Bruno Füchslin, Harro von Senger, Paul Jud und Torsten Haeffner freuten sich über das grosse Interesse an ihren Lesungen (von links). Foto: Marianne Schönbächler
Bruno Füchslin, Harro von Senger, Paul Jud und Torsten Haeffner freuten sich über das grosse Interesse an ihren Lesungen (von links). Foto: Marianne Schönbächler

Literatur

Eine Sternstunde im Sternen

Erfreuliches Interesse am ersten Einsiedler Lese-Silvester 2019 In einzigartigem Ambiente des «Sternen-Bistro» fand am Montag der erste Einsiedler Lese-Silvester statt. Gerda Döring aus Luzern musste sich als Autorin krankheitshalber leider entschuldigen.

Viele Besucher trafen am letzten Montagnachmittag, 30. Dezember, im Haus Sternen ein, das zum Literatencafé verwandelt wurde. Sie genossen den Lesenachmittag zum Ausklang des Jahres 2019. Der Einsiedler Paul Jud meinte auf die Frage, wie er auf die Idee des «Lese- Silvesters» gekommen sei: «Aus heiterem Himmel! Warum nicht einheimischen Schriftstellern in einer ungezwungenen Atmosphäre in der Altjahreswoche ein Gesicht geben?» Die Besucherzahl gab ihm recht, denn das Sternen-Bistro platzte zeitweise aus allen Nähten.

Willkommen im Literatencafé


Paul Jud begrüsste die Interessierten mit den Sätzen, dass das Sternen-Bistro an der Hauptstrasse nicht gross, aber mit den edlen Kronleuchtern, dem knarrenden Holzboden und den Tischchen mit Gusseisenfüssen der perfekte Ort für einen gemütlichen, anregenden Lese-Nachmittag sei. Zu Beginn las er stellvertretend für Gerda Döring aus ihren stillen, feinen Kurzgeschichten. Ihre Bücher wurden in der historischen Druckwerkstatt im Kloster Einsiedeln gefertigt. Anschliessend reichte Paul Jud das Zepter Bruno Füchslin weiter. Der ursprünglich aus Gross stammende Richterswiler las aus einer Auswahl an veröffentlichten Kolumnen. «Der Obwohl Abwart», «Mister Tschüss – der Auswanderer» und «Immer lockt das Weib» erheiterten in ihrer amüsanten, witzigen und gesellschaftskritischen Art und Weise. Paul Jud übernahm und las aus seinem Buch «Totentanz » und schloss mit seinen Erlebnissen auf dem Pilgerweg von Porto nach Santiago de Compostela in Portugal. Gleich zu Beginn im Buch von Torsten Haeffner «Das Testament der Barfussläuferin» gab es einen Toten und der Roman setzte sich kritisch mit der Boulevardpresse auseinander. Torsten Haeffner lebt seit 21 Jahren in Einsiedeln, arbeitete als Wirtschaftsredaktor bei der Zeitschrift «Bilanz» und betätigt sich seit 2010 als Schriftsteller und Lektor. Er lektorierte unter anderem die «Meiri Bücher» von Paul Jud. Taufrisch ist sein Roman «Hexer-Syndikat», ein weiterer literarischer Leckerbissen der besonderen Art.

Beeindruckender Höhepunkt


Paul Jud kündigte Harro von Senger aus Willerzell als «Starleser » und Höhepunkt der Veranstaltung an. Nach langen Auslandaufenthalten in Taiwan, der Volksrepublik China und Japan wurde er 1989 zum Professor für Sinologie in Freiburg im Breisgau berufen. Sein bekanntestes Buch «36 Strategeme» ist in zwölf Sprachen übersetzt worden, darunter Chinesisch und Uigurisch. In seiner sympathischen Art brachte er den Zuhörern die «Techniken der List», eine Besonderheit chinesischen Denkens, näher. Am Beispiel der kurzweiligen Geschichte über die Familie Wang zeigte Harro von Senger auf, wie durch unkonventionelle Planung und auf listigem Weg ein Muttermord verhindert werden konnte. Die Zuhörer liessen sich nicht minder vom zweiten Buch «Das Tao der Schweiz» begeistern, das die Schweiz in einem ganz neuen Licht beschreibt. Eine beeindruckende Aussensicht, die zum Nachdenken anregt. Zufrieden schloss Paul Jud das breite, literarische Programm und liess noch offen, ob es einen nächsten «Lese-Silvester» geben werde.

Einsiedler Anzeiger / Marianne Schönbächler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

04.01.2020

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