Bühne
Grenze zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit ist fliessend
Dem noch jungen Verein KulturGuet ist es gelungen, den Appenzeller Kabarettisten und Satiriker Simon Enzler in den Dorfgaden nach Altendorf zu locken.
Mit seinem Programm «Primatsphäre» hat Simon Enzler bewiesen, dass die Grenze zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit fliessend ist. In seiner unnachahmlichen Art kriegt jeder sein Fett weg, schonungslos, aber nie jemanden blossstellend, nie böse, aber unverblümt. Und wenn es dann doch einmal derb wird, dann streut er eine Pointe ein, flucht und gestikuliert, so dass sich auch der ernsthafteste Besucher schlussendlich ein Lachen nicht verkneifen kann. Er will seine Wohnung, die irgendwo im Kanton Innerrhoden liegt, vermieten, eine Wohnung, die von einem fast blickdichten «Lebhag» umgeben ist, aber trotzdem einen Blick in des Nachbars Stube erlaubt. Dabei lehnt sich der Kabarettist zuweilen weit aus seinem Fenster. Seine Ansprüche an einen neuen Mieter sind nicht gering: keine Haustiere und keine Ausländer. Wenn jemand mit Hunden rede, dann sei er nicht gerade asozial, viel fehle aber nicht. In Bezug auf die Ausländer meint er augenzwinkernd «wenn einer in die Schweiz kommt, dann toleriere ich auch, wenn er wieder geht».
Sticheln von A-Z
Die Bühnenausstattung ist karg, das Regal, auf dem ein Transistorradio steht, ist das einzige Requisit. Irgendwann fragt Enzler in den Saal «möged er no?», was beim gut gelaunten Publikum ein einstimmiges «Ja» provoziert. So stichelt er weiter, nimmt den geizigen Nachbar auf die Schippe, wettert über die Sozialschmarotzer (Einbrecher haben wenigstens eine geregelte Arbeit) und nimmt die schweizerischen Einkaufstouristen, die wegen der Mehrwertsteuer im nahen Vorarlberg auf Shopping-Tour gehen, aufs Korn. Entwicklungshilfe besteht darin, dass die Bewohner in fremden Ländern Probleme lösen sollen, deren Ursprung bei uns liegt. Ach ja, da ist ja noch die Sache mit der Wohnung: bei Programmschluss hat Enzler einen Mieter gefunden, einen Zürcher Geschäftsmann, der aber nur den Briefkasten braucht.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Paul A. Good)
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Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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