Die Künstlerin Sibylle Schindler unterhält sich auf der Ufnau mit einer Gruppe Trachtenleute aus Küssnacht, die am Tag der Tracht einen Ausflug auf die Insel machen. Bild: Silvia Camenzind
Die Künstlerin Sibylle Schindler unterhält sich auf der Ufnau mit einer Gruppe Trachtenleute aus Küssnacht, die am Tag der Tracht einen Ausflug auf die Insel machen. Bild: Silvia Camenzind

Kunst & Design

Auf der Ufnau dem Wort auf der Spur

Die Outdoor-Ausstellung von Sybille Schindler auf der Insel des Klosters Einsiedeln im Zürichsee dauert noch bis zum 13. Oktober.

Nach Harald Nägeli im Jahr 2022 und einer Fotoausstellung im letzten Jahr bestreiten nun die Schwyzer Künstlerin Sibylle Schindler und Pater Jean-Sébastien Charrière aus dem Kloster Einsiedeln die fünfte Auflage von «art ufnau», der Kunstausstellung auf der Klosterinsel bei Pfäffikon. Die zwei Kunstschaffenden sind «dem Wort auf der Spur». Sibylle Schindler, ihre Materialien sind vor allem Eisen, Blei, Keramik und Metall, ist bekannt dafür, mit Schriften und Zeichen zu arbeiten. Sie sind schon lange ihr Thema. Berühmt sind ihre rostroten Bücher, in die sie Symbole einbrennt oder ritzt. Diese Bücher gaben den Ausschlag, Schindler für die diesjährige Ausstellung anzufragen. Auf der Insel ausgestellt ist nun eines dieser riesigen Dokumente, die sie 2015 geschaffen und schon mehrmals gezeigt hat. Alle anderen Werke, die auf der Insel zu sehen sind, entstanden in den letzten drei Jahren und wurden bisher noch nie ausgestellt. Insgesamt sind 17 Werke von Sibylle Schindler zu entdecken.

 

Publikum darf im Gästebuch blättern

Die Werke sind zwischen der Kapelle St. Martin und der Kirche St. Peter und Paul platziert. Die beiden Sakralbauten verbindet Schindlers Bücherweg. Es sind neue Bücher mit starken Symbolen entstanden. In der Kapelle hat Pater Jean-Sébastien Charrière ein lehrreiches Panorama der Schrift gestaltet. Hier stehen auch Sibylle Schindlers vergangener und vergessener Bücherstapel und das Gästebuch, in dem das Publikum blättern darf, was aber angesichts der Grösse der Seiten nicht ganz einfach ist.

 

Eigene Betroffenheit verarbeitet

Die Weltlage hat Sibylle Schindler in den letzten Jahren sehr beschäftigt. Es sind ernsthafte Themen, die sie aus einer inneren Betroffenheit in ihren Werken verarbeitet. Aber trotz Krieg und Trauer schwingt auch Hoffnung mit. Im Werk «Ausbruch und Hoffnung» sind es filigrane Keramikplättchen, die im Wind schwingen. Die zwei Türme von «Aus der Siedlung» sind so geschickt vor der Kirche platziert, dass man denken könnte, sie hätten schon immer dagestanden. Hinter dem Altar in der Kirche findet man einen hauchdünnen Schriftvorhang, die eingebrannten Löcher im Paravent erinnern an Schriftzeichen vergangener Kulturen. Man sollte auch nicht verpassen, hinter der Kirche «Babel» zu betrachten. Blickt man durch das Rund auf den See, scheinen Figuren ins Wasser zu springen. Wohin? Gedanken dazu überlässt die Künstlerin dem Publikum, das jeweils in grosser Zahl auf die beliebte Ausflugsinsel strömt. Ein Inselbesuch ist auch immer eine Auszeit vom Alltag und dank der Kapelle und Kirche aus dem 12. Jahrhundert auch eine Zeitreise in die Vergangenheit. In dieser Idylle zwischen See, Wiese und Himmel strahlen die Werke etwas Zeitloses und Tiefes aus. Die Insel ist der perfekte Ort für die Skulpturen. Vermutlich kamen die Werke der renommierten Künstlerin, die schon international an vielen Ausstellungen präsent war, noch nie so gut zur Geltung. 

 

Transport der Werke war ein Kraftakt

Sibylle Schindler freut sich, auf der Insel der Stille ausstellen zu können und hier ein grosses Publikum zu erreichen. Der Transport der Werke über den See zu ihrem Standort war übrigens ein Kraftakt. Die grossen Werke sind bis zu 300, 400 Kilogramm schwer. Sie wurden für den Transport auseinandergenommen. Auf der Insel stehen sie auf massiven Bodenplatten, die, mit Erde und Gras überdeckt, geschickt getarnt sind. Die Ausstellung «art ufnau» dauert bis am 13. Oktober und wird mit verschiedenen Veranstaltungen von Vorträgen über Konzerte bis zu Führungen ergänzt.

 

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

13.06.2024

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www.schwyzkultur.ch/ZBhJbJ