Wenn Götter diskutieren...
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Der Halbgott Herakles bringt Schwung in den Himmel. Bilder Christina Teuber
Der Halbgott Herakles bringt Schwung in den Himmel. Bilder Christina Teuber

Bühne

Eine Überraschung für Zeus

Am Mittwoch ging die Premiere der szenischen Lesung «Götter speisen Götterspeisen» von Livia Stampfli-Huber im ausverkauften Chärnehus über die Bühne. Das Stück überzeugte mit Witz und Aktualität.

Drei Götter sind schon da, als das Publikum am vergangenen Mittwoch in den Chärnehus-Saal eingelassen wird: Sie beobachten die Menschen. Zahlreich strömen sie hinein. Um dem grossen Andrang gerecht zu werden, stellt das Team noch viele weitere Stühle hin. Sie alle wollen den Göttern dabei zusehen, wie sie die Menschen erschaffen und auf die Welt setzen. Und was die Götter über sie denken.

Langweile im Himmel


Zeus ist gelangweilt. Er sitzt mit seinen Götter-Kumpanen im Himmel, isst Götterspeise und trinkt ab und zu Wein. Apollo rezitiert regelmässig Gedichte – mal gut, mal weniger gut. Ares will Krieg führen, und Hera ist dauernd eifersüchtig. Soweit, so mensch-lich. Promotheus hat genug von dieser Langeweile und entwickelt «eine Überraschung für Zeus». Ein Spielzeug, das er Mensch nennt. Lernfähige Versager mit der göttlichen Gabe des Bewusstseins. Zeus ist begeistert, das Spielzeug wird auf die Welt gesetzt. Und die Götter warten.

Drama in den Wolken


Sobald die Menschen auf der Erde sind, geht das Drama in den Wolken los. Alle Götter wollen mitreden und den Menschen ihre Fähigkeiten einhauchen: Ares gibt ihnen die Kriegslust, Aphrodite haucht ihnen die Leidenschaft ein, Dionysos bringt ihnen den Wein. Nur mit der Kunst von Apollon will es nicht so recht klappen, die Menschen sind irgendwie uninspiriert. Das Resultat ist ernüchternd: Die Menschen schlagen sich auch nach 5000 Jahren Entwicklung immer noch die Köpfe ein. Sie können mit all diesen Fähigkeiten nicht wirklich umgehen. Die Götter müssen entscheiden: Sollen die Menschen vernichtet werden oder weiterleben dürfen?

Lachen auf der Erde


Die szenische Lesung unter der Regie von Livia Stampfli-Huber überzeugt das Publikum voll und ganz. Das Setting der Geschichte – das Publikum ist gleichzeitig Mensch auf der Erde – ist ein cleverer Schachzug der Autorin. Das schafft Nähe zum Stück und macht es möglich, immer wieder über sich selbst zu lachen. Dank kleinen Details wie einer Langeweile-Fuss-Choreografie oder einer Seifenblasenpistole bleibt die szenische Lesung bis zum Schluss ein unterhaltsamer Abend voller Überraschungen – nicht nur für Zeus, sondern auch für das Publikum.

Einsiedler Anzeiger / Christina Teuber

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

20.05.2023

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