Kunst & Design
Bekannte Werke eines wenig bekannten Künstlers
Der Bildhauer Josef Nauer (1906-1987) hat zahlreiche Spuren hinterlassen. An vielen seiner Werke gehen wir vielleicht täglich vorbei. Aber kennen wir auch den Künstler?
Viele Lachner kennen den Totentanz bei der Pfarrkirche, auch bekannt als Wehrmännerdenkmal. Wenige Meter entfernt, vor der ehemaligen Bäckerei Stählin, steht ein Brunnen mit einem Frosch als Wasserspeier. Beide Werke stammen vom Freienbacher Künstler Josef Nauer, was wohl die wenigsten Spaziergänger auf Anhieb zu sagen wüssten. Im Auftrag der Kulturkommission Freienbach haben der Künstler Al Meier und der Kunsthistoriker Stefan Paradowski ein digitales Werkarchiv Josef Nauers erarbeitet. Die umfangreichen Recherchen mündeten in eine ausführliche Website, auf der Leben und Werk des bedeutenden Bildhauers umfassend in Bild und Wort gewürdigt werden. Nauers Schaffen beschränkte sich bei weitem nicht auf Ausserschwyz. So finden wir beispielsweise ein überlebensgrosses hölzernes Chorkruzifix in Pfäffikon ZH oder einen äusserst eindrücklichen bronzenen Tabernakel im Kloster Disentis. Die Website bietet erstmals ein umfassendes Werkverzeichnis der öffentlichen Arbeiten des Künstlers bis zu seinem Tod 1987, nach Jahrzahlen geordnet. Arbeiten, denen beispielsweise Generationen von Lehrerseminaristen und Kantischülerinnen- und schülern – möglicherweise ohne es zu wissen – täglich begegnet sind. Nauer gestaltete nämlich die Wandkreuze im Lehrerseminar Rickenbach und in der Kantonsschule Pfäffikon.
Friedhof als Kulturgut
Josef Nauer war tief verankert im katholischen Glauben und befasste sich grundlegend mit dem Thema Friedhof und Neugestaltung von Grabmälern. Er gestaltete aus Friedhöfen ein Kulturgut, wie Al Meier schreibt. Auch die Spuren dieser Arbeit sind heute noch sichtbar, so etwa in den grossen Friedhofkreuzen in Freienbach und Lachen, aber auch in zahlreichen Grabmälern, die der Künstler geschaffen hat. Nauer war lange Jahre Fachberater der Friedhofkommission Freienbach und konnte im Stadtzürcher Friedhof Sihlfeld ein Mustergrabfeld gestalten. Auf Initiative von Martha Kümin-Jurt, Friedhofpräsidentin 1995 bis 2008, entstand beim Gemeinschafts-grab auf dem Freienbacher Friedhof ein Ehrenplatz für den Künstler, auf dem zahlreiche von ihm gestaltete alte Grabsteine einen neuen Platz fanden. Nauer hatte sie über die Jahre neben seinem Atelier, dem «Gädeli» beim Chrummen in Freienbach, aufgehoben.
Vater als Modell
Josef Nauer wurde 1906 in eine Freienbacher Bauernfamilie geboren und wuchs in der Eulen auf. Nach einer Lehre in einer Werkstätte für Bau- und Möbelornamente besuchte er ab 1928 die Holzschnitzerschule in Warmbrunn in Schlesien im heutigen Polen und später die Kunstgewerbeschule in Basel. In den Kriegsjahren 1940 bis 1945, so beschreibt es Nauer in seinen Erinnerungen selber, begann er in Freienbach mit ersten kirchlichen Arbeiten – immer wieder unterbrochen vom Aktivdienst. Für die Bruder-Klaus-Statue in der Kapelle Bäch stand ihm sein Vater Modell. 1972 erhielt Nauer den Kulturpreis des Kantons Schwyz. 1986, ein Jahr vor seinem Tod, erschien ein Schwyzer Heft (Band 38), für das der Künstler selber seine Arbeiten auswählte und das er selber gestaltete. Es sollte sein Vermächtnis werden. Eine geplante Werkausstellung im Schlossturm Pfäffikon erlebte Nauer nicht mehr. Sie fand zwei Jahre nach seinem Tod statt. Das neu erstellte digitale Archiv wird helfen, den bedeutenden Bildhauer im kulturellen Gedächtnis zu behalten.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Elvira Jäger
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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