Witzige Geschichten, lebhaft vorgetragen: Slam-Sieger Samuel Richner. Bild: Josias Clavadetscher
Witzige Geschichten, lebhaft vorgetragen: Slam-Sieger Samuel Richner. Bild: Josias Clavadetscher

Bühne

Literatur

Mit einer Bären-Story die Whiskyflasche gewonnen

17. Poetry-Slam von Kultur Brunnen begeisterte vor vollem Haus.

Poetry-Slam ist wie ein Puzzle. Die Wortakrobaten sind kabarettistisch, literarisch, witzig, frech, überraschend, akademisch, populistisch unterwegs. Oder alles zusammen und gleichzeitig oder nacheinander. Die Vorträge wurden hochdeutsch, seltener in Dialekt, schnell oder bedächtiger, dramatischer oder doppelbödig vorgetragen. All dem hat die bereits 17. Austragung des Poetry- Slams in Brunnen – der veranstaltende Verein Kultur Brunnen hat diese Kunstform also sehr früh schon im Programm gehabt – in der ganzen Breite entsprochen. Angetreten sind sieben Slammer und Slammerinnen. Jeder und jede ganz anders. Die Zürcherin Annika Biedermann fragte sich und das Publikum, ob und wie man dies und jenes im Leben und im Alltag aushalten könne. Lea Rohner versetzte sich in die alttestamentarische Figur der trickreichen Judit und führte biblische Widersprüche ins Absurde. Jan Rutishauser lieferte in seiner Betrachtung über den Fitness- Wahnsinn viel Wortwitz ab. Der Berliner Aidin Halimi kämpfte mit der deutschen Sprache und den drei oder noch mehr sexistischen Artikeln; der, die, das oder gar nichts. Lukas Becker hatte einen sehr lyrisch-dramatischen Text parat, vorgetragen als temporeicher Rap. Sara Frantolini aus Seuzach schilderte eine nächtliche Nachhausefahrt im Bus, mit allen Negativerlebnissen nach der Party-Nacht. Und Samuel Richner beschrieb die mezzo-narkotischen Erlebnisse als Patient bei einer Herzoperation.

 

Drei ins Finale geschickt

Von der im Saal ernannten neunköpfigen Jury wurden Rutishauser, Becker und Richner schliesslich ins Finale gehievt. Rutishauser machte sich dort Gedanken über den Reichtum, der dazu führen könne, dass sechs Milliarden Franken etwa einer Martullo entsprächen. Becker war erneut sehr literarisch und stimmte mit seiner geschilderten Alzheimer-Szene das Publikum ziemlich nachdenklich. Während Richner eine Begegnung mit einem Bären sehr dramatisch inszenierte. Er sei als vermeintliches Opfer nur davongekommen, weil der Bär ein Feinschmecker gewesen sei und von ihm abgelassen habe. Bewertet wurde im Finale nach dem Applaus. Gewonnen hat der Berner Samuel Richner, immerhin Schweizer Meister 2022. Er holte sich die obligate Flasche Whisky ab. Die für die Rangierung gefühlte Lautstärke liess sich auch durch die moderne Handy-Technik belegen: Richner erzielte 107 Dezibel, die anderen 97 und 93. Durchs Programm geführt hat erneut Kilian Ziegler. Ein routinierter Moderator, witzig, spritzig, motivierend. Selber war er dreimal Schweizer Meister und hat sich inzwischen darauf konzentriert, die Szene zu betreuen und durch die Schweiz reisen zu lassen. Das Besondere an diesen Poetry- Slams: Immer wieder werden da Talente entdeckt, die später die grosse Kabarett-Bühne erobern. Aus diesem Nachwuchsbecken für Literatur, Kabarett und Comedy sind schon Namen wie Pedro Lenz, Hazel Brugger, Patti Basler, Renato Kaiser oder Gabriel Vetter gefischt worden. Erstmals wurde der Poetry-Slam im Club Wald in Brunnen durchgeführt. Ein dafür überaus geeigneter Ort, mit Bühne, technischem Equipment, guter Atmosphäre und durchaus Kellertheater- Ambiance. Es ist zu vermuten, dass dies nicht der letzte Kulturevent in diesem Club gewesen ist.

 

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne
  • Literatur

Publiziert am

21.05.2024

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www.schwyzkultur.ch/Kg2SnP