Dies & Das
Wie Karl der Kühne sein Riesenreich verspielte
Valentin Kessler berichtete in einem Vortrag über die Eidgenossenschaft in den Burgunderkriegen.
Vor 550 Jahren standen die eidgenössischen Orte mit Herzog Karl dem Kühnen von Burgund im Krieg. Staatsarchivar Valentin Kessler zeigte in zwei identischen Vorträgen im Bundesbriefmuseum die verschiedenen Ereignisstränge auf, welche zu diesen kriegerischen Auseinandersetzungen in den 1470er-Jahren führten. Burgund hatte sich am Ende des Mittelalters innert dreier Generationen durch Heiratspolitik, Eroberungszügen und Zukauf zu einem grossen Reich entwickelt. Es reichte vom Kernland mit der Hauptstadt Dijon bis in die Niederlande an der Nordsee – und schob sich zwischen das Heilige Römische Reich und Frankreich.
Am Anfang von Grandson stand ein Massaker
Damit schuf sich Karl der Kühne, ab 1467 Herzog des Riesenreichs, mit seinen Expansionsgelüsten im Heiligen Römischen Reich und in Frankreich argwöhnische Gegner. Im Vorfeld der Burgunderkriege gab es diverse Bündnisse mit stetig wechselnden Partnern. Die Eidgenossen hätten bis wenige Jahre vor der Auseinandersetzung ein entspanntes Verhältnis zu den Herzögen von Burgund gehabt, wie Staatsarchivar Valentin Kessler ausführte. Doch sie und insbesondere Bern sahen sich durch die Burgunder in ihrer eigenen Expansionspolitik eingeengt – Bern vor allem im Hinblick auf die Waadt. König Ludwig XI. von Frankreich, der gegen Karl den Kühnen schon diverse Niederlagen hatte einstecken müssen, setzte auf den Krieg der Eidgenossen gegen seinen Rivalen. 1474 kam es zudem zum Frieden der Eidgenossen mit den Habsburgern. Mit Belagerungen und kriegerischen Sticheleien provozierten sich die Burgunder und die Eidgenossen und ihre Verbündeten. 1476 eroberte Karl der Kühne das von den Eidgenossen besetzte Grandson – und liess trotz der Zusicherung auf freies Geleit mehrere Hundert Mann der Besatzungstruppen hinrichten.
In Schwyz blieb nur wenig von den Burgunderschätzen
Als Folge davon zogen 18’000 Eidgenossen los. Der Burgunderherzog verliess das befestigte Grandson und suchte die offene Schlacht – die für ihn in einem Desaster endete. Den Siegern spielte die Burgunderbeute riesige Schätze in die Hände, die von den Kriegern jedoch weitgehend verschachert wurden. Was noch gesammelt werden konnte, wurde im Wasserturm von Luzern aufbewahrt und nach langen Händeln unter den Siegerständen verteilt. In Schwyz sind nur ganz wenige Stücke aus dieser Beute erhalten geblieben.
In Murten und Nancy wurde Karl der Kühne überrascht
Karl der Kühne sann nach dieser für seine hochgerüstete Armee bitteren Niederlage auf Revanche. 1476 setzte er ein Heer von 22’000 Mann nach Murten in Bewegung und bereitete die Schlacht bis ins letzte Detail vor. Doch die Eidgenossen überraschten den Burgunderregenten mit ihrem Angriff in einem Moment, in dem er dies nicht erwartete. Auf dem Schlachtfeld blieben schätzungsweise 10’000 bis 12’000 Burgunder liegen, während das von den Eidgenossen angeführte Heer lediglich 400 Tote zu beklagen hatte. 1476 verlor er Lothringen und damit die Landverbindung zwischen dem südlichen und dem nördlichen Teil seines Reiches. Um es zurückzuerobern, belagerte er dessen Hauptstadt Nancy, am 5. Januar 1477 kam es zur Schlacht. Karl der Kühne verlor infolge eines Schneesturms den Überblick, seine Kanonen waren in die falsche Richtung ausgerichtet. Er verlor diese Entscheidungsschlacht und wurde erschlagen. Sein Tod bedeutete das Ende des Burgunderreichs. Es wurde 1493 zwischen Frankreich und Habsburg aufgeteilt. «Die Eidgenossen, welche die Hauptlast in diesen Kriegen getragen hatten, verbuchten nur geringe Geländegewinne », resümierte Valentin Kessler. Doch fortan galten sie als anerkannte Militärmacht und wurden in grossem Stil von den Fürstenhäusern Europas angeheuert.
Der Saubannerzug
In der Fasnachtszeit 1477 versammelten sich in Zug, Weggis und Arth unzufriedene Innerschweizer, um in Richtung Westschweiz und Genf zu ziehen. Den Hauptharst der 1700-köpfigen Freischar stellten die Schwyzer mit über 700 Mann. Ziel dieses Zuges war es, von Genf die versprochene Summe von 24’000 Gulden einzutreiben. Diese war ihnen 1475 versprochen worden, wenn sie in den Burgunderkriegen die Stadt nicht niederbrennen. Sie wurden jedoch in der Westschweiz von eidgenössischen Gesandten aufgehalten und handelten eine Brandschatzsumme von 8000 Gulden plus 2 Gulden pro Mann und ausgiebigem Umtrunk aus. Diese Aktion führte im Nachgang zu einem Streit zwischen den Länder- und Städteständen, «der die Eidgenossenschaft 1481 an die Schwelle eines innereidgenössischen Konfliktes trieb», wie Valentin Kessler erzählte. Durch Vermittlung von Bruder Klaus im sogenannten Stanser Verkommnis 1481 wurde dieser Konflikt beigelegt.
Bote der Urschweiz / Franz Steinegger
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Bote der Urschweiz
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