Musik
«Holzbiig» mit «wunderscheenem» Programm
Am Sonntagvormittag gastierte das Klarinettenensemble «Holzbiig» im Gemeindesaal des Alten Schulhauses mit dem neuen Programm «Scheen». Zahlreiche Kulturinteressierte wollten sich dieses aussergewöhnliche Konzert nicht entgehen lassen.
Das Klarinettenensemble «Holzbiig» entstand 2007 aus dem Ensemble- Unterricht musikbegeisterter Schülerinnen an der Musikschule Feusisberg-Schindellegi. Mittlerweile gehören auch einige Einsiedlerinnen der Formation an. Beim aktuellen Programm ka-men Instrumente der gesamten Klarinettenfamilie zum Einsatz – von der Es- über die B-Klarinette bis hin zu Bassetthorn, Bassklarinette und Kontrabassklarinette.
Ein «scheenes» Programm
Unter der musikalischen Leitung von Sabine Gertschen, welche unter anderem an der Musikschule Einsiedeln tätig ist, präsentierte die «Holzbiig» diesmal ein Konzert, das den Titel «Scheen! – Francesco Rasellis Lebens- und Musizierfreude» trug. Francesco Raselli war ein Obwaldner Waldhornist, Komponist und Musikpädagoge. Viel zu früh, im Alter von nur 35 Jahren, verstarb er 1983 infolge einer Krebserkrankung. Während seiner rund 15-jährigen Kompositionstätigkeit hat er über vierzig Werke geschrieben und sein reiches Schaffen hat in verschiedenen Musikrichtungen Spuren hinterlassen. Die «Holzbiig» erinnerte mit dem aufgeführten Programm an diesen vielfältigen Schatz Rasellis. Den Auftakt machte das 16(!)-köpfige Ensemble, begleitet von einem Kontrabass, mit Francesco Rasellis bekanntem «Tagebuch». In diesem berührenden Werk beschreibt der Komponist musikalisch Gefühle und Erlebnisse aus seinen letzten Lebensmonaten. Ein Werk, das unter die Haut ging, aufwühlte und berührte: Verzweiflung, Ängste, dann und wann einige fröhliche Takte und etwas Hoffnung, bald jedoch wieder Seufzer und Hoffnungslosigkeit.
Kontrastreich
Daneben gelangten im reichhaltigen Programm auch Opernparaphrasen zur Aufführung: Zum einen ein Querschnitt durch Giuseppe Verdis «La Traviata», zum anderen eine rein instrumentale Version der eingängigen Opernarie « E lucevan le stelle » aus Giacomo Puccinis «Tosca » in einem Arrangement von Sabine Gertschen. Beide Werke wurden von den Aufführenden mit viel Leidenschaft dargeboten. Francesco Rasellis Lebens- und Musizierfreude kam in der «Marcia a Giovanni – In modo d’una Serenata Sinfonica», einem beschwingten Werk, das mit zahlreichen Opernausschnitten Verdis gespickt war, besonders zur Geltung. Kontrastreich dann das «Intermezzo per otto clarinetti» mit teils zeitgenössischem Touch. Auch traditionelle Volksmusik durfte nicht fehlen und fand einen Platz im abwechslungsreichen Konzert: «Scheen» und überraschend «Dr gnietig Jerg». Und mit «Variationen über das Lied der Guggisberger» schuf der Obwaldner Komponist eine wahre Perle!
Moderiert wurde die Matinée von Willi Stierli, einem engen Freund und Wegbegleiter Rasellis. In sympathischem Obwaldnerdialekt gab dieser so manche Anekdote aus früheren Zeiten preis und liess dabei Francesco Raselli wahrlich wiederaufleben. Das Publikum spendete allen Beteiligten herzlichen Applaus und hatte nach eineinhalb Stun-den noch nicht genug. So erklang als Zugabe eine weitere Komposition aus der Feder Rasellis, bevor zu einem gemütlichen Apéro übergegangen wurde.
Einsiedler Anzeiger / Andrea Kälin
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