Musik
Rückblick und Ausblick auf die grösste Musikschule im Kanton Schwyz
Im Gespräch mit dem ehemaligen Musikschulleiter Willy Honegger und dem amtierenden Musikschulleiter André Ott. Die Musikschule Freienbach wird dieses Jahr 50-jährig. Nebst der musikalischen Seite galt es in den letzten Jahren, die Digitalisierung voranzutreiben.
Wir schreiben das Jahr 1974, in dem nach einer Gemeindeabstimmung die neueingesetzte Jugendmusikschulkommission beauftragt wurde, eine Musikschule zu gründen. André Ott bezeichnet diese Zeit als Pionierphase der musikalischen Bildung in der Schweiz, die er zwar nicht selbst miterlebt hat, aber von der er vieles gehört hat und von der auch Willy Honegger einiges zu berichten weiss. Letzterer wurde selbst vom ersten Musikschulleiter Chaim Elte dazu eingeladen, an der Musikschule Freienbach Klarinette zu unterrichten und erinnert sich an das Flair des ersten Musikschulleiters, Musiklehrpersonen aus den unterschiedlichsten Ländern an die Musikschule zu holen. Die Anstellungsgespräche verliefen teils unkonventionell, aber erfolgreich. So traf sich Elte beispielsweise mit dem Gitarristen Bruno Furrer, der damals noch an der Jazzschule in Bern studierte, im Hauptbahnhof Zürich und stellte ihn kurz darauf als Gitarrenlehrer ein. Marlies Meli wurde Klavierlehrerin, Franz Honegger Trompetenlehrer, Susann Nauer übernahm die musikalische Früherziehung, Hedy Jager unterrichtete Blockflöte. Die Aufzählung ist nicht vollständig. Im Laufe der Zeit wurde das Fächerangebot immer grösser. Bald wurde auch der Bereich Tanz aufgenommen, der mittlerweile stark gewachsen ist. Willy Honegger: «Ein interessantes Detail: Der ehemalige Gemeindepräsident, Daniel Landolt, ist ein ehemaliger Schüler von mir. Er spielt heute noch Klarinette.»
Ära Honegger, ab dem Jahr 2000
Honegger, ab 2000 Nachfolger von Chaim Elte, erinnert sich, dass sein Vorgänger immer alles in Kleinbuchstaben geschrieben hat. Eltes Büro war damals noch im Schwerzi Freienbach, bis die gesamte Administration in «the town» Pfäffikon übersiedelte, was praktisch das neue Zentrum der Musikschule wurde. Die Suche nach Räumlichkeiten für den Musikunterricht und vor allem nach geeigneten Räumen für die Tänzerinnen und Tänzer glich jedoch einer Odyssee, wovon wohl noch viele Lehrpersonen persönliche Anekdoten erzählen könnten, erwähnt André Ott. Zum Beispiel musste man im Schulhaus Brüel regelmässig dem Militär ausweichen. Oder der Unterricht wurde nicht selten in Mehrzweckräumen abgehalten, in denen am Wochenende davor noch Feste stattgefunden hatten. In den 2000er Jahren wurde die Villa Staub in der Hofstrasse in Pfäffikon der Gemeinde geschenkt, mit der Auflage, 100 Jahre lang am Gebäude nichts zu verändern. Die Musikschule zog ein und durfte bei der Renovation wesentlich mitgestalten – ein grosser Vorteil für die Musiklehrpersonen. So wurde die Villa Staub vom zeitweise besetzten Haus zum kleinen Musikschulzentrum. Für den Tanz befindet sich derzeit das Mehrzweckgebäude Schwerzi in Freienbach im Umbau und erhält eine Aufstockung mit vier Tanzräumen. Noch ein Rückblick zu den Anfängen: das Administrative, berichtet Honegger, hielt Elte übrigens auf Karteikarten fest und erst er selbst kümmerte sich um eine erste Digitalisierung von Rechnungen und Schülerlisten. Schmunzelnd erzählt er, er habe einfach seinen privaten Mac mitgenommen und 1800 Handzettel verarbeitet.
Ära Ott, ab dem Jahr 2016
André Ott: «Es waren ja bisher drei Musikschulleiter in der Geschichte der Musikschule Freienbach. Es gab einen Pionier, dann eine erste Konsolidierung im Jahr 2000 mit Willy Honegger. Datenmässig hat er grosse Schritte gemacht, auch inhaltlich musikalisch. In der dritten Phase, ab 2016, kann man sagen, haben wir die Zertifizierung und Weiterentwicklung der Musikschule gemacht. Wir haben das vergessene Musikschul-Reglement reaktiviert und die Aufbau-Strukturen neu formuliert.» Im Jahr 2016 wurde Willy Honegger pensioniert und André Ott übernahm die Funktion. Er kümmerte sich um die Qualitätssicherung der Musikschule und die Zertifizierung mit dem sogenannten «quarte Open Label». Vier Jahre später kam die Coronakrise, die sich natürlich auf die Zahlen der Musikschule auswirkte und auch für den Unterricht, der online stattfinden musste, eine Herausforderung darstellte. Konzerte mussten abgesagt werden. André Ott berichtet aber heute stolz, dass die Musikschule wieder zahlenmässig auf dem Stand von davor ist und dass insbesondere der Wert des gemeinsamen Musizierens für viele gestiegen ist. André Ott: «Die Werte hochhalten, sie entwickeln mit den Familien und den Kindern, mit denen wir unterwegs sind, diese in die Zukunft zu tragen, das ist wirklich eine grosse Herausforderung. Aber es ist unser Tagesgeschäft und wir machen es für die Kinder, für uns und für die Musik und den Tanz.»
Jubiläum wird Ende Mai gefeiert
In diesem Jahr feiert die Musikschule ihren 50. Geburtstag und es stehen mit der Umsetzung des neuen Musikschulgesetzes erneut einige Veränderungen an. Über 40 Kinder freuen sich auf ein erstes gemeinsames Musiklager auf der Musikinsel Rheinau (Informationen erhältlich bei der MS Freienbach) in den Frühlingsferien. Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen, das Jubiläumswochenende mit spannenden Veranstaltungen vom 23. bis 25. Mai zu besuchen und 50 Jahre musikalische Bildung und Tanz zu feiern. Und wer weiss, vielleicht erklingt ja auch spontan Musik auf den Strassen oder am See, nach dem Jubiläumsmotto: Freienbach klingt! Freienbach tanzt! * Derzeit unterrichtet Katharina Weissenbacher an der Musikschule Freienbach und an der Kantonsschule Sargans. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Siebnen.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / * Katharina Weissenbacher (unterrichtet derzeit an der Musikschule Freienbach und an der Kantonsschule Sargans. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Siebnen).
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Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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