Mit Leichtigkeit und Leidenschaft konzertierte die Blaskapelle Etzel-Kristall in Einsiedeln an ihrem Jahreskonzert.  Foto: Anita Chiani
Mit Leichtigkeit und Leidenschaft konzertierte die Blaskapelle Etzel-Kristall in Einsiedeln an ihrem Jahreskonzert. Foto: Anita Chiani

Musik

Jahreskonzert Blaskapelle Etzel-Kristall: Schweissperlen und Humor

Mit dem Quadrigo-Marsch als galoppierendes Begrüssungsstück wurde eine Spannung aufgebaut, die bis zum Schluss anhielt. Beschwingt erklangen böhmisch-mährische Melodien. Hervorragende Trios und Solisten sorgten für ein musikalisches Feuerwerk.

Am Samstagabend füllten die Fans das Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben bis auf den letzten Platz. Die 1993 gegründete Blaskapelle Etzel-Kristall musizierte unter der Leitung von Toni Gräzer. Zwanzig Bläser sorgten für einen Ohrenschmaus höchster Güte.

 

Präziser Zungenschlag

Exakt und glasklar interpretierten sie die variantenreichen Stücke des Programms. Nach der Posaunen-Parade von Vaclav Maly-Karel wischte sich der Präsident, Christoph Huber, den Schweiss von der Stirne. Er hatte als Solist beim Trio mitgespielt und meinte: «Augen auf bei der Instrumentenwahl!» Tatsächlich blieb sogar dem Publikum bei den temporeichen Polkas fast die Puste weg. Mit präzisem Zungenschlag liess Valentin Egli den «Flügelhorn-Zauber» von Gottlieb Weissbacher erklingen. Auf die Zugabe folgte die Almtaler Polka von Patrick Pram-mer mit einem stimmungsvollen Tenorhorn-Trio.

Tortenstücke zum Trost

Christoph Huber taufte das Stück «Katerinska Sousedska» von Karel Drechsler kurzerhand um und nannte es «Käthis Ländler ». Ein lebhaft launiges Werk, voller Humor. Während die Klarinettisten eifrig spielten, wurde den Flügelhornisten Torte serviert, weil sie einmal reklamiert hatten, dass sie über längere Passagen nicht mitspielen dürfen. Gegen Schluss wurde die Musik immer langsamer, dann leiser und nach und nach schlichen sich die Bläser davon, ab in die Pause.

 

Auch Musikanten träumen

Mit der Ferdinand-Polka (Johannes Grechenig), einem fetzig freakigen Stück mit Bass-Solo im 7/8 Rhythmus, ging es weiter. Als höchst anspruchsvolles Werk folgte «Musikantentraum» von Karol Padivy. Diese Komposition wurde im September von den Etzel-Kristall-Mitgliedern am Schweizerischen Blaskapellentreffen in Weinfelden gespielt, wo sie in der Kategorie Oberstufe teilnahmen.

 

Spezielle Harmonien

Vier Werke im Konzertprogramm wurden von Franz Gerstbrein arrangiert, einem Münchner Urgestein, das stark mit dem Oktoberfest verwurzelt ist. Gemäss Christoph Huber ist er ein Phänomen, ein komplexer Symphoniker. Anscheinend lebt Gerstbrein asketisch, ohne Internet und Auto. Genauso beschreitet er in seinen Kompositionen und Arrangements eigene Wege, indem er spezielle Harmonien herausspürt und wunderschöne dreistimmige Melodienfolgen kreiert. Die Etzel-Kristall-Bläser stellen sich diesen extravaganten Herausforderungen.

 

Leise und einfühlsam

Ein eindrückliches Beispiel liefert Gerstbrein mit dem arrangierten Walzer «Dich zu lieben» von Christian Höcherl. In diesem anmutigen Werk wird gezeigt, dass Blech auch leise und einfühlsam sein kann. Durch das Wechselspiel der Register entsteht ein Dialog, der in einem romantischen Balztanz gipfelt. Ein Leckerbissen fürs Publikum. Das Jahreskonzert der Blaskapelle Etzel-Kristall bot alle Facetten der böhmisch-mährischen Stilrichtungen. Es war ein Musikerlebnis voller Leidenschaft, mit Sorgfalt intoniert und phrasiert.

 

Einsielder Anzeiger / Anita Chiani

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

22.10.2024

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