Dies & Das
Eintauchen in den Kosmos Lienert
Die neue Ausstellung zu Meinrad Lienert bringt dem Besucher den Einsiedler Dichter näher. Das gelingt, weil Leben und Werk spannend und auf verschiedenen Kanälen vermittelt wird. Am Samstag war Vernissage.
Im Einsiedler Museum Fram ist unter dem Titel «Auf der Suche nach Meinrad Lienert» eine facettenreiche und schön gestaltete Ausstellung zu sehen. Mit Hilfe von Originalschriftstücken, Büchern, Fotografien, Gemälden aber auch Filmdokumenten wird Meinrad Lienert vergegenwärtigt. Direkt in die Ausstellung hinein geholt hat das Fram-Team aber auch das literarische Schaffen Lienerts. Zu diesem Zweck wurde ein Audioguide geschaffen, in dem Kindheitserinnerungen und Gedichte, Ausschnitte aus Erzählungen sowie aus seinen Heldengeschichten und Sagen, aber auch die Stimme des Dichters selber zu hören sind.
Der Prophet im eigenen Land
Zur Eröffnung der Ausstellung, die bis zum 8. November dauert, waren am Samstagabend viele Besucher gekommen. Walter Kälin begrüsste die Gäste mit den Worten: «Der Prophet gilt wenig im eigenen Land. Und auf zehn Mal Rosemarie Pilcher wird nur einmal ein literarisches Buch in die Hand genommen.» Kein einziges seiner Bücher sei in Einsiedeln erschienen. Lienert und sein Werk seien im Dorf selber in Vergessenheit geraten, sagte Kälin. Und er räumte gleich ein, dass die Worte nicht von ihm stammten, sondern dass sie der Kunsthistoriker Linus Birchler bereits vor knapp 80 Jahren gesagt habe, nämlich bei der Eröffnung des Hei-wili-hei-Brunnens. Er habe bloss den Namen Hedwig Courths-Mahler durch Rosemarie Pilcher ersetzt.
Lienert vergegenwärtigen
Die aktuelle Ausstellung dient nun dazu, Lienert aus der Vergessenheit herauszuholen. Für die Ausstellung habe man auf die hauseigene Sammlung der Fram zurückgreifen können, führte Walter Kälin aus. Zur Ausstellung beigetragen hätten aber auch Materialien, die von Ruedi Bettschart und Paul Lienert stammten. Viel zu verdanken sei auch der Sammeltätigkeit von Karl und Marie Hensler (Tell), dem Lie nert Kenner Wernerkarl Kälin, aber auch der Familie Lienert selber. Nicht zustande gekommen wäre die Ausstellung aber ohne den Einsatz von Benno Kälin, Marann Schneider, Dani Meienberg und vor allem ohne der Ausstellungsmacherin Susanna Bingisser. Kälin lobte auch die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem Chärnehus.
Im Dorf wenig geschätzt
Weshalb kein einziges von Lienerts Büchern bei Benziger erschienen ist, illustrierte Walter Kälin anhand eines Beispiels. Er zitierte aus einem Brief an Lienert aus dem Jahr 1920. Anlass war eine Erzählung, die im Einsiedler Kalender hätte abgedruckt werden sollen. Im Brief hiess es sinngemäss, dass man das eine oder andere Bedenken anmelden müsse, und dass einige Passagen eine «hochgradige mora lische Entrüstung» bei der Leserschaft auslösen mögen. So möge Lienert doch den Ausdruck «viehische Adelsgeschlechter» besser durch «adelige Viehgeschlechter» ersetzen. Dass Lienert sich nicht derart am Zeug herumflicken liess, ist verständlich. Da habe sich Lienert wohl gedacht, dass man das Ganze doch lieber bleiben lasse, sagte Kälin.
Bloss nicht in Einsiedeln
Als Hinweis auf die geringe Wertschätzung Lienerts in Einsiedeln nannte Kälin das Faktum, dass der 60. Geburtstag des Dichters überall enthusiastisch gefeiert worden ist, bloss nicht in Einsiedeln. Und selbst der ursprünglich zu diesem Anlass geplante Brunnen sei erst elf Jahre später eingeweiht worden. Lienert hat ihn nicht mehr erlebt.
Vieles vergessen
Dafür, dass auch Lienerts Werk etwas in Vergessenheit geraten ist, nannte Kälin als Hauptgrund, dass Lienert vor allem als Mundartdichter bekannt ist. Ein grosser Teil seines Schaffens wurde aber in Hochdeutsch verfasst. So auch seine Schwyzer Sagen und Heldengeschichten, die eigentliche Dauerbrenner sind. Doch auch seine Lyrik werde geschätzt, erklärte Kälin. Das zeige ein jüngst realisiertes Projekt der Universität Toronto, die das dreibändige Werk «s'Schwäbelpfyffli» digitalisiert hat.
Eine besondere Herausforderung
Danach erläuterte Ausstellungskuratorin Susanna Binggisser die Ausstellung. «Ein literarisches Thema auszustellen, ist eine besondere Herausforderung.» Damit auch die Sprache, also das was Lienert erst ausm
Autor
Einsiedler Anzeiger
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