Musik
«Ich bin ein Adrenalin-Junky»
Heute Abend geht mit Toni Vescoli im Mauz die Post ab. Mit seiner Band wird er Americana-Fans begeistern.
Daniel Koch: Welche Stilrichtung werden Toni Vescoli & Co. in Einsiedeln anschlagen? Balladen oder eher schnellere Musik?
Toni Vescoli: Wir werden Americana spielen, sprich die ganze Bandbreite von Rock, Blues, Country, Folk, Cajun und TexMex. Dabei singe ich in Mundart, aber auch in Englisch, Französisch und etwas Spanisch. Einige Balladen, aber auch schnellere Sachen und mehrstimmiger Gesang werden dabei sein.
Der Kanton Schwyz ist geprägt durch seine Volksmusik. Würden Sie den Auftritt einer Ländlerkapelle besuchen oder geht dies für einen Rock’n’Roller überhaupt nicht?
Berührungsängste habe ich da keine. Extra an einen Anlass gehen würde ich aber nicht. Mit Carlo Brunner und Martin Nauer hatte ich einmal ein Ethno-Country-Rock-Projekt.
Haben Sie schon einmal das Kloster Einsiedeln besucht?
Das ist gefühlte 100 Jahre her. Irgendwann in den 60er-Jahren war ich mal dort.
Sie wurden im letzten Jahr 75 – ich nehme an, Sie treten weiterhin auf? Was bedeuten Ihnen die Auftritte und der Kontakt zum Publikum?
Ich bin ein Adrenalin-Junky, ich brauche das. Es ist einfach schön, den Leuten mit Musik eine Freude zu machen und selbst auch noch daran Freude zu haben. So etwas Schönes darf man deshalb auch nicht einfach aufgeben. Ich höre noch lange nicht auf.
Wo treten Sie eigentlich überall auf. Haben Sie da Vorlieben?
Speziell ist es in ganz winzigen Lokalitäten. Da ist man ganz nah an den Leuten dran, das finde ich irrsinnig. Und viele Künstler beneiden mich deswegen. Joe Cocker sagte mir einst, er würde das auch gerne machen, könne aber nur an grossen Orten auftreten. Auch in Einsiedeln wird es sicher eine gute Sache geben. Ich spiele aber auch an privaten Festen. Das ist immer toll. Und oft kommen die Leute dann auch an meine Konzerte.
Erst kürzlich nahm sich der schwedische Star-DJ Avicii das Leben. Er wollte keine Auftritte mehr, das Rampenlicht wurde ihm zu viel. Wie «hart» muss man heute sein, um auf internationalen Bühnen bestehen zu können?
Das sind tragische Einzelfälle, dass jemand nicht damit umgehen kann. Was die Auftritte angeht, tickt jeder etwas anders. Gölä spielt zum Beispiel lieber nur einmal im Jahr, füllt dafür das ganze Hallenstadion, statt an viele kleine Orte zu gehen. Wir haben früher auch Monstertouren gemacht. Ich weiss, was das heisst. Ich erinnere mich zum Beispiel an Italien und die ehemalige Tschechoslowakei. Da steht man jeden Tag auf der Bühne, macht und spielt aber immer das gleiche. Eigentlich ist das gar nicht so toll.
Sie selbst mussten früher für Ihre Auftritte kämpfen. Ihr Vater wollte es Ihnen verbieten. Wie gingen Sie damit um?
Ich hatte in meiner Jugend viele Probleme mit meinem Vater. Er war sehr autoritär. Aufgetreten bin ich trotzdem und habe meine Aggressionen in der Musik rausgelassen.
Die junge Einsiedler Band Entirely Bonkers trat auch schon im Mauz auf. Wie schaffen sie es, berühmt zu werden? Haben Sie einen Tipp?
Dranbleiben, viel üben und spielen. Und anfangs halt auch dort auftreten, wo es nur wenig zu verdienen gibt. Heute ist es halt auch so, dass man nicht mehr jeden Tag auftreten kann. Das hat sich stark verändert, die Konkurrenz ist gross.
Einsiedler Anzeiger / Interview: Daniel Koch
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Einsiedler Anzeiger
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