall (1795 bis 1856), Johann Christian Bach (1735 bis 1782) und Franz Krommer (1759 bis 1831). Bernhard Diethelm (Querflöte), Samira Ryf (Violine), Helen Küchler (Viola und Cembalo), Meinrad Küchler (Violine und Viola), Lorenz Küchler (Viola), Jonas Veress (Violoncello) und Beat Küchler (Kontrabass) berührten hierbei das Publikum mit ihren wunderbar vorgetragenen Stücken.
Im Heiligtum der Musen erklingt
Das Museum Fram stellt bis Ende September musikalische Schätze aus dem Kloster Einsiedeln aus. Walter Kälin, Präsident der Stiftung Kulturerbe Einsiedeln und des Fram-Clubs, sprach zur Eröffnung der Ausstellung davon, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Musikbibliothek deren Werke in einem grösseren Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert würden. 42 Objekte sind im Haus an der Eisenbahnstrasse in Einsiedeln zu besichtigen – und auch zu hören: Einerseits mit Audioguides, andererseits in einem speziell eingerichteten Auditorium, in dem die Besucher länger verweilen und Werken zuhören können, die in der Bibliothek archiviert sind. Abt Urban Federer vom Kloster Einsiedeln kam in seiner Rede darauf zu sprechen, dass das Christentum eine Religion des Wortes sei und dass nun im Museum Fram, dem Heiligtum der Musen, das Wort durch Musik erklingen mag. «Pater Lukas, der Co-Kurator der Ausstellung, habe ich in der letzten Zeit im Kloster sehr vermisst – und ebenso einen barocken Bilderrahmen», sagte Abt Urban: Beide seien schliesslich im Museum Fram zu finden gewesen – auch wenn Pater Lukas dort ein Bett zum Schlafen vermisst habe.
Musik im Fokus – statt Madonna
Pater Lukas Helg, der Musikbibliothekar im Kloster Einsiedeln, sagte derweil, es hätte in der heiligen Schrift «Am Anfang war die Musik» heissen müssen. Jedenfalls hätte er in der grossen Ausstellung über das Kloster Einsiedeln im Landesmuseum in Zürich («Pilgern seit 1000 Jahren») etwas vermisst: die Musik. Unter dem Motto «Musik statt Madonna» werde dies nun in der Ausstellung im Museum Fram nachgeholt. Christoph Riedo, Co-Kurator der Ausstellung und Musikwissenschaftler, referierte darüber, wie es dazu kam, dass in Einsiedeln die grösste Musikbibliothek in der Schweiz entstehen konnte: «Sie widerspiegelt einerseits das musikalische Leben der Mönche, andererseits die Operntradition, die in der Klosterschule gepflegt wurde.» Zudem lasse sich dank der Bibliothek des Klosters Einsiedeln Musik aus vielen Jahrhunderten rekonstruieren. So habe etwa Robert Lucas Pearsall dem Kloster Bücher aus London vermacht, die ansonsten nie den Weg in die Schweiz gefunden hätten. Und wer sich ein Bild von Mailand in der Zeit des 18. Jahrhunderts machen wolle, müsse ins Klosterdorf pilgern: Dank den Benediktinermönchen seien Notenwerke aus Mailand erhalten geblieben, die sonst zerstört, verloren, verbrannt oder verschachert worden wären.
Einsiedler Anzeiger / ml
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