Musik
Singen erhält auch nach 175 Jahren jung!
Schon wieder ein Jubiläum – diesmal ist es der Männerchor Einsiedeln, welcher am vergangenen Samstag sein 175-jähriges Bestehen mit vielen einheimischen Formationen feierte.
Wenn ein solch spektakulärer, hoher Geburtstag keine Garantie für weitere 175 Jahre ist, hat nichts auf dieser Welt Bestand! Der rüstige Uralt-Greis überzeugte mit einer Lebendigkeit in seinem Gesang und seinem Auftreten – ansteckend. Anstecken lies-sen sich die andern sieben Chöre, aber auch das Publikum. Der Abend war ein musikalisches Gesamt-Paket, in das auch das «Echo vom Hallüüü» und Comedian «Veri» bestens passten. Das Gesamtchorlied brachte mit «Am Himmel staht äs Sternli» treffend dar, dass es zweieinhalb Stun-den voller hellleuchtender Sterne zu geniessen gab. Ein grosser Abend voller Musik. Einsiedeln kommt diesen Herbst nicht aus dem Feiern von Jubiläen heraus: Erst feierten das «Waldstatt-Echo», dann die Jugendkirche und die Kirchgemeinde. Und jetzt wurde eine Marke gesetzt, die in der heutigen Zeit wohl nicht so schnell überboten wird. Und der Männerchor hat auch treue Sänger, die mit ganzem Herzen dabei sind: Ganze 57 Jahre ist Sepp Holdener dabei. Das «Zwei Raben» war am vergangenen Samstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Niemand wollte sich die «Seelenmassage» Gesang entgehen lassen. Die Freude war sowohl bei den vielen Sängern, wie auch beim Publikum zu spüren. Was für eine gute Idee, so viele Chöre aus dem Ort einzuladen und teilnehmen zu lassen am Geburtstag. Acht einheimische Chöre, das soll mal ein vergleichbar grosser Ort erst nachmachen. Und es gibt noch einige Chöre mehr: Cäcilienchor, Gospelchor, Stiftschor …
«Heimweh-Land» Einsiedeln
Der Männerchor eröffnete das Programm vor einem Bühnenbild der «alten» Hauptstrasse Einsiedelns mit einem venezianischen Volkslied und der Begrüssung durch Präsident Beat Gassmann. Nach einer ersten Einlage durch «Veri», dem Comedian, sangen sie das «Heimweh-Liede » des Waldstatt-Dichters Mein-rad Lienert. Und dieses Heimweh wurde im Laufe des Abends durch die vielen farbigen Vorträge der Chöre spürbar. Da sang der Chor den Klassiker- Hit «Eine kleine Kneipe» und auf der Leinwand wurde ein Kneipen-Streifzug gezeigt. Männerchörler, und generell Vereine, besuchen nach der anstrengenden Probe gerne noch ein Restaurant, um die trockene Kehle zu befeuchten. Und die heimeligen Restaurant verströmen Einsiedler Gemütlichkeit. Als nächste Formation traten die jüngsten Sängerinnen und Sänger auf, die Moskitos. Ihr ers-tes Stück: «Lied der Schlümpfe» in einer Einsiedler Version und gemeinsam mit den Jubilaren begeisterte. Wenn man diese Kinder erlebte, wie sie froh und erfrischend auftraten, mit den Füssen rhythmisch den Ton anga-ben, so ist man sich sicher, dass das Singen immer weiterlebt und frohe Stimmung zaubert. Der Kirchenchor Bennau brachte die Berge und das Meer zusammen. Das «Alpenrösli» begeisterte mit Naturjuz und Liedern. In der Pause sorgte das «Echo vom Hallüüü» das erste Mal für tänzische Musik.
Musik und Gesang als Brückenbauer
Nach der Pause rieb man sich die Augen: Langhaarige mit Sonnenbrille betraten die Bühne. Der Männerchor gefiel sich in der Rolle als Pop-Band und brachte den 60er-Jahre-Hit «Barbara Ann» ans Publikum. Erinnerungen tauchten auf: Ja, wir alle sind so viele Jahrzehnte älter geworden und geniessen die Zeit von damals. Die «60+» betraten danach die Bühne und bewiesen, dass Gesang die besten Brücken bauen kann. Schön, diesem Hobby frönen zu können. Das «Waldstatt Echo», genau 100 Jahre jünger als der Jubilar des Abends, brachte mit einer Komposition ihrer Leiterin warme Töne in den Saal. Beim dritten Lied sah man den besungenen Sonnenschein auf ihren Gesichtern – frohe Momente. Mit dem «Gefangenenchor» aus «Nabucco» und mit «The Rose» füllte der Kirchenchor Willerzell mit melancholisch-ernsten Tönen den Saal. Einen knalligen Konzert-Schlusspunkt setzte der Frauenchor. Ihre Kostüme aus den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts gefielen und pass-ten zu ihren sehr gekonnt vorgetragenen Stücken – sie begeisterten das Publikum ganz einfach. Und sie gaben – der Männerwelt – weise, gesungene Ratschläge auf den Weg: «Schau’ einer schönen Frau nicht so tief in die Augen! Sie gehört dir nie allein!» Ja … Ganz zum Schluss liess sich der Männerchor und seine Leiterin ein besonderes «Schmankerl » einfallen: Ein Gesamtchor sang ein Medley aus alten Schweizer Volksliedern. Wer kennt nicht «über dä Gotthard …», dann «Stägeli uf, Stägeli ab …» und dann das perfekt zum Abend passende «Am Himmel staht äs Stärnli z’ Nacht». Ganz viele Sterne leuchteten an diesem Abend über Einsiedeln, im «Zwei Raben». Der Männerchor bescherte vielen Leuten ein wunderbares Geburtstagsgeschenk, das dankbar angenommen wurde.
Einsiedler Anzeiger / Paul Jud
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Einsiedler Anzeiger
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