Steinwerkzeug: Die Herstellung von Steinwerkzeugen, wie diese Nachbildung zeigt, erforderte einerseits gute Materialkenntnisse und andererseits grosses handwerkliches Geschick. Bild Walter Imhof
Steinwerkzeug: Die Herstellung von Steinwerkzeugen, wie diese Nachbildung zeigt, erforderte einerseits gute Materialkenntnisse und andererseits grosses handwerkliches Geschick. Bild Walter Imhof

Dies & Das

3500-jährigen Siedlungsplatz entdeckt

Bei einer Balm in der Hinter Silberenalp machen Höhlenforscher immer wieder interessante Funde urzeitlicher Jäger und Hirten. Steinwerkzeuge, Keramikscherben, Knochen und Holzkohle liefern Hinweise auf eine sehr frühe Begehung des längst aufgegebenen Alpstafels.

Die Bezeichnung «Stafel» (Alt Stafel, Ober Stafel, Stäfeli ...) für eine Alp ist häufig. Oft handelt es sich um aufgegebene Plätze mit Mauerresten früherer Alpgebäude. Der Alt Stafel der Hinter Silberen weist fünf Gebäudereste, einen Pferch und eine Weganlage auf, die auf ein ehemals bedeutendes Alpzentrum östlich der Twärenen schliessen lassen.

Murmeltiere als Archäologen

Die Wegverbreiterung vom Alpeli in die Hinter Silberenalp wurde in den letzten Jahren in Angriff genommen. Da und dort mussten kurze Wegstücke verlegt werden, so auch unter dem Schaftritt zwischen dem Schattgaden und der Hinter Silberenalp. Hier wurde der Weg bergwärts verlegt, was ein Aufbrechen des Hangschuttes zur Folge hatte. Die Arbeiten in diesem archäologisch heiklen Abschnitt wurden aufmerksam verfolgt. Auch die nähere Umgebung der Balm wurde erneut auf Spuren urzeitlicher Menschen abgesucht. Beobachtet wurden vorwiegend die Viehwege und die Eingänge zu den Murmeltierbauten. Das von den Tieren herausgeschaffte Erdreich stammt zumTeil aus den ältesten, menschlich beeinflussten Schichten und enthält immer wieder interessante Funde.

Feuer vor 3500 Jahren

Aus einem solchen Murmeltierbau stammt neben Keramikscherben auch Holzkohle, die an der ETH Zürich auf das Alter datiert wurde und folgendes Alter ergab: ETH-47240, 3345 ± 29 BP. Ausgedrückt in Kalenderjahren wurde beim Alt Stafel während der Bronzezeit, also bereits vor etwa 3500 Jahren, ein Feuer unterhalten. Die oben genannten Keramikscherben wurden ebenfalls in diese Zeit datiert. Keramikgefässe werden in der Bronze- und Eisenzeit im Zusammenhang mit der Bearbeitung und Lagerung von Milch gesehen, was als Hinweis auf eine sehr frühe alpwirtschaftlicheTätigkeit im Muotatal angesehen wird.

Der Speisezettel der Urzeithirten

Wie aus anderen archäologisch untersuchten alpwirtschaftlichen Siedlungsplätzen (z. B. Charretalp) bekannt ist, haben Hirten während den Sommermonaten zur Deckung ihres Nahrungsbedarfes auch Jagd auf Wildtiere gemacht. Rothirsch und Steinbock zählten dabei, wie unzählige Funde aus Höhlen des Muotatals belegen, zu den begehrtesten Jagdtieren. Auch im Fundmaterial des Alt Stafels ist der Rothirsch nachgewiesen.

Neuzeitliche Spuren

Bei der Oberflächenforschung werden aber auch neuzeitliche Funde gemacht. So etwa Knochen von heutigen Zuchtrassen (Schaf, Ziege, Rind, Schwein), Hufeisen von Pferden und Maultieren oder Eisen, mit denen Rinder und Kühe beschlagen wurden. Ballone, die man bei Hochzeiten oder Geburtstagfesten steigen liess, gehören ebenfalls dazu. Für Wild- und Haustiere können diese Ballone, die meist mit langen Kunststoffschnüren versehen sind, vor allem bei der Nahrungsaufnahme gefährlich sein und werden deshalb rigoros eingesammelt. Die Forschungen finden in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur statt.

Jahrtausendealte Spuren

Der Nachweis urzeitlicher Jäger und Hirten im Muotathaler Alpgebiet ist für den Kanton Schwyz von Bedeutung. Steinwerkzeuge, Keramikscherben und Knochen von Haus- und Wildtieren, die als Speisereste angesehen werden, sind Hinweise für eine sehr frühe alpwirtschaftlicheTätigkeit. Das älteste Steinwerkzeug kann nach Ansicht von Fachleuten durchaus 5000 bis 10 000 Jahre alt sein. Auch Spuren aus der Bronzezeit (2200 bis 800 v. Chr.), aus der Zeit um Christi Geburt und aus dem Mittelalter sind nachgewiesen.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

06.02.2013

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