Kunst & Design
Diese zwei Bildhauerinnen arbeiten im kleinsten Atelier der Welt
Die Kunstkabinen am Bahnhof Brunnen erhalten viel Aufmerksamkeit. Die Brunner Künstlerinnen Franziska Amstad und Sylvia Schranz stellen nicht nur aus, sie sind auch selber ausgestellt.
Seit 2021 gibt es die Kunstkabinen am Bahnhof Brunnen. In zwei leeren Telefonkabinen stellen immer wieder andere Kunstschaffende aus. Doch die zwei Kabinen haben noch nie so viel Aufmerksamkeit erregt wie gerade jetzt. Die beiden Brunnerinnen Sylvia Schranz und Franziska Amstad stellen nämlich nicht nur aus, sie arbeiten gleich selber in den Kunstkabinen. Die zwei Bildhauerinnen wirken sonst im Atelier 678 in Seewen, nun machen sie die ehemaligen Telefonkabinen zu ihrem Atelier.
Wegen der tiefen Temperaturen haben die Künstlerinnen an diesem Morgen die Türen geschlossen. Jede arbeitet in ihrem Kabäuschen, das von Sylvia Schranz ist winzig, umfallen könnte sie darin nicht. Franziska Amstad hat etwas mehr Ellenbogenfreiheit. Beide tun, was sie in ihrem Atelier in Seewen auch tun würden, sie arbeiten an ihren Werken. Aus Platzgründen sind es kleine Werke. Sylvia Schranz arbeitet an ihren Körperwelten. Franziska Amstad erstellt für eine Ausstellung eine Heerschar von kleinen Figuren, inspiriert von den griechischen Kykladenstatuen. Ein grosses Exemplar aus schwarzem Speckstein hat sie draussen vor der Kabine platziert.
Schon manche Ausstellung in den Kunstkabinen hat sich mit Kommunikation befasst. Doch noch nie war sie so direkt wie bei den zwei Frauen, die ihre Kunst an diesem belebten Ort völlig niederschwellig zu den Leuten bringen. Sie sind da beim Arbeiten ganz schön ausgestellt. Der Bus nach Schwyz steht an der Kante. Die Leute, die darin auf die Weiterfahrt warten, blicken rüber zur Kunstkabine. «Wir erhalten Fotos von Leuten, die im Bus sitzen und uns beim Arbeiten beobachten», erzählt Franziska Amstad. Weil die Scheiben vom Bus und auch jene von den Kabinen sich spiegeln, ergeben sich mit den Werbeslogans auf den Bussen besondere Konstellationen.
«Im kleinsten Atelier der Welt»
«Die Kommunikation ist direkt. Die Leute halten uns zwar vom Arbeiten ab, aber das ist gewollt», erklärt Franziska Amstad weiter. Bereits seit zwei Wochen wirken die Künstlerinnen inzwischen in den Kunstkabinen, und bereits hat Franziska Amstad 110 Gespräche geführt. Sie weiss das so genau, weil sie eine Strichliste führt. Sylvia Schranz schätzt ihre Kontakte auf rund 50. Es kommen auch Leute zum Fachsimpeln vorbei und zeigen Bilder ihrer eigenen Arbeiten. Sylvia Schranz hat von einem Paar, das beim Warten auf den Zug bei ihr vorbeischaute, eine Karte per Post erhalten, darauf steht: «Im kleinsten Atelier der Welt.»
In Brunnen hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die zwei Frauen als Zwischennutzung ihr Atelier an den Bahnhof verlegt haben. «Gehst du zur Arbeit? Das rufen mir die Leute nach, wenn ich mit dem Velo durchs Dorf fahre», lacht Sylvia Schranz. Bis am 23. März werden sie und Franziska Amstad dies noch tun, ohne fixe Zeiten, vielleicht auch mal abends oder in der Nacht. Jede nach Lust und Laune, manchmal trifft man beide an, manchmal nur eine, und manchmal ist auch keine da. «Wir machen ja im Atelier in Seewen auch nicht ab, wann wir dort sind.» Spontan geht es mit dem Atelier 678 in Brunnen weiter, mit dem Ausstellen und dem Ausgestellt-Sein und mit den Gesprächen mit Pendelnden, Schulklassen und Feriengästen.
Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind
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Bote der Urschweiz
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