Welttheaterpräsident Hanspeter James Kälin zieht nach dem Start der Sommerpause eine erste Bilanz der 17. Spielsaison des Einsiedler Welttheaters. Foto: René Hensler
Welttheaterpräsident Hanspeter James Kälin zieht nach dem Start der Sommerpause eine erste Bilanz der 17. Spielsaison des Einsiedler Welttheaters. Foto: René Hensler

Bühne

Mit Mut und Glück immer gespielt

Am letzten Samstag wurde die 21. Vorstellung des Einsiedler Welttheaters 2024 gespielt. Nun ist es Zeit, mit Präsident Hanspeter James Kälin eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.

Ende letzter Woche traf sich Welttheaterpräsident Hanspeter James Kälin mit Redaktor René Hensler. Beide haben eine gemeinsame Theatervergangenheit und standen schon einige Male zusammen auf der Bühne. Während der eine den 100-jährigen Reichen mimt, spielt der andere den ältesten einer Familie mit einen Pflock im Kopf.

René Hensler: Was war bis anhin in der Spielsaison 2024 Ihre grösste Sorge?

Hanspeter James Kälin: Das war am Anfang das Wetter. Dies war immer sehr speziell. Bereits bei den Proben zeigte es sich nicht von seiner besten Seite. Beim Endspurt zu den Proben war die Wetterlage ziemlich unsicher. Bei der Premiere war es dann auch entsprechend kalt und nass. Das bereitete mir doch schon fast schlaflose Nächte. Trotz des anfänglich miesen Wetters konnten wir aber bisher, 20-mal, immer spielen.

 

Das Wetterglück stand dann doch auf der Seite des Welttheaters. Wie kommt die Entscheidung zustande, ob gespielt wird oder nicht?

Ein Team bereitet den Spielentscheid vor. Unser Sicherheitsbeauftragter Roli Fässler klärt im Voraus ab, ob Stürme erwartet werden. Ist dies nicht der Fall, entscheiden zwei Vorstandsmitglieder und ich nach Konsultation verschiedener Wetter-Apps. Ich selbst möchte immer frühzeitig entscheiden. Allerspätestens will ich um 15 Uhr kommunizieren, ob wir spielen oder nicht. Aber ja, den finalen Entscheid habe ich zu fällen. Ich bekam aber auch schon negative Mitteilungen zu meinem Entscheid, die Vorstellung anzusagen. Aber mit wenigen Ausnahmen, als es regnete, wurde ich in den Entscheidungen bestätigt. Und ja, mit etwas Glück und Mut waren die Entscheidungen richtig. Nicht vergessen darf ich, dass das Spielvolk ja spielen will. Die Sicherheit ist das oberste Gebot. Ich bin selber Teil des Spielvolks und stehe selber auf der Bühne. Damit bekomme ich die Stimmung und Befindlichkeit des Schauspielensembles mit. So kann ich mich nicht aus der Verantwortung stehlen und Entscheide aus der Ferne treffen.

 

Was sind die Killerkriterien, eine Vorstellung abzusagen?

Das ist Sturm und Gewitter. Ein Gewitter ist aber schwer einzuschätzen. Das kann ja nur kurz sein, und wir könnten dennoch spielen. Darum können wir uns eine Verschiebung oder einen Unterbruch von maximal 20 Minuten leisten. Im Normalfall sind die Wetter-Apps ziemlich genau, ausser in diesem Jahr (lacht). Ein grosser Vorteil ist natürlich die überdachte Tribüne. Das Publikum sitzt im Trockenen. Leute am Rand können sich in die Mitte der Tribüne begeben und können so ziemlich im «Schärme» warten. Die Spielerinnen und Spieler können sich in einem der Kostümzelte oder in den Arkaden unterstellen.

 

Früher galt, sobald der König tot ist, wird nichts mehr zurückbezahlt. Wie sieht die Regelung heute aus?

Auszahlungen werden gemacht, wenn noch nicht die Hälfte gespielt wurde. Zeitlich kommt es auch etwa hin, wenn der 100-jährige König abgeht vor der elenden Szene.

 

Durchwegs erhielt das Theater positive Kritiken. Über welche haben Sie sich am meisten gefreut?

(Überlegt lange) Die Kritiken sind effektiv durchs Band positiv. Am meisten freuen mich die spontanen und begeisterten Reaktionen des Publikums – sei es beim anhaltenden Applaus oder beim Gespräch nach dem Spiel. Auch freut mich, dass die katholischen Kreise das Stück ebenfalls gut aufnahmen. Gar die Szene mit dem Priester bekam Lob. Für sie gehöre das dazu, im Speziellen weil dies momentan aufgearbeitet wird. Wir provozieren nicht wegen der Show, sondern stellen die Welt dar in allen Facetten. Die Sendung «Kulturplatz» mit Eva Wannenmacher hat mich sehr gefreut, und das noch zur besten Sendezeit auf SRF.

 

Hypothese: Dem künstlerischen Stab um Autor Lukas Bärfuss und Regisseur Livio Andreina ist zusammen mit dem Spielvolk ein Volkstheater gelungen. Was sagen Sie dazu?

Das kann man so sagen. Ich muss da aber etwas ausholen. Es ist nicht nur Lukas und Livio, dazu gehören auch Anna Maria Glaudemans, Graham Smith und Bruno Amstad und Judith Gerstenberger . Die haben das Stück interdisziplinär mit dem, was sie am Casting gesehen haben, entwickelt. Zudem haben sie alle Mitwirkenden als gleichwertig betrachtet. Und das Publikum merkt, dass hier ein Stück gemeinsam entstand. Jede und jeder wurde in der Inszenierung miteinbezogen. Volkstheater hat immer ein bisschen den Beigeschmack von «Schenkel klopfen». Aber das ist es definitiv nicht. Alle stehen hinter diesem, meiner Meinung nach theatralisch hochstehenden, Stück.

 

Ausser den Kindern wurde keine Hauptrolle doppelt besetzt. Was geschieht, wenn eine solche ausfällt?

Die dürfen einfach nicht krank werden! Es ist wie bei einem Sportler. Wir haben ja immer eine Phase von Erholung von Sonntag bis Mittwoch. Ich selbst habe schon mit rund 39 Grad Fieber eine Vorstellung gespielt. Ein Durchziehen war dann halt angebracht. Alle Rollen doppelt zu besetzen, ist fast unmöglich. Beispielsweise die Welt, gespielt von Michaela Trütsch. Sie hat am Casting ein Angebot gemacht, und aufgrund dessen wurde sie dafür ausgewählt. Wenn nicht sie spielt, wäre es nicht dasselbe. Schwierig wäre es dann allerdings, wenn ein Unfall geschehen würde.

 

Gab es den «schlimme» Vorfälle beziehungsweise Unfälle?

Es gab kleine Zwischenfälle, aber nichts Nennenswertes. Da gilt es Holz anzugreifen!

 

Wie viele Zuschauer haben bis jetzt das Theater gesehen?

Das kann ich so nicht genau sagen, einzig wie viele total bis Ende Spielsaison verkauft wurden.

 

Und wie viele waren das?

Stand Anfang letzter Woche sind rund 43’000 Tickets verkauft oder reserviert worden. Aktuell steigen die Nachfrage immer noch an. Darum hat sich der Vorstand entschieden, die Zusatzvorstellungen von den beiden Donnerstagen, 22. und 28. August, für den Verkauf zu öffnen.

 

Wie viele werden benötigt, um in die rentable Zone zu kommen?

Die liegt immer noch bei rund 55’000 verkauften Tickets.

 

Was wird genau in der Sonne kulinarisch angeboten?

Leider ist kurz vor Beginn der angefragte Wirt abgesprungen. Kurzfristig wurde dann während den ersten zwei Wochen eine Pop-up-Bar durch den Sri Lanka Take-Away betrieben. Danach hatten sie aber keine Personalressourcen mehr. Eine weitere Firma interessierte sich dann für die Aufgabe. Dies kam leider nicht zustande. Der Vorstand hat sich dann entschieden, die geplanten Einführungen mit anschliessendem Apéro riche weiterzugeben. Vielleicht gibt es etwas nach der Sommerpause.

Wie ist das Zusammenleben / die Zusammenarbeit mit den UMA und der Caritas in der Hotel Sonne? 

Wir leben in einer guten Co-Existenz. Die Jugendlichen müssen in dieser Zeit einige Einschränkungen in Kauf nehmen. Bis anhin funktioniert das gut. Stammen diese doch aus einer komplett anderen Kultur. Trotz gutem Willen aller Beteiligten wurde mein Ziel der Integration weitgehend verfehlt. Leider macht nur eine Person am Theater mit. Die anderen wollten einfach lieber Fussball statt Theater spielen.

 

Und was wollten Sie sonst noch sagen?

 Ich winde allen Mitwirkenden ein Kränzchen. Sie meisterten die Herausforderung der langen Probenzeit hervorragend und dürfen nun mit dem teils frenetischen Applaus und Standing-Ovations ihren verdienten Lohn entgegen nehmen. Für die Mitspielenden sind die positiven Rückmeldungen eine weitere Motivation. Somit ist die Zwischenbilanz höchst erfreulich und entschädigt für alles.

 

Einsiedler Anzeiger / René Hensler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

30.07.2024

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