Michaela Trütsch muss noch ein Jahr warten bis zum Premierenauftritt als Welt beim Einsiedler Welttheater. Foto: zvg
Michaela Trütsch muss noch ein Jahr warten bis zum Premierenauftritt als Welt beim Einsiedler Welttheater. Foto: zvg

Bühne

«Ich spiele die Welt für mein Leben gern»

Michaela Trütsch hat Jeanne D’Arc und Pippi Langstrumpf gespielt. Am Mittwoch wäre die 23-jährige Einsiedlerin als Hauptrollenträgerin an der Premiere des Welttheaters zum Einsatz gekommen. Wenn da nicht Corona gewesen wäre.

Magnus Leibundgut: Was haben Sie am Mittwochabend gemacht?


Michaela Trütsch: Ich habe gearbeitet – im Ticketverkauf für Aufführungen des Theaters Rigiblick. Wegen des Coronavirus werden die Stücke ins Freie verlegt, es gibt ein Open Air Festival «Theater Rigiblick im Park».

Was werden Sie an den kommenden Abenden unternehmen – angesichts des Ausfalls des Welttheaters Einsiedeln?


Am Samstag feiern wir Junge, die am Welttheater aufgetreten wären, ein Abschiedsfest. Wir grillieren am Sihlsee. Naturgemäss mit viel Nostalgie – angesichts des nun ins kommende Jahr verschobenen Welttheaters.

Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie erfahren haben, dass das Welttheater im Klosterdorf heuer ausfällt?


Im ersten Moment wurde mir bewusst, dass nicht nur mein Hobby, sondern auch meine berufliche Arbeit von einem Tag auf den anderen für die Gesellschaft irrelevant wurden. Durch die vielen Absagen der laufenden Vorstellung im Theater Rigiblick war die des Welttheaters für mich wie eine logische Konsequenz und ich habe irgendwie damit gerechnet.

Sind Sie selber vom Virus angesteckt worden?


Vom Coronavirus zum Glück nicht, dafür vom Theatervirus umso mehr (lacht): In der Kindertheatergruppe Sapperlot habe ich die Pippi Langstrumpf gespielt und im Kantitheater Ausserschwyz die Jeanne d’Arc. Die eigentliche Infektion mit dem Virus ging allerdings im Jahr 2007 über die Bühne: Da durfte ich im Welttheater in die Rolle der kleinen Welt schlüpfen – neben Pater Kassian, der damals die grosse Welt gespielt hat.

War es Ihr Mädchentraum, Schauspielerin zu werden?


Das war es in der Tat! Unterdessen habe ich allerdings den Traum begraben, eine Profikarriere als Schauspielerin in Angriff zu nehmen. Ich habe mich zwar einmal für ein Vorstellungsgespräch bei der Schauspielschule angemeldet. Dabei blieb es dann aber auch. Es ist vielleicht doch nicht ganz meine Sache.

Wie haben Sie es geschafft, Hauptrollenträgerin zu werden?


Ich war an einem Workshop in der Gruppe der Narren am Üben mit Livio Andreina, dem Regisseur des Welttheaters. Eine Woche vor der Vergabe der Rollen rief mich der Regisseur an und fragte mich, ob ich die Welt spielen wolle. Ich war überwältigt und vollends aus dem Häuschen: Ich spiele die Welt für mein Leben gern!

Was verbindet Sie mit der Rolle der Figur, die Sie spielen?


Die Welt ist das Leben, da zeigt sich unermüdlich ein Auf und Ab. In der Welt zeigt sich nicht nur die Schönheit des Lebens, sondern auch das Wüste, Hässliche. Die ganze Bandbreite der Natur.

Können Sie das Gefühl beschreiben, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu stehen?


Es ist Adrenalin pur, wenn sich der Vorhang öffnet: Ein volles Dasein ganz im Moment, im Hier und Jetzt. Gleichzeitig ist es ein grosses Gemeinschaftsgefühl: Alle, die beim Theater mitmachen, sind im gleichen Spiel. Wir sind eins, ein einziges Team.

Einsiedler Anzeiger / Magnus Leibundgut

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

19.06.2020

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