Musik
Durchbruch zum Publikum
Am letzten Freitag fand das Abschlusskonzert der 4. Einsiedler Kirchenmusikwoche statt. Nach nur einer Woche des Probens präsentierte der 100-köpfige Chor eine Mozart-Vesper.
Als Abschluss der vierten Einsiedler Kirchenmusikwoche erklang im Rahmen einer Abendmusik am vergangenen Freitag Mozarts «Vesperae solennes de Confessore». In den einleitenden Gedanken zu Beginn der Abendmusik zog Pater Lukas Helg einen Vergleich zwischen dem historischen Durchstich im neuen NEAT-Tunnel gleichentags und dem gelungenen Durchbruch der über hundert Teilnehmer der Kirchenmusikwoche, die mit der Einstudierung der Mozart-Vesper während dieser kurzen Woche eine nicht zu unterschätzende Leistung vollbracht haben, sich durch die stimmlichen und musikalischen Schwierigkeiten des Werkes durchgebrochen und damit quasi für sich selbst ein nachhaltiges und unvergessliches Erlebnis von Grund auf erarbeitet haben. Dass ein grosser Funke auch zu den vielen Zuhörern durchgebrochen ist, bewiesen die konzentrierte, spannungsvolle Atmosphäre während der Abendmusik und der lang anhaltende warme Applaus.
Ein geschlossener Klangkörper
Dem in Winterthur tätigen Kirchenmusiker Hansueli Bamert ist es gelungen, den 100-köpfigen Chor in der pro Tag vierstündigen Probenarbeit zu einem geschlossenen Klangkörper zu formen und ihm eine beeindruckende mozartsche Beweglichkeit abzuverlangen, die sich in rhythmisch klaren und klanglich durchsichtigen Momenten zeigte. Zu einer gesamthaft gelungenen Aufführung trug auch ein glänzendes und klanglich geschlossenes Solistenquartett Wesentliches bei: Reinhard Strebel mit seiner sonoren Bassstimme, der sich mühelos in die Höhen bewegende Tenor Pascal Marti, die Altistin Stefania Huonder mit ihrer farbigen, grossen Stimme, und die Sopranistin Gabriela Bürgler, die im «Laudate Dominum», dem bekanntesten Stück aus dieser Vesper, mit ihrer schlichten und doch innigen Gestaltung das Publikum zu berühren vermochte. Mozarts Vesper besteht aus einer Aneinanderreihung von fünf Psalmen, die sich in der Vertonung durch Tonart, Besetzung, Form und Charakter deutlich unterscheiden. Umrahmt wurden die einzelnen Psalmen – wie im liturgischen Ablauf üblich – durch gregorianische Antiphonen, die in kurzer, prägnanter Melodik und knapp gefasster Sprache Gedanken des nachfolgenden Psalmes vorwegnehmen oder auf ihn hinführen. Frater Gregor Baumhof OSB trug diese Antiphonen mit intensiver Bewegtheit vor; er leitete während der Kirchenmusikwoche das Atelier Gregorianik. Mitglieder des Ausserschwyzer Sinfonieorchesters nahmen sich der anspruchsvollen Begleitung mit Hingabe und grosser Aufmerksamkeit an. Zum klangstarken Chor mit den über 100 Mitwirkenden hätte wohl eine etwas grössere Orchesterbesetzung das klangliche Gleichgewicht zwischen Chor und Orchester positiv beeinflusst.
Motivation und Lernwille
Die ganze Kirchenmusikwoche war geprägt von vielen motivierten und lernwilligen Sängerinnen und Sängern, die nebst den Chorproben ein Atelier ihrer Wahl besuchen konnten. Die thematische Vielfalt dieser Ateliers reichte von Popularmusik über Gregorianik, Ensemblesingen, Orgel bis zu elementarer Musiktheorie. Zusätzlich stand den Teilnehmenden die Möglichkeit offen, während der Woche individuelle Stimmbildung bei professionellen Gesangslehrern zu belegen. Gottesdienste verschiedenster Formen weckten durch eine exemplarische Gestaltung Interesse und Lust auf kirchenmusikalisch aktives Tun. Die Verantwortlichen hoffen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einige Impulse dieser Kirchenmusikwoche mit nach Hause in ihre Chöre tragen werden. In einem Zweijahresturnus wurde diese Einsiedler Kirchenmusikwoche 2010 bereits zum vierten Mal durch den Kirchenmusikverband des Bistums Chur organisiert und durchgeführt.
Einsiedler Anzeiger
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- Musik
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