Dies & Das
Die beim Tanzen Grenzen überschreitet
Die St.Gallische Kulturstiftung verlieh an einer Feier in der Alten Fabrik in Rapperswil-Jona drei Preise. Der mit 15 000 Franken dotierte Anerkennungspreis ging an die Tänzerin und Choreografin Nelly Bütikofer.
Eine Kopfbewegung – und die Welt ist für einen Augenblick eine andere. Nelly Bütikofer braucht keine atemberaubenden Sprünge, keine schwindelerregenden Pirouetten, um das Publikum mit ihren Stücken zu verzaubern. Die 70-Jährige ehemalige Lachnerin ist ein Multitalent. Sie tanzt, choreografiert, führt Regie, entdeckt und interpretiert Literatur für die Tanzbühne. So auch in ihrer jüngsten Produktion «Mich wundert, dass ich so fröhlich bin», in der sie die «Spiegelgeschichte» von Ilse Aichinger zusammen mit einem Schauspieler «vertanzt». Diese spartenübergreifende Arbeit ist typisch für Bütikofer, die seit Langem in Rapperswil-Jona wohnt. In der Urkunde zum Anerkennungspreis, den ihr die St.Gallische Kulturstiftung verlieh, heisst es denn auch: «Mit einer klassischen Ausbildung in der Tasche hebt sie seit über 50 Jahren den zeitgenössischen Tanz aus eingrenzenden Formen und fächert ihn auf in ihre eigene Fasson.»
Langer, beschwerlicher Weg
Die Uzner Theaterregisseurin Barbara Schlumpf hat ihr ganz eigenes Bild von Nelly Bütikofer im Kopf. «Du trägst gelbe, kräftige Schnürschuhe,ein bleiblaues Kurzarmkleid und deine Löwenmähne. Und tanzt. Die Augen wach. Rebellisch und bodenständig-zart. Zäh, filigran und heiter.» Schöner als mit den Worten der Laudatorin kann man Nelly Bütikofer auf der Bühne kaum beschreiben. Schlumpf sprach von ihrer enormen Kraft, von ihrer Pionierrolle im performativen Tanz und nennt die Preisträgerin «die Pina Bausch der Schweiz», in Anlehnung an die legendäre, 2009 verstorbene Gründerin des Tanztheaters Wuppertal.
Nicht erste regionale Preisträgerin
Schlumpf erinnerte aber auch an den langen, beschwerlichen Weg, den Bütikofer gehen musste, bis sie den mit 15 000 Franken dotierten Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung in den Händen halten konnte. An die ewige Geldsuche, ans Abgewiesen- und Abgelehntwerden. «Tanz ist etwas vom Härtesten»,sagte Schlumpf, und als Regisseurin in der freien Theaterszene weiss sie, wovon sie spricht. Ihre Commedia Adebar erhielt vor über 20 Jahren einen Förderpreis der Stiftung. Der St.Galler Regierungsrat Martin Klöti, der am Freitagabend als Moderator für die verhinderte Stiftungsratspräsidentin Corinne Schatz einsprang, erwähnte weitere Preisträger aus dem Linthgebiet, so etwa die Maler Ursus A. Winiger und Jean Marin, die Schriftsteller Gerold Späth und Frédéric Zwicker, das Kunstsammler-Ehepaar Elisabeth und Peter Bosshard, aber auch die IG Halle oder die Rapperswiler Literaturtage. Die 1985 gegründete Stiftung vergibt jährlich Förder- und Anerkennungspreise sowie einen Kulturpreis und alle drei Jahre den Grossen Kulturpreis. Dieser ging in seiner ersten Auflage 1993 an die Familien Knie.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Elvira Jäger
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