Musik
Osterfreude mit musikalischen Raritäten und einer grossen Stimme
Erneut trat das Sinfonieorchester des Kantons Schwyz an Ostersonntagvesper in der Jugendkirche auf. Mit einer vielfältigen Programmwahl und einem aussergewöhnlichen Solisten erfreute es das kulturinteressierte Publikum.
Wie bereits in den Vorjahren war das Sinfonieorchester des Kantons Schwyz (SOKS) unter der musikalischen Leitung von Urs Bamert mit einer gut dreissigköpfigen Streicherformation, ergänzt durch einige Bläser, in der Jugendkirche zu Gast. Der Publikumsaufmarsch blieb am Ostersonntagnachmittag zwar überschaubar, zeigte sich aber umso angetaner vom Dargebotenen.
Spätromantischer Auftakt mit Robert Fuchs
Als Eröffnungswerk wurde ein eher unbekanntes, aber nicht minder reizvolles Werk, eines ebenfalls eher unbekannten Wiener Komponisten gewählt: Die Serenade Nr. 1 in D-Dur für Streicher, op. 9 von Robert Fuchs. Die fünfsätzige, spätromantische Serenade bestach mit Raffinesse und Frische. Das Orchester musste sich zwar bei diesem anspruchsvollen Werk zuerst etwas finden. Gleichwohl war das eröffnende Andante süffig, das Menuett überraschte mit witzigem Pizzicato-Schluss, eingängig dann das Allegro scherzando & tranquillo, ausdrucksstark und äusserst romantisch das Adagio und schliesslich ein Allegro als Grande Finale, das vom anfänglichen d-Moll in ein prächtiges D-Dur mündete.
Wiederentdeckung aus der Klosterbibliothek
Es folgte erneut eine Trouvaille aus der reichhaltigen Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln: die Sinfonie («Ouverteur No. 16») in D-Dur des jüngsten Bach-Sprosses, Johann Christian Bach. Je zwei Oboen und Hörner erweiterten das Klangspektrum und sorgten für zusätzliche farbliche Nuancen im Orchesterklang. Dies wurde bereits im ersten Satz, dem Allegro con spirito, deutlich. Es folgte ein getragener zweiter Satz, das Andante der Streicher, bevor im dritten Satz, – einem eher kurzen, eleganten Allegro assai – die Bläser nochmals in den Vordergrund traten. Erneut eine wahre Wiederentdeckung und zugleich handelte es sich wohl um eine Uraufführung in der Neuzeit! Das Manuskript dieses äusserst melodiösen und noblen Werks, lagert in der klösterlichen Musikbibliothek und wurde im vergangenen Jahr in sorgfältiger Arbeit vom musikalischen Leiter Urs Bamert fürs SOKS rekonstruiert! Mit Bastian Thomas Kohl als Bass engagierte das SOKS diesmal einen international gefragten Opernsänger als Solisten, der üblicherweise auf Opernbühnen in Mailand oder Paris auftritt. Kohl, gebürtiger Deutscher, der seit einiger Zeit in Tuggen wohnhaft ist und sich aktiv in die Ausserschwyzer Kulturszene einbringt, genoss nun am Osterwochenende gefeierte Auftritte in seiner neuen beschaulichen Heimat.
Drei Bass-Arien von Mozart als Höhepunkt
Zur Aufführung gelangten drei Arien für Bass und Orchester aus bekannten Opern von Wolfang Amadé Mozart. Neben der wunderbaren Arie Nr. 15 aus der «Zauberflöte» («In diesen heil’gen Hallen kennt man die Rache nicht»), standen auch die Arie Nr. 19 («Ha, wie will ich triumphieren ») aus der «Entführung aus dem Serail» sowie die Arie Nr. 6 («Ho capito, Signor, si») aus «Don Giovanni» auf dem Programm. Das Orchester übernahm dabei den Begleitpart, agierte mit vornehmer Zurückhaltung, unterstrich die Ausdruckskraft des Solisten und liess ihm Raum zur Entfaltung. Bastian Thomas Kohl schöpfte aus dem Vollen und überzeugte mit leidenschaftlicher Interpretation in den Rollen der jeweiligen Charaktere, sei es als Sarastro, Osmin oder Masetto. Sein gewaltiger Stimmumfang wie auch seine theatralischen Fähigkeiten begeisterten die Konzertbesuchenden vollends.
Ein kurzes, aber eindrucksvolles Konzerterlebnis
Ein Wermutstropfen blieb zum Schluss: nach rund 45 Minuten war das Konzert bereits zu Ende. Das zahlende Publikum hatte allerdings noch längst nicht genug und machte mit mehrmaligem und lang anhaltendem Applaus deutlich, dass der Wunsch nach einer Zugabe gross war. Leider kam der Solist dieser Aufforderung nicht nach. Schliesslich setzte das Orchester mit einer Wiederholung von Bachs 3. Satz einen versöhnlichen Schlusspunkt.
Einsiedler Anzeiger / Andrea Kälin
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Einsiedler Anzeiger
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