Laura Pöpplein zu Hause am Klavier. Kommenden Samstag wird sie bei «Klassik am See» in Lachen zu hören sein. Bild Franziska Kohler
Laura Pöpplein zu Hause am Klavier. Kommenden Samstag wird sie bei «Klassik am See» in Lachen zu hören sein. Bild Franziska Kohler

Musik

«Es ist ein wenig wie beim Seiltanz»

Laura Pöpplein ist 17 Jahre alt und besucht die Kanti. Ihr grösster Traum ist, Konzertpianistin zu werden. Bis dahin ist ein langer und steiniger Weg. Wir haben das junge Talent besucht und mit ihr über ihre Leidenschaft, das Klavier, gesprochen.

Die Frage kommt wohl immer bei jungen Klavier Talenten: «Wann haben Sie mit dem Spielen angefangen? » So auch bei Laura Pöpplein. Die 17-Jährige aus Lachen arbeitet hart daran, ihren Traum zu verwirklichen, eines Tages professionelle klassische Pianistin zu werden und Konzertsäle zu füllen. Sie besucht die dritte Kunst- und Sportklasse der Kantonsschule Ausserschwyz (KSA) in Pfäffikon und ist im Begabtenförderprogramm der Musikschule Freienbach und des Kantons Schwyz. Zudem besucht sie während der Ferien regelmässig internationale Meisterkurse an renommierten Musikakademien. So zum Beispiel bei der International Piano Academy and Competition in Fulda – wo sie es als eine von zwei Juniorinnen ins Semifinale schaffte.

 

Ein Schlüsselerlebnis

Die Antwort auf die Eingangsfrage ist allerdings nicht so einfach. «Den ers-ten Klavierunterricht hatte ich mit neun Jahren», erzählt sie mit einem Lachen. Sie sitzt am Küchentisch, nebenan im Wohnzimmer steht unauffällig ein schwarzes Klavier. Doch das Feuer habe sie erst mit zwölf gepackt, räumt sie ein. Vorher beschränkte sich ihre Übungszeit auf zehn Minuten bis maximal eine halbe Stunde – mit mässiger Begeisterung. Doch dann hatte sie einen Schlüsselmoment. Ihr Vater, der sehr gerne klassische Musik hört, habe ihr ein Video der russischen Pianistin Alexandra Dovgan gezeigt. Sie spielte Felix Mendelssohns Klavierkonzert Nr. 1. Und da wusste Laura Pöpplein: «So will ich auch spielen können.» Ihre Übungszeit verlängerte sich auf drei und dann auf fünf Stunden pro Tag. «Nur Üben allein hilft aber nicht», erklärt sie. So hat sie auch die Klavierlehrerin gewechselt, nimmt jetzt Unterricht bei Eleonora Em-van Wieringen. «Vermutlich habe ich bei der Probestunde nicht wirklich gut gespielt – aber sie hat mein Potenzial erkannt», fügt Pöpplein an. «Sie wusste gleich, was ich wollte.» Und auch zwischenmenschlich habe es auf Anhieb funktioniert. «Das ist sehr wichtig.»

 

Erfolg gibt ihr Recht

Als Laura bei Eleonora Em loslegte, hat sie angefangen, an Wettbewerben zu spielen. Und oftmals gewann sie. Da habe sie gemerkt: «Es lohnt sich.» Und sie erzählt von einem persönlichen Highlight. Denn für das Neujahrskonzert 2022 in Lachen durfte sie ein Klavierkonzert spielen – mit der Salonformation des Sinfonieorchesters Kanton Schwyz (SOKS) unter der Leitung von Urs Bamert. Und zwar gab sie eben jenes Klavierkonzert Nr. 1 von Mendelssohn, das sie dereinst im Video so begeistert hat. Und kommenden Samstag wird sie an der zweiten Ausgabe von «Klassik am See» in Lachen zu hören sein – wieder mit dem Salonorchester des SOKS.

 

Schulwechsel bringt Entlastung

Alles eine Frage von Talent? Laura Pöpplein verneint. «Talent macht nur einen kleinen Teil aus», betont sie. Der Rest sei Hingabe und harte Arbeit. Strenge Disziplin ist gefragt, Zeit für anderes bleibt wenig. Dies musste sie feststellen, als sie noch eine normale Klasse der KSA in Nuolen besuchte. Mit dem regulären Pensum blieb ihr zu wenig Zeit zum Üben. Also hat sie in die Kunst- und Sportklasse nach Pfäffikon gewechselt. In dieser dauert der Weg zur Matura fünf statt vier Jahre. Draussen scheint die Sonne – doch Laura Pöpplein wird sich nach dem Gespräch wieder ans Klavier setzen. Sie nutzt jede freie Minute, sei es zum Üben oder um Schulstoff vor- oder nachzuholen.

 

Klavier als Berufung

Ob sie es nicht manchmal vermisst, mit Freunden Zeit am See zu verbringen? Manchmal, gibt sie zu. Zeit dafür bleibt höchstens in den Ferien für ein Stündchen. Und auch dann überwiegt die Leidenschaft für das Klavier. «Wenn ich länger nichts mache, werde ich nervös». Denn sie könne sich nicht erinnern, dass sie in ihrem Leben jemals etwas so gerne gemacht habe wie Klavier zu spielen. «Es ist, als hätte ich meine Lebensaufgabe gefunden », erzählt sie. «Wenn ich zurückschaue, habe ich das Gefühl, dass mir früher einfach ständig etwas gefehlt hat.» Das Klavier vervollständige ihr Leben, in gewisser Weise. Selbst wenn sie müde sei: Kaum setze sie sich ans Klavier, sei sie wach und voll konzentriert. «Natürlich bin ich nicht immer gleich gut», fügt sie an und lacht. Dann gilt es, nicht aufzugeben und das bes-te daraus zu machen. Aber auch wenn es gut läuft: In der Musik könne man nie sagen, etwas sei vollendet. Man sei immer auf der Suche. «Es ist ein wenig wie beim Seiltanz», erklärt sie. Es gehe um diese eine Millisekunde der Balance.

 

Austausch mit Gleichgesinnten

Ausgleich findet sie aber dennoch – in den Meisterkursen. Dort trifft sie auf Gleichgesinnte, kann sich austauschen, ihre Leidenschaft teilen, Spass haben, eine neue Stadt kennenlernen. Und sich bei möglichen Professorinnen und Professoren vorstellen, ein Netzwerk knüpfen – elementar wich-tig für eine allfällige spätere Karriere. «Es ist wie eine Art Trainingslager», sagt sie mit einem Augenzwinkern. Ein Lieblingsstück hat die junge Pianistin nicht. Doch am liebsten spielt sie Musik aus der Epoche der Romantik. Barock falle ihr etwas schwerer. «Diese Musik ist zeitlich weiter weg, die Umsetzung sorgt regelmässig für Diskussionen », führt sie aus. «In der Romantik geht es oft darum, was man selber fühlt. Das ist für viele zugänglicher.» Wie es weitergeht? Auf eine Prognose will sich Laura Pöpplein nicht festlegen. Denn der Weg nach der Matura an eine Musikhochschule und zu einer möglichen Karriere ist weit. Ein wenig Glück braucht es auch dazu. «Ich gebe mein Bestes», fügt sie lakonisch an.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Franziska Kohler

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

13.08.2024

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