Kaspar Michel referierte über die Schwyzer Kantonstrennung und wie es dazu kam Bild Verena Blattmann
Kaspar Michel referierte über die Schwyzer Kantonstrennung und wie es dazu kam Bild Verena Blattmann

Dies & Das

Für drei Monate hiess die Region «Kanton Schwyz äusseres Land»

Am Donnerstagabend fand in der Kaufmännischen Berufsschule in Lachen ein Vortrag über die Schwyzer Kantonstrennung von 1833 statt. Das Referat hielt der ehemalige Staatsarchivar und Alt-Regierungsrat Kaspar Michel.

Zu diesem Vortrag eingeladen hatte die Schwyzer Museumsgesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Bundesbriefmuseum Schwyz. Der Vortrag sei Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung «Schwyz. Geschichte eines Kantons», erklärte Annina Michel, Präsidentin der Museumsgesellschaft Schwyz bei der Begrüssung. Am 23.April 1833 wurde, wie es Historiker Kaspar Michel ausdrückte, «Eiligst Sturm geläutet» und dies in Lachen. Am Tag zuvor nämlich anerkannte die Eidgenössische Tagsatzung die Teilung des Kantons Schwyz in zwei Halbkantone. Endlich auf Gleichberechtigung hoffend, jubelte die Bevölkerung und die frohe Botschaft wurde von der Kanzel verlesen, Kirchenglocken und Donnergeschütz waren zu hören und in den Dörfern brannten Höhenfeuer. Lachen wurde zum Hauptort des neuen Halbkantons ernannt, der die Bezirke March, Vorderer Hof (das heutige Pfäffikon), Einsiedeln und Küssnacht umfasste. Wollerau hielt treu zu Schwyz und wurde erst im Jahr 1848 mit dem Vorderen Hof zum Bezirk Höfe zusammengeschlossen.

 

Wollerau hielt Schwyz die Treue

Es dauerte aber nicht lange und der Haussegen hing wieder schief. Einsiedeln störte sich an der Dominanz der March und deren Persönlichkeiten, zu Küssnacht gab es keine direkte Verbindung. Die beiden starken Männer der March, Franz Joachim Schmid, erster und einziger Landammann des Kantons Ausserschwyz und der Arzt Melchior Diethelm zerstritten sich wegen angeblichen Betrugs bei den Spesen. Dann dachte man auch wieder über einen Einheitskanton nach, die Stimmung war in beiden Halbkantonen hoch explosiv. Am 31. Juli 1833 fielen die Schwyzer unter Oberst Theodor Ab Yberg in Küssnacht ein, Bezirksammann Alois Stutzer wurde verhaftet. Die Aussenschwyzer befürchteten nun einen Einmarsch der Schwyzer und organisierten den Widerstand. Unterdessen sandte die Eidgenössische Tagsatzung 5000 Mann in alle Teile von Schwyz, ohne dass Blut vergossen wurde. Am 22. April 1833 wurde die Genehmigung zu den beiden Halbkantonen von der Tagsatzung schliesslich zurückgenommen.

 

Konflikte gingen weiter

Am 1. September wurde ein Grundvertrag verfasst, der am 19. September 1833 von allen äusseren Bezirken angenommen wurde. Obwohl die Schwyzer Elite als Verlierer aus dem Ganzen hervorging, war der erste Landammann Nazar von Reding wieder ein Schwyzer. Die erste gemeinsame Kantonslandsgemeinde fand am 13. Oktober 1804 in Rothenthurm statt. Der Rat entsprach nun dem Verhältnis der Bevölkerung, alle hatten die gleichen Rechte. Die Konflikte gingen dennoch weiter. So nennt Kaspar Michel die «Prügel-Landsgemeinde» von 1838. Schlussendlich kam es 1848 zu einer Kantonsverfassung, bei der Schwyz endgültig ihre Vorherrschaft verlor. Damit sei man dem Ziel, etwa nach Gerechtigkeit, Wohlstand oder Einigkeit nähergekommen. Dennoch folgten politisch und wirtschaftlich schwierige Jahre. Konflikte entstanden unter den Konservativen und Liberalen. Doch schon bevor es zur Teilung in die beiden Halbkantone kam, gab es Krisen, Auflehnung und Auseinandersetzungen. Ein politisches Desaster nennt Kaspar Michel deren Entstehungsprozess. Die Vormachtstellung von Schwyz gegenüber den äusseren Bezirken und Küssnacht und die ungleiche Behandlung waren immer und immer wieder Steine des Anstosses. Im 13./14. Jahrhundert etwa hatten adlige und geistliche Grundbesitzer das Sagen. Der Drang nach Expansion oder zumindest die Abgrenzung – damals gegen Österreich - war vorhanden.

 

Gerechtigkeit und Freiheit

Schwyz sei damals eine regionale Macht gewesen, mehr, als uns heute bewusst sei, führte Michel aus. Einschneidend war auch der Villmerger Krieg im Jahr 1712, an dem Schwyz seine starke Position verlor. Europa beeinflusste das Denken, so etwa im Hinblick auf die Französische Revolution mit der Forderung nach Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit. Der Einmarsch Napoleons hinterliess ebenso seine Spuren wie die Helvetik, die alles umkrempelte, aber als Staatswesen erfolglos war. In verschiedenen Ländern revoltierte das liberale Bürgertum. Als prägend nannte Michel auch verschiedene Persönlichkeiten wie Franz Xaver Weber (1766 – 1843) oder Theodor Ab Yberg im «alten Land». Nebst Franz Joachim Schmid und Melchior Diethelm war in Einsiedeln Josef Carl Benzinger (1799 – 1873) eine prägende Persönlichkeit und wurde Kantonsstatthalter im neuen Halbkanton im äusseren Teil. Sein Gasthaus Hirschen galt als Zentrum des Widerstands.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Verena Blattmann

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

10.06.2024

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