Bei Walter Fässler können die Geisle vor Ort ausprobiert werden. Der 89-jährige Arther hat eine grosse Auswahl. Bild: Erhard Gick
Bei Walter Fässler können die Geisle vor Ort ausprobiert werden. Der 89-jährige Arther hat eine grosse Auswahl. Bild: Erhard Gick

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Geisle-Macher sorgt sich um Nachwuchs

Der Chrüzlistreich mit der Schwyzermeisterschaft ist am 6. Januar der grosse Höhepunkt der Geislechlepfer in Schwyz. Noch baut der Arther Walter Fässler (89) die begehrten Geisle. Er ist der Einzige, hat aber keinen Nachfolger.

Drei Söhne hat der Arther Geislebauer Walter Fässler. Was ihm aber trotzdem fehlt, ist Nachwuchs in eine ganz bestimmte Richtung. Er möchte einen Nachfolger finden, der sein Hobby, das Geislebauen, weiter pflegt. Walter Fässler wird in Kürze 89 Jahre alt und will zwar noch ein paar Jahre weiterhin als «Geisle-Mechaniker» tätig sein, wie er sagt. «Es wäre aber schon schön, wenn ich jemanden finden würde, der mein Hobby dereinst übernimmt.»


Holz aus Italien, aber typisch schwyzerisches Instrument


Wenn man Walter Fässler auf seinen Nachwuchs anspricht, fällt automatisch der Name Werner Fässler. Sohn Werner Fässler hat das Priis-Chlepfä in Schwyz mehrfach in allen Kategorien gewonnen. «Ja, er könnte, will aber noch nicht», sagt der weitherum, auch vom TV her bekannte Chrüzlistreich-Geisle-Bauer. Die Chrüzlistreich-Geisle, auch bekannt als Fuhrmanns-Geissel, ist typisch schwyzerisch, wie Walter Fässler versichert. «Daran ändert auch nichts, dass man das dafür verwendete Zürgelholz nur in Italien bekommt. Nur dort wächst dieses speziell elastische und gut zu verarbeitende Holz», sagt der Arther. Rund einen Tag baut er an einer guten Fässler-Geissel. «Manchmal muss ich sie mehrmals wieder komplett auseinandernehmen, bis ihr Klang stimmt, da bin ich heikel. Ich probiere jede Geissel selbst auf ihren Klang aus.» Für Fässler ist die Geissel ein schwyzerisches Musikinstrument, das wie ein Klavier oder eine Gitarre gestimmt werden muss. Übrigens: Bis die Geissel knallt, muss der Zwick, das Schallelement, auf Überschallgeschwindigkeit bewegt werden (über 340 Meter pro Sekunde). «Nur wenn das Tempo und die richtige Drehung stimmen, dann knallts ghörig», sagt Walter Fässler. «Altersbedingt dürfte Walter Fässler ja schon längst an den Ruhestand denken», sagt der Schwyzer Noldi Schnüriger, ehemaliger und langjähriger OK-Präsident vom Schwyzer Priis-Chlepfä. «Aber eigentlich sind wir froh, wenn Walter Fässler die Geisle noch für ein paar Jahre weiterbaut. Es gibt keinen Ersatz für ihn. Er ist der Einzige, der unsere traditionellen Chrüzlistreich-Geisle noch baut.» Geisle von Fässler hätten eine unverkennbare Qualität und den einzigartigen Knall. «Wer in Schwyz gewinnen will, muss eine von ihm haben», sagt Noldi Schnüriger überzeugt.


Sorgenfalten beim Schwyzer Priis-Chlepfä


Beim OK Priis-Chlepfä macht man sich grosse Sorgen. Derzeit baut Fässler rund 120 Geisle pro Jahr. «Aber der Nachschub ist nicht mehr gewährleistet», sorgt sich Schnüriger. Von diesem Rohstoff hänge auch das Priis-Chlepfä ab. Kommt dazu, dass sich die Rohstoff-Lieferanten in Italien (Trentino) ebenfalls bereits im hohen Rentenalter befinden. Neue, junge Chlepfer hätte es viele, aber was fehle, seien die Instrumentenbauer. «Wir haben eine einzige Hoffnung, dass Werner Fässler doch noch in die Fussstapfen seines Vaters tritt. Jetzt müssen wir bei ihm Überzeugungsarbeit für dieses intensive Hobby leisten», sagt Noldi Schnüriger.


Bote der Urschweiz / Erhard Gick

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Bote der Urschweiz

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  • Brauchtum / Feste
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Publiziert am

03.03.2018

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