Kunst & Design
Mit der Kamera durch Wien
Drei Wochen Wien, 1300 Fotos und unzählige Geschichten. Der Fotograf Roger Harrison zeigt im Kulturhaus Maihof in Küssnacht in der Ausstellung «Eine visuelle Hommage an Wien» Fotografien. Sie entstanden dank eines Stipendiums der Zentralschweizer Kantone.
Der renommierte Fotograf Roger Harrison, bekannt für seine meisterhaften Schwarz-Weiss-Bilder, präsentiert in einer neuen Ausstellung im Kulturhaus Maihof in Küssnacht eine Auswahl an Fotografien, die er während eines dreiwöchigen Aufenthalts in Wien im vergangenen Herbst aufgenommen hat. Die beeindruckende Bildserie ist eine Liebeserklärung an die Stadt und ihre Menschen – eine visuelle Hommage, die von tiefem Verständnis und feiner Beobachtungsgabe zeugt. Harrison, der dank eines Stipendiums der Zentralschweizer Kantone eine Wohnung in der Nähe eines der berühmten Wiener Flaktürme bewohnen konnte, nutzte die Gelegenheit, um Wien in seiner Vielfalt zu entdecken. «Es sind die Menschen, die eine Stadt lebendig machen», erklärt der 82-Jährige. Mit der Strassenbahn fuhr er durch die verschiedenen Viertel der Stadt, stets auf der Suche nach flüchtigen Momenten, die er mit seiner Leica Q2 Monochrom oder Nikon D850 diskret einfing. «Die Leute bemerken es gar nicht, wenn ich fotografiere», sagt Harrison, der für seine unaufdringliche Arbeitsweise bekannt ist.
Licht, Schatten und doppelte Wirklichkeiten
Obwohl Harrison für seine Leidenschaft für Architektur bekannt ist, steht in dieser Serie der Mensch im Mittelpunkt. Mit einem geschulten Blick für Komposition und Kontraste inszeniert er das Zusammenspiel von Licht und Schatten und fängt das Wesen der Wiener Bevölkerung in ihrem urbanen Umfeld ein. Ob Reflexionen auf regennassen Strassen oder geheimnisvolle Stimmungen in den Abendstunden – Harrison zeigt Wien in all seinen Facetten. «Die historische Kulisse und die kleinen Details erzählen eine Geschichte, die nur durch die Linse zum Leben erweckt wird», beschreibt er seine Arbeit. Neben der Fotografie war für Harrison auch der persönliche Austausch ein wichtiger Bestandteil seiner Reise. So traf er in Wien den Schriftsteller Stefan Eibel, die Dichterin Bettina Balàka und die Filmemacherin Ruth Beckermann. Besonders beeindruckte ihn Beckermanns Film «Favoriten», der Kinder von Migranten im gleichnamigen Wiener Bezirk auf ihrem Weg in die deutsche Sprache begleitet. «Der Film wäre ein wertvolles Lehrstück für Pädagogen und politische Entscheidungsträger in der Schweiz. Er gibt einen Einblick, mit welchen Schwierigkeiten Migrantinnen, Migranten und Einheimische konfrontiert sind», sagt Harrison. Die Reise inspirierte ihn ausserdem zu einer thematischen Gliederung seiner Arbeit. Seine Ausstellung umfasst die Bereiche: Tram, Zug, Strassen, Film, Geschichte, Regen und rote Nasen. Besonders fasziniert zeigte er sich von der «Der dritte Mann»-Tour, bei der er die Wiener Kanalisation erkundete, die als Schauplatz des berühmten Filmklassikers «Der dritte Mann» diente. «Über die Original-Filmtreppe hinabzusteigen und in die Unterwelt einzutauchen, war ein unvergessliches Erlebnis », erinnert sich Harrison. Humor, Lebensfreude und Vitamin C Trotz seiner 82 Jahre wirkt Roger Harrison vital und voller Energie. Sein Geheimnis? «Ich nehme Vitamin C und habe Humor.» Auch kleine Enttäuschungen nimmt er mit einem Augenzwinkern: Eine berüchtigte Bar am Schwedenplatz, bekannt für ihre Streitereien, enttäuschte ihn, weil es an diesem Abend keine Konflikte gab. «Ich liebe Aktion – schade, dass ich keinen Streit fotografieren konnte», sagt er lachend.
Eine Ausstellung voller Geschichten
Harrison schoss während seines Aufenthalts 1300 Fotos, reduzierte diese in der Nachbearbeitung auf 80 und wählte schliesslich 20 für die Ausstellung aus. «Was mir am besten gefiel, war, Zeit fürs Fotografieren zu haben und an nichts anderes denken zu müssen », resümiert er. Die Ausstellung bietet Einblicke in die Vielfalt und die Seele Wiens und lädt dazu ein, die Stadt durch Harrisons einzigartige Perspektive zu erleben. Die Vernissage am 9. Januar 2025 im Kulturhaus Maihof wird von seinem Sohn James Harrison musikalisch begleitet, der als DJ auftritt. Ein gelungener Auftakt für eine Ausstellung, die Wien feiert.
Hinweis
Eine visuelle Hommage an Wien. Vernissage. Donnerstag, 9. Januar 2025, 18–20 Uhr. Finissage: Samstag, 25. Januar 2025, 16–18 Uhr. Öffnungszeiten Kulturhaus Maihof jeweils Mittwoch von 10 bis 14 Uhr und Samstag von 14 bis 18 Uhr, oder auf Anfrage. Eintritt frei.
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SchwyzKulturPlus
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