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Junge lieben das Schwyzerörgeli: Im Wallis und in Genf wird es zur Maturaarbeit
Ein Walliser und ein Genfer haben sich in die Schwyzer Volksmusik vertieft. Einer widmete sich Josef Stump, der andere musizierte selber.
Hin und wieder setzen sich Jugendliche im Kanton Schwyz in ihrer Maturaarbeit mit dem Schwyzerörgeli auseinander. Aussergewöhnlich ist das nicht. Aufhorchen lässt, dass gleich zwei Jugendliche, einer aus dem Wallis und einer aus Genf, die Innerschwyzer Volksmusik für ihre Arbeit auswählten. Beide konnten mit Alois Lüönd von den Mosibuebä musizieren und ihn befragen. Beiden stand die Sammlung von dessen Sohn, dem Ingenbohler Kantonsrat Alois Lüönd-Martone, zur Verfügung.
Stump hat in Kennerkreisen einen hohen Stellenwert
Fabian Franzen, der das Kollegium Spiritus Sanctus in Brig absolviert, hat Josef Stump (1883–1929) als Thema gewählt. «Ein fast vergessener Volksmusikpionier? » ist seine Frage dazu. Denn Quellen über «Stümpä Sebäli» gibt es nur wenige. Franzen war in Unterschönenbuch, wo Josef Stump aufwuchs. Er war auch auf dem Stoos, wo Stump über Jahre den Sommer verbracht hatte. Stump pflegte einen einfachen Lebensstil und wurde lediglich 46 Jahre alt. Da er sich kein Örgeli leisten konnte, bezahlte sein Mitmusiker die Hälfte seines Nussbaumer-Örgelis. In Franzens Arbeit werden auch Anekdoten erwähnt: Stump habe sich mit dem Schwyzerörgeler Balz Schmidig in der Pension Betschart verabredet, um zusammen für eine Schallplattenaufnahme eine Probe zu machen. Es sollen nur wenige Bekannte von diesem Treffen gewusst haben. Die Pension sei dann aber voller Leute gewesen, welche zuhören wollten. Das zeuge von Stumps Können und seiner Bekanntheit. Des Öftern habe er auf seinem Heimweg im Laufen musiziert. Passanten hätten gedacht, eine Marschmusikkapelle komme ihnen entgegen. Wie viele Tänze von Stump stammen, ist nicht genau bekannt. In der Maturaarbeit schreibt Franzen von «etwa 41 Tänzen». In seiner Arbeit kommt Franzen zum Schluss, dass Josef Stump in Kennerkreisen der Innerschwyzer Volksmusikszene einen hohen Stellenwert besitzt. Dies auch dank Schallplattenaufnahmen von Stump-Tänzen.
Schwyzer Koryphäen geben ihr Wissen weiter
Vor rund zwei Jahren tauchte Antoine Martin aus Perly, Kanton Genf, an einem Mosi-Musig-Konzert auf. Seither ist er regelmässig in der Region unterwegs. Er spielt auf seinem Schwyzerörgeli typische Stücke im Innerschwyzer Stil. Antoine Martin sagt: «Seit meiner Kindheit habe ich Schwyzerörgeli gehört, und vor drei Jahren habe ich dank meines Grossonkels angefangen, dieses Instrument selbst zu spielen.» Er habe das Glück, viel von Seebi Schmidig und «Mosi-Wysel» lernen zu dürfen. Deren Freundlichkeit und der Wille, ihr Wissen weiterzugeben, berühren den jungen Musiker. Der Maturand aus der französischen Schweiz mag die gemütlichen Restaurants im Kanton Schwyz, um dort die Freude an der Musik zu teilen. Er betont, dass er grossen Wert darauf lege, alte Musikstücke zu bewahren. «Als ich ein Thema für meine Maturaarbeit wählen musste, kam mir sofort die Idee, eine CD zu erstellen.» Mit einem Mikrofon und seinem Computer hat er sich selbst aufgenommen, während er die Stücke von Komponisten gespielt hat, die ihn inspirieren. Das sind Josef Stump, Balz Schmidig oder Martin Nauer.
Direktes Bindeglied zwischen Stumps Zeit und der Moderne
Josef Stump, der vor hundert Jahren im Talkessel musizierte, wird also gerade von jungen Musikern entdeckt, wie die beiden Stump-Fans mit ihren Maturaarbeiten beweisen. Die beiden sind sich übrigens beim Musikhören in Innerschwyz schon begegnet. In seiner Maturaarbeit schreibt Fabian Franzen: «Tendenziell erkennt man ein erhöhtes Interesse an Josef Stump unter jungen Musikanten.» Ob es sich um eine Gegenströmung zu den populären Volksmusikgruppen wie Genderbüebu oder Rusch-Büeblä oder um eine Wiederentdeckung von Altbewährtem handelt, bleibe unklar. Hingegen ist er überzeugt, dass Formationen wie die Mosibuebä einen Beitrag zu dieser neu aufkommenden Popularität beisteuern. Er bezeichnet «Mosi Wysel» als direktes Bindeglied zwischen Stumps Zeit und der Moderne: Für ihn ist Alois Lüönd «eine Anlaufstelle für junge Musiker».
Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind
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Bote der Urschweiz
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