Bühne
Der erdrückende Wahnsinn
Die Küssnachter Theaterleute feierten mit «Woyzeck» eine Premiere, die begeisterte.
Soldat Woyzeck (schlicht grossartig, Lukas Meyer) zählt Erbsen. Auf einer kleinen Bühne in der schaurig-schönen und geschichtsträchtigen Atmosphäre des Mostkellers von Dorly’s Getränkehandel in Merlischachen. Dorthin kommt der Wahnsinn sichtbar und doch unaufhaltsam.
Überzeichnete Figuren
Der junge Regisseur Christof Bühler hat mit seinem neunköpfigen Theaterleute-Ensemble den fragmenthaften Text über den darbenden Soldaten Woyzeck von Georg Büchner zu einem düster-morbiden, schrillen und doch aktuellen Bühnenstück verarbeitet. Die ausverkaufte Premiere gestern Donnerstag zeigte, dass den Küssnachter im kleinen Rahmen ein grosses Stück Theater gelungen ist. Die überzeichneten (geschminkten) Figuren, die tollen Kostüme, der witzige Einsatz der Musik und die Atmosphäre von Bühne und Theatersaal vermischen sich zu einem Ganzen, das ein packendes und nachhaltiges Theatererlebnis garantiert. Und es geht um den schleichenden Wahnsinn. Wird Woyzeck zum Mörder, weil er in den Wahnsinn getrieben wird, oder ist er letztendlich das Opfer? Diese Antwort kann sich das Publikum selber geben. Nebst einem packenden Theaterstück und durchwegs tollen Darstellern wird das Publikum auch mit Regieeinfällen konfrontiert, die man so sonst kaum sieht. Nur einer sei hier verraten. Ahmad Askari, ein afghanischer Flüchtling, der in seiner Heimat als Stand-up-Comedian auftrat, macht genau dies in seiner Rolle als Narr.
Bote der Urschweiz (Roger Bürgler)
Autor
Bote der Urschweiz
Kontakt
Kategorie
- Bühne
Publiziert am
Webcode
www.schwyzkultur.ch/JwRwbC