Bühne
«Bin nicht gerne blendender Liebhaber»
Tenor Simon Witzig kehrt in der Hauptrolle als Graf Danilo in der Inszenierung von «Die lustige Witwe» auf die Bühne des Theaters Arth zurück. Ausserhalb der Operette arbeitet er als Gesangspädagoge am Gymi Immensee und erzählt, wie die Music Star-Castingshows bei Schülern wiederholt Wellen schlagen.
Simon Witzig macht als Graf Danilo in jeder Hinsicht eine gute Figur. So überzeugt er gesanglich und darstellerisch, indem er seine innere Zerrissenheit zwischen der Liebe zur Witwe und der Unmöglichkeit, diese auszusprechen, differenziert ausspielt. Ist es einfach, sich auf der Bühne jeden Abend von Neuem zu verlieben? «Sich auf der Bühne zu verlieben, ist eine technische Sache, es muss aber bei den Zuschauern als wahrhaftig ankommen », sagt der Tenor lächelnd. Er räumt aber ein: «Ich bin nicht gerne der blendende Liebhaber.»
Schwerenöter und Lebemann
Simon Witzig mag dramatische und tragische Rollen. «Es ist für mich einfacher, einen gebrochenen Menschen, der mit sich selber ringt, zu interpretieren als einen Strahlemann.» Beim Schwerenöter und Lebemann Graf Danilo ist er dennoch bestens aufgehoben, denn «die Geschichte ist lustvoll, witzig und hat ein facettenreiches Happy End. Das gefällt mir.»
Verzicht auf internationale Karriere
Im wahren Leben ist Simon Witzig ein Mensch, der gerne auf der sicheren Seite steht, geordnete Bahnen mag und ein effektives Zeitmanagement betreibt. Ob er in einem grossen oder in einem kleineren Haus singt, ist für Simon Witzig nicht entscheidend. Er schätzt die Dreisamkeit mit seiner Frau Nicola Brügger und seiner Tochter Debora. Die Konzertsängerin Brügger und der Opernsänger Witzig sind nicht nur privat ein Paar, sie stehen auch immer wieder gemeinsam auf der Bühne. Doch warum haben die beiden einer internationalen Karriere den Rücken gekehrt? «Wir hätten eine Fernbeziehung führen müssen, das wollte ich nie», erzählt er mit einer fröhlichen Leichtigkeit. Mittlerweile hat sich Simon Witzig verschiedene Standbeine aufgebaut und kann von der Musik leben. «Das ist nicht selbstverständlich und für mich ein grosses Geschenk», fügt er hinzu. Als Gesangspädagoge hilft er Schülern am Gymnasium Immensee und an der Musikschule Hochdorf, den richtigen Ton zu treffen.
«Wie Rihanna tönen»
Seit es Sendungen wie «MusicStar» oder Castingshows wie «Das Supertalent » gibt, wächst die Nachfrage nach Gesangsunterricht. «Schülerinnen, die Pop mögen, wollen beispielsweise wie Rihanna tönen. Ich hole die Schüler da gerne ab. Oftmals gelingt später der Spagat zwischen Klassik und Unterhaltungsmusik, und wer weiterhin singt, fühlt sich in verschiedenen musikalischen Stilen wohl.» Und wie sieht es mit Gesangstalenten aus? Davon kann Simon Witzig ein Liedlein singen: Er hatte beispielsweise eine Primarschülerin, Zweitklässlerin wohlgemerkt, die ihr Glück bereits erfolglos bei Dieter Bohlens «Supertalent »-Casting versuchte. «Das Kind konnte weder ein Wort Englisch noch richtig singen. Nach zwei Lektionen musste ich den Eltern sagen, dass der Unterricht keinen Sinn macht», erzählt der Gesangspädagoge und ehemalige Primarlehrer. Doch das ist die Ausnahme: «Ein Talent kommt mit der Zeit zum Vorschein. Dazu muss man die eigene und nicht eine kopierte Stimme entfalten», betont Witzig. Schön sei es, Fortschritte in der Tongebung zu beobachten, oder «plötzlich hat man mehr Luft und kann länger singen». Das Schwierige am Gesang sei, dass man kein Instrument habe, das man in die Hand nehmen oder weglegen kann. «Man muss sich selber preisgeben. Scheue oder selbstkritische Menschen haben damit mehr Mühe. Doch mit Motivation kann man auch das überwinden.»
Engagements auf der Bühne
Der in Zug geborene lyrische Tenor erwarb 2005 das Operndiplom und die Konzertreife an der Musikhochschule Zürich bei Paul Steiner. Die weitere Ausbildung erfolgte am Schweizer Opernstudio Biel und an der Hochschule der Künste Bern sowie beim amerikanischen Tenor Scot Weir. Er absolvierte Meisterkurse bei Laurel Miller, Karl Engel, Udo Reinemann und Jan Schultsz und arbeitete mit Regisseuren wie Johannes Schaaf und Peter Rasky zusammen. In der Spielzeit 2004/2005 stand er am Städtebund- Theater Biel-Solothurn unter Vertrag, wo er unter anderem die Tenorpartie in der szenischen Umsetzung von Haydns «Schöpfung» sang. Während seiner Auftritte an de
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Bote der Urschweiz
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